Gesellschaftliche Veränderung und die Reaktion von Schulen zur Thematik der Migration

1. Was ist gemeint mit einer ´nationalen Orientierung des Bildungssystems´? Woran kann das festgemacht werden im Hinblick auf seine Zielgruppen, Inhalte/Fächer, Strukturen? (denken Sie hier auch an ihre eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit zurück)

Mit der nationalen Orientierung des Bildungssystems ist gemeint, dass die Fächer in Deutschland hauptsächlich auf Deutsch unterrichtet werden sollen und sich auf Deutschland beziehen. Damit dieses geschehen kann, wird ein gewisses Grundverständnis der deutschen Kultur und das Verständnis der deutschen Sprache weitestgehend vorrausgesetzt. Ausnahme hierbei sind natürlich die Fremdsprachen, die Sinngemäß ausgeklammert werden.
Aus meiner eigenen Schulzeit war dieses gerade in den gesellschaftlich geprägten Fächern wie Deutsch, Geschichte und Erdkunde deutlich merkbar. In Deutsch ist dieses ziemlich verständlich und daher nicht ungewöhnlich, aber gerade in Geschichte war ein deutlicher Fokus auf deutsche Geschichte und die von Europa zu merken. So haben wir uns viel mit der eigenen NS-Zeit und der Gründung Deutschlands auseinandergesetzt, wie auch in Erdkunde mit der deutschen Infrastruktur und der Landwirtschaft in Deutschland.

2. Was nehmen Sie aus dem öffentlichen Diskurs über ´Migration als Herausforderung für die Schule´ und über sog. ´Schüler mit Migrationshintergrund´ als Informationen wahr und inwiefern hat die Vorlesung für sie andere/neue Perspektiven dazu eröffnet?

Für mich gab es nicht allzu viele neue Aspekte in der Vorlesung, da ich durch einen sehr guten Erdkundeunterricht mich schon deutlich mit Gründen von Migration beschäftigt habe. Zudem ist das Thema in den letzten Jahre ziemlich deutlich und stark in den Medien vertreten, sodass von dieser Seite auch viele Informationen an mich herangetragen wurden. Als Auffrischung dieses Wissens war diese Vorlesung jedoch ziemlich sinnvoll, da man allgemein, meiner Meinung nach, dieses Thema immer wieder vertiefen und wiederholen kann. Gerade der Migrationshintergrund der Schüler und deren Integrierung wird immer wichtiger und stellt auch für die Zukunft einer der wichtigsten Kompetenzen da, die ein Lehrer neben seiner Fachkompetenz mitbringen muss. Demnach also ein Thema, welches dauerhaft wieder aufgefrischt werden sollte.

3. Inwiefern kann das Beispiel von Betül (Interviewausschnitt aus einer qualitativen Studie) als Ausdruck von ´DoingCulture´ durch Lehrer*innenhandeln im Unterricht herangezogen werden?

Die Lehrerin handelt in diesem Beispiel falsch, da sie sich von ihren Vorurteilen gegenüber dem Migrationshintergrund von Betül täuschen lässt und nicht die „DoingCulture“ berücksichtigt. Die „DoingCulture“ stammt aus der Handlungstheorie, welche besagt, dass das Handeln eines Menschen auf dessen soziale Ordnung zurückzuführen ist, somit also von dessen Umfeld, angehöriger Organisation und dem System geprägt ist. Da Betül geprägt ist durch eine europäische Sicht, handelt sie nicht nach dem Stereotyp einer türkischen Migrantin und durchkreuzt somit den an sich nicht verwerflichen Gedanken der Lehrerin, ihren Migrationshintergrund in den Unterricht mit einfließen zu lassen. Bevor sie das aber hätte machen dürfen, hätte sie erstens Betül vorher fragen müssen und zweitens ihren Migrationshintergrund besser erforschen müssen.

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