RV12 // Sven Trostmann // Leistungen wahrnehmen, rückmelden und beurteilen!

9. Juli 2021

Hallo liebe Blogleserinnen und -leser,

Willkommen zurück. Ich freue mich Sie wieder in einem neuen Beitrag von mir begrüßen zu dürfen. Mein heutiger Beitrag bezieht sich auf die 12. Ringvorlesung, gehalten von Herrn Trostmann, welche die Thematik Leistungen wahrnehmen, rückmelden und beurteilen, behandelt. Dies ist ein pädagogischer Diskurs zur Leistungsheterogenität im Spannungsfeld von Standardisierung und Individualisierung. 

1. Welche Zusammenhänge zwischen der Leistungsheterogenität der Kinder und dem Einfluss von Lehrerinnen und Lehrern auf den Bildungserfolg unter Berücksichtigung der pädagogischen Forderungen sind für Sie heute deutlich geworden?

Ein Kind ist ein Mensch, welcher sich in einer Lebensphase befindet, in der es sich entwickeln und reifen muss, um zu einem selbstständigen und lebensfähigen Wesen heranwachsen zu können. Deswegen gilt bei den meisten Kindern von Natur aus: Neugier, Entdeckersinn, Handlung und Leistung. In dem was sie tun wollen sie bestätigt, bestärkt und unterstützt werden. 

Nach Weinert wird das Leisten in der Schule als „die Überführung von eigenen Potentialen in Kompetenzen durch Eigentätigkeit“ verstanden. Der Begriff Leistung wird auch in der Physik behandelt und wird durch die Formel P=W:t definiert. Laut Budde entsteht in sozialen Vergleichen Gleichheit und Differenz, welche jeweils mit spezifischen Bedeutungen und Wertungen aufgeladen werden. Die Wahrnehmung und Bewertung dessen, fällt je nach Kultur, Epoche, Schulart oder Schulkultur unterschiedlich aus. Die Leistungsbedingte Heterogenität nach Wenning (2007) meint, dass es Unterschiede im Lernprozess gibt, sowie im Abschluss. Die Leistung durch die Eigentätigkeit, hängt auch mit dem Einfluss der Lehrer*innen zusammen. Diese bringen Kompetenzen, Wissen, Haltung, Vorurteile und Sozialisation mit. Zierer (2015) ist der Meinung, dass es auf die „Haltungen der Lehrpersonen“ ankommt. Nach Hatties Verteilung der wichtigen Faktoren nehmen die Lehrpersonen 21% ein. Die zuständige Lehrperson nimmt Einfluss auf die Schüler*innen, indem diese die Kompetenzen unterstützen, welche für die Entwicklung der Eigentätigkeit benötigt werden. Der Leistungsbegriff fasst die Betrachtung des Zuwachses der Handlungskompetenzen und ein Ausbalancieren von Autonomie und Sozialität (vgl. Jürgens 2010, S.455f.) und dies müssen die Lehrkräfte fördern.

2. Welche Herausforderungen im Bereich Leistungswahrnehmung, -rückmeldung und -beurteilung haben Sie in Ihren bisherigen  Praxisphasen kennengelernt und wie haben Sie oder die Lehrperson in der schulischen Praxis darauf reagiert?

Im Umgang mit Leistungsheterogenität in Bildungsinstitutionen, spielen die Faktoren Wahrnehmen, Rückmelden und Beurteilen eine zentrale Rolle. Nach Wodzinski (2014, S.38) setzt Differenzierung in der Wahrnehmung von Leistungsheterogenität voraus, dass Lehrkräfte die Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler im Blick haben. Dies habe ich in meiner Praxisphase dahingehend beobachten können, als meine für mich zuständige Lehrkraft darüber geredet hat, dass es bei einigen Schüler*innen einfacher und bei einigen schwieriger ist, einen Blick auf sie zu haben. Bsw. Wenn einige Kinder lauter sind als andere, fallen die Lauteren mehr in den Blick der Lehrkraft, als die Leisen. Die Lehrkraft muss sich somit selbst in Erinnerung rufen, auch den unauffälligeren Schüler*innen Aufmerksamkeit zu schenken, um ihre Leistungen wahrnehmen zu können. Somit habe auch ich versucht meinen Blick zu schärfen, um alle Kinder gleich viel und gerecht wahrzunehmen, unabhängig von ihrer Auffälligkeit.

Das effektive Feedback ist laut Hattie (2009) eine der wichtigsten und entscheidensten Aufgaben von Lehrer*innen. Die zu beachtenden Bereiche bestehen aus der Aufgabe, dem Prozess, der Selbstregulation und der Bewertung der Person Selbst. Die Lehrkräfte müssen „in der Lage sein, den Lernenden passende und differenzierte Rückmeldungen zu geben“ (Wodzinski 2014, S.38).  In meiner Praxisphase hat sich die Lehrkraft regelmäßig Notizen gemacht, um diese später für Kriterienraster und/oder an Sprechtagen verwenden zu können. 

Bei der Leistungsbeurteilung gibt es Normen (Heinzel 2009), die sich in der Individualnorm, in der Sachnorm und in der Sozialnorm ausdrücken. Ich habe in der Praxis erste Leistungsbeurteilungen für die Individualnorm erfahren können. Das heißt ich konnte die Beurteilung von einzelnen Kindern von den Lehrkräften miterleben. Darunter bsw. Besprechungen unter den Lehrkräften, wie sich in eines der Kinder innerhalb eines bestimmten Zeitraumes individuell entwickelt hat und welche Fortschritte es in spezifischen Bereichen gemacht hat.

3. Wie positionieren Sie sich zu der Aussage von Hiller selbst als angehende Lehrer*in und welche möglichen Forschungsfragen wären für Sie relevant, um die getroffene Aussage empirisch weiter zu verfolgen?

„Kinder und Jugendliche aus den unteren Statusgruppen scheitern in den Schulen an der Starrheit institutioneller Gegebenheiten und Zwänge, der Borniertheit vieler Curricula sowie an gedankenloser Routine und der Arroganz eines Personals gegenüber nichtbürgerlichen, bildungsfernen Milieus, dessen Attitüden Pierre Bourdieu als „Rassismus der Intelligenz“ (1993) bezeichnet hat.“ (Hiller 2019, S.148). 

Hillers Wortwahl ist sehr hart, dennoch glaube ich, dass er recht hat. Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, dass es immer noch viele Lehrkräfte gibt, die die „schlauen“ (bzw. Die Schüler*innen aus gebildeten Haushalten) merklich bevorzugen. Oft waren diese dann auch als die „Lieblingsschüler“ unter den Mitschülern bekannt.                                                                                    Ich empfinde das aus heutiger Sicht, als sehr kritisch. Lehrkräfte stehen in der Verantwortung jeden Schüler und jede Schülerin gleich zu behandeln und keine Schüler*innen zu bevorzugen oder andere zu vernachlässigen. Ansonsten kann es zur Folge haben, dass sich Schüler*innen nicht gut genug in ihren Fähigkeiten wertgeschätzt fühlen und die Motivation sich am Unterricht zu beteiligen, verlieren. Auch die „gedankenlose Routine“ kratzt an der Motivation vieler Schüler*innen. Unterricht sollte an vielen Punkten noch offener gestaltet werden, um der „Borniertheit“ vieler Curricula entgegenzuwirken. 

Mögliche Forschungsfragen:

  • Was für einen Einfluss hat der soziale Status auf die individuelle Beurteilung?
  • Wird ein höherer Lernerfolg durch offenere Aufgabenstellungen erzielt?

 

Danke für eure Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal! 🙂

Eure Meryem

 

 

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