Selbstreguliertes Lernen als Wegbereiter für das Studium
Was ist selbstreguliertes Lernen?
Selbstreguliertes Lernen basiert auf dem Konzept der Selbstregulation, das die Auswahl persönlicher Ziele und die Anpassung von Gedanken, Handlungen und Emotionen zur Zielerreichung umfasst. Es unterscheidet sich von Persönlichkeitseigenschaften oder Fähigkeiten, da es sich auf zielgerichtete Handlungen bezieht. Selbstreguliertes Lernen wird als der vom Lernenden aktiv gesteuerte Prozess definiert, bei dem verschiedene Strategien genutzt werden, um das eigene Lernverhalten im Hinblick auf persönlich relevante Ziele zu steuern und zu regulieren.
Welche Modelle gibt es?
Es gibt verschiedene Modelle des selbstregulierten Lernens:
Prozessmodell der Selbstregulation nach Schmitz et al. (2007) baut auf dem kybernetischen Modell auf und unterteilt den Lernprozess in drei Phasen: die präaktionale Phase (Zielsetzung), die aktionale Phase (Durchführung von Lernhandlungen) und die postaktionale Phase (Bewertung und Anpassung des Lernverhaltens).
Komponenten-Modell nach Boekaerts (1999), auch als Drei-Schichten-Modell bekannt, beschreibt drei Ebenen: die äußerste Schicht (Regulation des Selbst) umfasst die Auswahl von Zielen und die Planung von Lernzeit und -ort, die mittlere Schicht (Regulation des Lernprozesses) bezieht sich auf die Planung und Kontrolle des Lernfortschritts, und die innerste Schicht (Regulation des Verarbeitungsmodus) behandelt den Einsatz von Lernstrategien.
Kybernetisches Modell nach Wiener (1948) stellt einen Regelkreislauf dar, in dem der IST-Zustand mit dem SOLL-Zustand verglichen wird. Bei Abweichungen müssen regulative Handlungen vorgenommen werden, um den IST-Zustand anzugleichen.
Lernstile
= überdauernde Neigungen beim Lernen, die sich aus individuellen Vorlieben, Persönlichkeitseigenschaften und Erfahrungen entwickeln.
Lernaktivitäten
= diese umfassen allgemein alle Handlungen, die das Ziel haben, systematisch und beabsichtigt eigenes Wissen, Fähigkeiten und Kompetenzen zu verbessern.
Lerntechniken
= einzelne konkrete Methoden (z.B. Hervorhebung von Begrifflichkeiten durch Textmarker), die man während einer Lernaktivität einsetzt.
Wichtig: Lerntechniken werden durch den geplanten Einsatz zur Erfüllung eines konkreten Lernziels innerhalb des Lernprozesses zu Lernstrategien..
Kognitive Lernstrategien
Was ist das überhaupt?
Kognitive Lernstrategien unterstützen den Wissenserwerb, indem sie die Informationsverarbeitung und das strategische Wissen fördern. Sie helfen dabei, abstrakte Konzepte greifbarer zu machen und Informationen durch Verknüpfung mit Vorwissen im Gedächtnis zu speichern. Diese Strategien erleichtern das Enkodieren von Wissen und dessen späteren Abruf. Im Rahmen des selbstregulierten Lernens sind kognitive Lernstrategien eine wichtige Komponente, die den Lernprozess effizienter gestalten können. Bereits in früheren Lektionen wurde eine Kategorisierung von Lernstrategien vorgestellt, zu denen auch die kognitiven Strategien zählen.
Organisationsstrategien
- Reduktion der Lerninhalte auf das Wesentliche: Textinhalte markieren, gliedern, exzerpieren oder verdichten.
- Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten von Mindmaps und Concept-Map.
- Vor- und Nachteile von allgemeinen Organisationsstrategien wie Tabellen und Grafiken.
Wiederholungsstrategien
- Vorteile des verteilten Wiederholens gegenüber dem massierten Wiederholens.
- Möglichkeiten, die eigene Motivation und Konzentration beim Wiederholen durch Variationaufrecht zu erhalten.
- Üben des Wissensabrufs als wichtiger Teil des Lernens und Wiederholens.
Elaborationsstrategien
- Bedeutung des eigenen Vorwissens beim Lernen und verschiedene Möglichkeiten der Vorwissensaktivierung.
- Hintergrundwissen: Lerninhalte vertiefen, effektiv Fragen stellen oder Notizen anfertigen.
- Einblick in die Mnemonik und das Gedächtnistraining.
„Kognitive Lernstrategien kommen dann zum Einsatz, wenn wir uns mit dem konkreten Lernmaterial auseinandersetzen! Sie helfen uns dabei, die Inhalte während der aktionalen Phase des Lernprozesses (vgl. Prozessmodell des selbstregulierten Lernens, Schmitz et al. 2007) effektiv zu verarbeiten.“
Merksatz
Quellen
Krapp, A. (1993). Lernstrategien: Konzepte, Methoden und Befunde. Unterrichtswissenschaft, 21, S. 291-311.
Metzig, W. & Schuster, M. (2016). Lernen zu lernen: Lernstrategien wirkungsvoll einsetzen (9. Auflage). Berlin: Springer.
Otto, B., Perels, F. & Schmitz, B. (2011). Selbstreguliertes Lernen. In H. Reinders, H. Ditton, C. Gräsel & B. Gniewosz (Hrsg.), Empirische Bildungsforschung (S. 33–44). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Perels, F., Dörrenbächer-Ulrich, L., Landmann, M., Otto, B., Schnick-Vollmer, K. & Schmitz, B. (2020). Selbstregulation und Selbstreguliertes Lernen. In E. Wild & J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie (3. Aufl., S. 45-66). Berlin: Springer.