Empirische Forschung zu Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht

  1. Da meine Erfahrung im Berufsleben mir gezeigt hat, dass ein reiner Kontrast meist nur zu einem verbalen Schlagabtausch führt, als zu einer konstruktiven Diskussion, würde ich zunächst Schnittstellen zu den bereits angewandten Maßnahmen im Bereich der Heterogenität suchen. Aus meinem Praktikum und anderen Erfahrungen weiß ich, dass in Schulen oftmals das Aufstellen von Gruppentischen als Berücksichtigung von Heterogenität als ausreichend angesehen wird. Mit Sicht auf diese Erfahrungen, würde ich zunächst die empirischen Erkenntnisse im Bereich der heterogenen Gruppen aufzeigen. Explizit meine ich hier die Studien zur Motivation und Leistung bei heterogenen und homogenen Gruppen. Im weiteren Verlauf der Konferenz müssen dann selbstverständlich auch weitere eher unerwartete und konträrere Erkenntnisse aufgezeigt werden, wie z.B. die Aufmerksamkeitsrate in der Physik von 2/3 für Jungen durch die Lehrkraft und das obwohl es Erkenntnisse darüber gibt, dass die Lernvoraussetzungen in diesem Fachbereich bei Jungen und Mädchen dieselben sind. Dieses soll Lehrer für dieses Thema zu sensibilisieren. Wichtig ist hierbei auch, dass die die Untersuchungen gezeigt haben, dass es wesentlich ist, wie sich einem Thema angenähert wird und das die Leistungen bei Jungen nachweislich nicht schlechter werden, wenn man sich einem Thema annähert bei dem Mädchen profitieren.

 

  1. In meinem Praktikum wurde mit der Lernlandkarte im Bereich Mathematik gearbeitet, wobei es circa 400 sogenannte „Spiele“ gab, welche die SuS je nach Stand zu erfüllen hatten. Die „Spiele“ waren nicht durch zeitliche Begrenzungen reglementiert, sodass die SuS, wenn die Arbeitsphasen beendet waren, in der nächsten Arbeitsphase weiter machen konnten. Dennoch wurde am Ende einer jeder solchen Arbeitsphase ein Sitzkreis gebildet und die SuS sollten kurz ihre eigene Arbeitsphase bewerten. Dieses wurde dann durch ein Feedback der Lehrkraft bestätigt oder auch korrigiert beziehungsweise diskutiert. Meinen Beobachtungen in Bezug auf die Motivation der SuS mit diesem Konzept kann ich fast nur positives abgewinnen. Es gab Tage an denen die SuS zwar nicht so freudig oder effizient „gespielt“ haben, dieses war jedoch eher die Ausnahme und meines Erachtens auf andere Faktoren zurückzuführen. Am Ende eines jeden Punktes der Lernlandkarte stand ein Test, welcher zu einem bestimmten Teil richtig zu erfüllen war, um auf den nächsten Punkt der Lernlandkarte zu gelangen. Gelang dieses nicht, so schaute die Lehrkraft sich die Fehlerschwerpunkte an und es wurden entweder „Spiele“ wiederholt oder „Spiele“ zum selben Themengebiet mit einer alternativen Herangehensweise heraus gesucht. Bei diesem Konzept hat die Klassenleitung durch die „Spiele“ zudem die Methodik sowie die Gruppenzusammenstellung variiert. Das heißt, dass es „Spiele“ gab, die mit mehreren SuS bearbeitet werden mussten und auch mit SuS welche mit anderen Themenbereichen konfrontiert waren. Somit entstanden hier je nach „Spiel“ zum einen homogene oder auch heterogene Gruppen. Darüber hinaus gab es zu jedem dieser Spiele individuelle Hilfs Möglichkeiten, welche die SuS je nach Bedarf nutzen konnten, während des Praktikums ist es dabei lediglich einmal vorgekommen, dass es zu einem vorsätzlichen Täuschungsversuch kam. Die abschließenden Tests der einzelnen Punkte auf der Lernlandkarte, wurden jedoch allein bearbeitet und standen für jeden SuS immer bereit, wenn sie soweit waren. Dieses hatte dann zudem den Vorteil, dass nach Abschluss des Tests ein Dialog zwischen Lehrkraft und SuS zum selbigen stattfand. Im Folgenden möchte ich kurz einen Auszug eines solchen Dialogs anführen.

