RV09 // Inklusion in der Grundschule in Südtirol / Italien Zusammenhänge und Gestaltungsmöglichkeiten

19. Juni 2021

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen zurück auf meinem Blog. Heute habe ich mich mit der Thematik „Inklusion und damit einhergehend Gestaltungsmöglichkeiten und Zusammenhänge“ auseinandergesetzt. Im Folgenden beziehe ich mich auf Pinedas Aussagen und setze diese in Verbindungen mit den Begriffen „Empowerment“, „Normalisierung“ und „Dekonstruktion“.

  1. Pineda beschreibt, dass „besondere“ Kinder vor allem durch den Lehrplan diskriminiert werden, da die Lehrkräfte den Begriff der Adaptierung falsch verstanden hätten. Sie würden durch das Reduzieren von Aufgaben und das Verteilen von Extra-Übungsblättern, den Kindern das Gefühl geben, diskriminiert zu werden. Pineda sei froh, dasselbe gelernt zu haben, wie alle anderen. Aus diesem Grund habe er es an die Universität geschafft. Pineda definiert somit die Empowerment. Eine strukturelle Gewalt, welche Menschen durch Barrieren behindert und sie behindert macht. Er strebt „Normalisierung“ an und möchte, dass jeder wie ein „normaler“ Mensch behandelt wird. Jeder habe somit ein Recht auf Teilhabe an der Normalität. Der Raum Schule sei in der Pflicht dies zu ermöglichen. Somit soll im Lehrplan eine Dekonstruktion stattfinden, eine Auflösung von tief verankerten Stereotypen und Denkweisen. Pineda steht zur Aussage, dass jeder das Recht hat, nicht zu einem „Anderen“ gemacht zu werden. Das heißt nicht, dass Ungleichheit verschwindet, wenn man nicht mehr hinsieht. Es dürfte sich aber kein Kind mehr aufgrund von „fehlerhaften“ Umsetzungen der Vorgaben des Lehrplans, diskriminiert fühlen.
  2. Integration und Individualisierung stehen in einem „inneren“ Zusammenhang und nicht im Gegensatz zueinander. „Gemeinsamkeit entsteht, weil Selbstachtung der Einzelnen und Anerkennung der Anderen wie die beiden Seiten ein und derselben Medaille sind. (…) „wir“ entsteht, indem die Verschiedenen sich in ihrer Verschiedenheit kennenlernen.“ (Prengel 1999; S. 51; Hervorh. im Original). Um Gemeinsamkeit und Individualisierung in ein Gleichgewicht zu bringen, ist die Öffnung des Unterrichts mit Lernen am gemeinsamen Gegenstand wichtig. Da keine Unterschiede gemacht werden wird eine soziale Zugehörigkeit vermittelt, doch durch die Offenheit der Aufgaben, kann Individualisierung stattfinden. Wenn dies dann in einen Austausch gebracht wird, können die Schüler*innen untereinander sowie die Lehrer*in, neben den Unterschieden auch feststellen, welche Gemeinsamkeiten die SuS haben. Im Austausch können Erfahrungen, Erlebnisse und Interessen miteinander besprochen werden. Laut Seitz schafft der Austausch viel produktive Atmosphäre, wo viel individuelles Gedankengut anzutreffen sei und den Unterricht bereichert (Seitz et al. 2015). Es können in diesem Austausch aber auch Gemeinsamkeiten hervorgebracht werden. Diese offenen Aufträge bestehen aus mehreren Lösungsmöglichkeiten, sowie ein gerechter Austausch und gemeinsamen Entscheidungen. Einen geschlossenen Auftrag dagegen, erkennt man darin, dass dieser mit einer möglichen Lösung ausgestattet ist und durch die „Helfer-Beziehungen“ gekennzeichnet ist.
  3. Diese Beobachtung kann am besten erfolgen, wenn eine Rollenzuteilung stattfindet. Somit wird abgesichert, dass jedes Kind eine notwendige Funktion in der Gruppe hat. Die Verantwortung des Einzelnen wird erhöht und das Risiko einer ungleichen Teilnahme reduziert. Die Lehrkraft kann die Kinder in ihrer zugeteilten Rolle beobachten und sehen, wie sich diese in ihrer Rolle zurechtfinden. Auch wie die anderen SuS auf die Umsetzung der Rolle des Einzelnen reagieren kann beobachtet werden. Wenn die Kinder ihre Rolle selber entscheiden dürfen, kann man beobachten, welches Kind welche Rolle übernehmen möchte. Anschließend kann man die einzelnen SuS Fragen stellen in Bezug darauf, wieso sie diese Rolle einnehmen wollten und ob sie sich nochmal für diese Funktion entscheiden würden. Dennoch muss die Lehrkraft Acht darauf geben, dass sich der Status einzelner Kinder nicht kristallisiert. Vor allem wenn sich eine Person wiederholt in einem niedrigen Status wiederfindet. Laut der inklusiven Didaktik, soll die Lehrkraft versuchen Situationen zu schaffen „die Statusdynamiken in ständiger Bewegung halten, so dass sich jedes Kind „ermächtigt“ fühlen kann.“ (Cohen, 1999). Damit die Rollen nicht versteift sind, ist Flexibilität wichtig. Wenn ein Kind also merkt, dass es sich unerwartet in seiner Rolle unwohl fühlt, sollten Lösungen geschaffen werden. Das Kind darf also fragen, ob jemand in seiner Gruppe mit ihm die Rollen tauschen würde oder ob es sich eine komplett neue Rolle aussuchen kann. Somit wäre es sinnvoll pro Gruppe mehr Rollen anzubieten, als es Teilnehmer gibt, so dass die SuS flexibel ihre Rolle wechseln könnten. Rollenwechsel sind auch gut für die Beobachtung, um feststellen zu können, welches Kind mit welcher Rolle besser oder eben schlechter klarkommt. Stärken, sowie eventuelle Schwächen können somit kristallisiert werden.

Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Mal! Über einen Kommentar würde ich mich freuen 🙂

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