Archive for Juni, 2021

RV09 // Inklusion in der Grundschule in Südtirol / Italien Zusammenhänge und Gestaltungsmöglichkeiten

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen zurück auf meinem Blog. Heute habe ich mich mit der Thematik „Inklusion und damit einhergehend Gestaltungsmöglichkeiten und Zusammenhänge“ auseinandergesetzt. Im Folgenden beziehe ich mich auf Pinedas Aussagen und setze diese in Verbindungen mit den Begriffen „Empowerment“, „Normalisierung“ und „Dekonstruktion“.

  1. Pineda beschreibt, dass „besondere“ Kinder vor allem durch den Lehrplan diskriminiert werden, da die Lehrkräfte den Begriff der Adaptierung falsch verstanden hätten. Sie würden durch das Reduzieren von Aufgaben und das Verteilen von Extra-Übungsblättern, den Kindern das Gefühl geben, diskriminiert zu werden. Pineda sei froh, dasselbe gelernt zu haben, wie alle anderen. Aus diesem Grund habe er es an die Universität geschafft. Pineda definiert somit die Empowerment. Eine strukturelle Gewalt, welche Menschen durch Barrieren behindert und sie behindert macht. Er strebt „Normalisierung“ an und möchte, dass jeder wie ein „normaler“ Mensch behandelt wird. Jeder habe somit ein Recht auf Teilhabe an der Normalität. Der Raum Schule sei in der Pflicht dies zu ermöglichen. Somit soll im Lehrplan eine Dekonstruktion stattfinden, eine Auflösung von tief verankerten Stereotypen und Denkweisen. Pineda steht zur Aussage, dass jeder das Recht hat, nicht zu einem „Anderen“ gemacht zu werden. Das heißt nicht, dass Ungleichheit verschwindet, wenn man nicht mehr hinsieht. Es dürfte sich aber kein Kind mehr aufgrund von „fehlerhaften“ Umsetzungen der Vorgaben des Lehrplans, diskriminiert fühlen.
  2. Integration und Individualisierung stehen in einem „inneren“ Zusammenhang und nicht im Gegensatz zueinander. „Gemeinsamkeit entsteht, weil Selbstachtung der Einzelnen und Anerkennung der Anderen wie die beiden Seiten ein und derselben Medaille sind. (…) „wir“ entsteht, indem die Verschiedenen sich in ihrer Verschiedenheit kennenlernen.“ (Prengel 1999; S. 51; Hervorh. im Original). Um Gemeinsamkeit und Individualisierung in ein Gleichgewicht zu bringen, ist die Öffnung des Unterrichts mit Lernen am gemeinsamen Gegenstand wichtig. Da keine Unterschiede gemacht werden wird eine soziale Zugehörigkeit vermittelt, doch durch die Offenheit der Aufgaben, kann Individualisierung stattfinden. Wenn dies dann in einen Austausch gebracht wird, können die Schüler*innen untereinander sowie die Lehrer*in, neben den Unterschieden auch feststellen, welche Gemeinsamkeiten die SuS haben. Im Austausch können Erfahrungen, Erlebnisse und Interessen miteinander besprochen werden. Laut Seitz schafft der Austausch viel produktive Atmosphäre, wo viel individuelles Gedankengut anzutreffen sei und den Unterricht bereichert (Seitz et al. 2015). Es können in diesem Austausch aber auch Gemeinsamkeiten hervorgebracht werden. Diese offenen Aufträge bestehen aus mehreren Lösungsmöglichkeiten, sowie ein gerechter Austausch und gemeinsamen Entscheidungen. Einen geschlossenen Auftrag dagegen, erkennt man darin, dass dieser mit einer möglichen Lösung ausgestattet ist und durch die „Helfer-Beziehungen“ gekennzeichnet ist.
  3. Diese Beobachtung kann am besten erfolgen, wenn eine Rollenzuteilung stattfindet. Somit wird abgesichert, dass jedes Kind eine notwendige Funktion in der Gruppe hat. Die Verantwortung des Einzelnen wird erhöht und das Risiko einer ungleichen Teilnahme reduziert. Die Lehrkraft kann die Kinder in ihrer zugeteilten Rolle beobachten und sehen, wie sich diese in ihrer Rolle zurechtfinden. Auch wie die anderen SuS auf die Umsetzung der Rolle des Einzelnen reagieren kann beobachtet werden. Wenn die Kinder ihre Rolle selber entscheiden dürfen, kann man beobachten, welches Kind welche Rolle übernehmen möchte. Anschließend kann man die einzelnen SuS Fragen stellen in Bezug darauf, wieso sie diese Rolle einnehmen wollten und ob sie sich nochmal für diese Funktion entscheiden würden. Dennoch muss die Lehrkraft Acht darauf geben, dass sich der Status einzelner Kinder nicht kristallisiert. Vor allem wenn sich eine Person wiederholt in einem niedrigen Status wiederfindet. Laut der inklusiven Didaktik, soll die Lehrkraft versuchen Situationen zu schaffen „die Statusdynamiken in ständiger Bewegung halten, so dass sich jedes Kind „ermächtigt“ fühlen kann.“ (Cohen, 1999). Damit die Rollen nicht versteift sind, ist Flexibilität wichtig. Wenn ein Kind also merkt, dass es sich unerwartet in seiner Rolle unwohl fühlt, sollten Lösungen geschaffen werden. Das Kind darf also fragen, ob jemand in seiner Gruppe mit ihm die Rollen tauschen würde oder ob es sich eine komplett neue Rolle aussuchen kann. Somit wäre es sinnvoll pro Gruppe mehr Rollen anzubieten, als es Teilnehmer gibt, so dass die SuS flexibel ihre Rolle wechseln könnten. Rollenwechsel sind auch gut für die Beobachtung, um feststellen zu können, welches Kind mit welcher Rolle besser oder eben schlechter klarkommt. Stärken, sowie eventuelle Schwächen können somit kristallisiert werden.

Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Mal! Über einen Kommentar würde ich mich freuen 🙂

Add comment Juni 19th, 2021

RV08 // Schule für wirklich alle?

Liebe Leserinnen und Leser,

für folgenden Blogbeitrag zu der Thematik „Schule für wirklich alle?“, habe ich mir das Interview von Carina Kühne ausgesucht und beziehe mich besonders auf ihre Erfahrungen in der Schulzeit. Carina ist 34 Jahre alt und hat das Down Syndrom. Sie ging in einen Regelkindergarten, sowie in eine Regelschule. Vor allem ihre negativen Erfahrungen in der Grundschule waren besonders prägend und traumarisierend für sie. Bis heute kann sie das Verhalten ihrer ehemaligen Klassenlehrerin ihr gegenüber, nicht nachvollziehen.

  1. Welche theoretischen Bezüge aus Ihrem bisherigen Studium  passen zu den Inhalten des Videos (oder sind widersprüchlich)? 

Bildung für alle gleichberechtigt zu gestalten, ist ein Menschenrecht. Inklusion möchte gegen Kategorisierung und der „klassischen“ Exklusiven (durch Sonderschulen etc.) vorgehen und die Bedürfnisse eines jeden Kindes berücksichtigen. Alle Kinder sollen in einer Gruppe gemeinsam lernen können, egal welche Herkunft, Stand oder Krankheitsbilder (wie bsw. behinderte Kinder).                                                                                                                                                                                                  Somit passt es, dass Carina in eine Regelschule gehen durfte, trotz ihres Down Syndroms. Doch das Verhalten ihrer ehemaligen Klassenlehrerin in der Grundschule, widerspricht dem Konzept der Inklusion. Sie exkludierte Carina systematisch, sagte ihr offen, dass sie „nichts könne“ und ließ Carina in vielen Aufgaben und Aktivitäten außen vor. Somit verfolgte Carinas Lehrerin nicht die Prinzipien der „Inklusion“ sondern vielmehr der „Exklusion“. Dies lässt sich nicht mit dem was wir bereits im Studium gelernt haben, vereinbaren. Damit so ein unprofessionelles Auftreten vorgebeugt und vermeidet werden kann, sollten sich die zukünftigen Lehrkräfte mit Trisonomie 21, sowie mit anderen Behinderungen und Beeinträchtigungen auseinandersetzen müssen. Um eine diskriminierungsfreie Gesellschaft erreichen zu können, sollte besonders im Bereich Schule auf Heterogenität Acht gegeben werden.

2. Welche eigenen Praxiserfahrungen sind Ihnen zum Thema des Videos in den Sinn gekommen? Es können konträre oder vergleichbare Aspekte sein.

Zum Thema „Inklusion in Schule“, habe ich die Erfahrung hautnah miterlebt, in der Mittelstufe selbst in einer Inklusionsklasse zu sein. Wir hatten keine behinderten Schüler*innen, aber mehrere mit Lernschwächen. Wir waren die erste eingeführte Inklusionsklasse auf der Schule. Im Jahrgang war bekannt, dass wir die Schüler*innen einer Inklusionsklasse waren und wurden von weiteren Schüler*innen der Nachbarklassen in einen Topf gesteckt (als seien alle Schüler*innen dieser Klasse Inklusionsbedürftig). Es wurde vermutet, dass alle Kinder der Inklusionsklasse „dumm“ seien. Somit glaube ich, aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus, dass auch innerhalb der Schule mehr über das Thema Inklusion und den eigentlichen Zweck informiert werden sollte, damit solche Vorfälle nicht weiterhin geschehen.                                                                                      Innerhalb des Klassenverbandes, war Inklusion kein großes Thema. Das heißt die Kinder wurden so gut in die Klasse eingebunden, dass es nicht merkbar war, welche Kinder nun die Inklusion benötigten. Es wurde weder von meiner Klassenlehrerin noch von anderen Lehrer*innen deutlich darauf aufmerksam gemacht, welche Kinder nun diejenigen mit Beeinträchtigung bzw. Lernschwächen waren. Somit sind meine ehemaligen Lehrer*innen den Prinzipien der Inklusion erfolgreich nachgegangen und haben alle Kinder so gut wie möglich inkludiert. 

3. Welche Fragen an ihre (zukünftige) Praxis ergeben sich aus dem Video ? Fokussieren Sie auf sich als Lehrperson.

  • Wie kann ich alle Kinder, unabhängig von ihren Fähigkeiten, so gut wie möglich inkludieren?
  • Wie erreiche ich gegenseitige Akzeptanz, auch zwischen den Schüler*innen?
  • Wie kann ich gegen jegliche Art von Diskriminierung effektiv angehen?
  • Wie schaffe ich es, dass sich jedes Kind wertgeschätzt fühlen kann?

Ich danke euch für das Lesen meines Beitrages. Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen! 🙂

Add comment Juni 11th, 2021


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