Der Schüler bearbeitete einen Test im Bereich des Sachrechnens. Die Aufgabe bestand darin aus einem Bild eine Subtraktionsaufgabe zu kreieren. Auf dem Bild waren fünf Kühe, zwei lagen und drei standen, wobei bei denen die standen 2 nach rechts zum Rand des Bildes schauten und eine nach links zu den liegenden Kühen. Das Kind schrieb zu diesem Bild die Aufgabe: 5 – 2 = 3. Was die Lehrkraft zu der Frage führte weshalb es diese Aufgabe gewählt habe. Das Kind antwortete: „Drei stehen zwar, aber die Kuh die nach Links schaut kann ja nicht rückwärts laufen, also können nur 2 gehen.“ Daraufhin erwiderte die Lehrkraft, dass das Kind natürlich völlig Recht habe und es somit natürlich auch die volle Punktzahl gab.

Ich denke, dass in einer klassischen Klassenarbeit es hier 0 Punkte für die Aufgabe gegeben hätte, da es vermutlich nicht hinterfragt worden wäre, wie das Kind auf diese Aufgabenlösung gekommen sei. Dies lässt mich zu dem Schluss kommen, dass selbst wenn es nicht so ein individueller Test wie dieser ist, man dem Kind eine Möglichkeit der Erklärung geben sollte, weil diese in dem Denkmuster zweifelsfrei korrekt sein kann und man somit als Lehrkraft dieses Potential der alternativen Denkstrukturen von SuS auch gefährdet, wenn man dieses dann einfach als falsch deklariert.

 

  1. Tangram

Das Legen von Tangram Figuren mit der Möglichkeit zunächst zwischen drei Schwierigkeitsgraden zu wählen, wobei die Stufe eins beinahe alle Linien für die Lösung beinhaltet, die Stufe zwei nur zwei oder drei Teile und die Stufe drei nur die äußere Umrandung der zu legenden Figur. Hinter der Tafel können zudem noch Tipps gegeben werden, die das drehen und kippen der Tangram Teile behandeln. Anhand dieses Verfahrens habe ich im POE bereits Erfahrungen gesammelt und ein positives Feedback erhalten. Zudem sind die Tipps hinter der Tafel eine wohl funktionierende Hilfe welches sich in einem Unterrichtsversuch in einer zweiten Klasse gezeigt hat.

Ein Gedanke zu „Empirische Forschung zu Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht“

  1. Ich empfinde diese geschichte über die Lernlandkarte und die damit zusammenhängende Methodik als sehr erfolgsversprechend. Der Zustand beinahe unbegrenzter Zeit für eine Aufgabe UND der permanenten „Berichterstattung“ gegenüber der Lehrkraft bzw. dem Feedback zu den Lösungen, führt zu einer entspannten Lernathmosphäre, in der SuS sich unterschiedlich passioniert einer Aufgabe hingeben können, oder länger bearbeiten, wenn nötig und trotzdem progression erreichen. Die SuS können so nicht einfach nichts machen, da sie permanent überprüft werden. Gleichzeitig können Missverständnisse besprochen werden bzw. beide Seiten geklärt werden, wie in dem Beispiel mit den Kühen.

    Ich empfinde es so, dass Schule wenn, dann an der großen Klasse scheitert und daran, dass dadurch der individuelle Austausch kaum noch möglich ist. Dabei wäre dieser sehr förderlich. Besonders in Fächern, in denen Antworten oft richtig oder falsch nur sein können wie zb. in Mathe ist das sehr förderlich, da zum Fach nicht unbedingt der Diskurs gehört, wie zb. in Religion oder Politik. Insofern stimme ich mit deinen Erkenntnissen klar überein.

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