Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität

In der Ringvorlesung am 19.06.2018 brachte uns Prof. Dr. Till Sebastian Idel verschiedene Modelle der Unterrichtsgestaltung näher.

Das Schulsystem hat sich über die Jahre hinweg immer mehr zu einem inklusiven System hin entwickelt, was bedeutet, dass die SuS immer weniger vorsortiert werden und somit in zunehmend heterogenen Gruppen unterrichtet werden. Auch bei der Vermittlung des Stoffes hat sich einiges getan. Während der Stoff früher überwiegend in Form des Frontalunterrichts vermittelt wurde, so geht die Entwicklung immer mehr in Richtung des individualisierten Unterrichts.

Während Frontalunterricht zu einer Homogenisierung der Klasse führt, da alle SuS genau den selben Stoff durch den Lehrer vermittel bekommen, fördert der individualisierte Unterricht die Heterogenität der Klasse. Individualisierter Unterricht kann in den verschiedensten Formen durchgeführt werden. Die SuS können z.B. selbstständig an einem Wochen- oder Tagesplan arbeiten und sich somit selbst überlegen, an was sie gerade arbeiten wollen, außerdem bringt eine Planarbeit eine gewisse Selbstständigkeit mit sich, die SuS werden dazu angeregt, etwas zu tun. Es gibt mittlerweile sogar Schulmodelle, wie z.B. die Gesamtschule Mitte, die ein sehr individuelles Leistungsangebot bieten. Dort arbeiten die SuS selbstständig an sogenannten Bausteinen. Es gibt keine gemeinsamen Klassenarbeiten mehr. Die Schüler können selbst entscheiden, wann sie nach Abschluss des Bausteins den Test schreiben wollen.

Der individualisierte Unterricht bietet den LuL ganz andere Möglichkeiten, auf einzelne Schüler einzugehen, jedoch birgt auch diese Form des Unterrichts Probleme. So können z.B. einzelne SuS, die eine vermehrte Hilfestellung brauchen, von dem Rest der Klasse abgeschirmt werden und somit eine isolierte Rolle einnehmen. Außerdem kann zwischen den SuS ein Konkurrenzdenken entstehen, die SuS können eifersüchtig werden, weil die LuL bestimmten Schülern mehr Aufmerksamkeit schenken. Somit kann durch die individuelle Förderung der LuL erst eine Differenz zwischen den SuS hergestellt werden. Ein weiteres Problem sehe ich in der Tatsache, dass die LuL immer heterogenere Gruppen bekommen und somit einen viel größeren Aufwand betreiben müssen, um allen SuS gerecht zu werden.

Eine Beobachtungsaufgabe für das kommende Orientierungspraktikum wäre es, zu beobachten, wie die LuL den individualisierten Unterricht aufbauen und wie sie mit  ihrer Aufgabenstellung individuell auf die SuS eingehen. Wie fördern sie die SuS, die verstärkte Hilfe benötigen?

Außerdem würde mich interessieren, ob die individualisierte Unterrichtsform mit steigender Klassenstufe abnimmt und die Tendenz dann wieder eher zum lehrergelenkten Unterrichtsgespräch, bzw. zum Frontalunterricht geht.

Ein Gedanke zu „Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität“

  1. Hallo Lilja,

    den Inhalt der letzten Ringvorlesung hast du prägnant zusammengefasst. Die Idee des individualisierten Unterrichts hast du sehr verständlich gemacht. Um ehrlich zu sein weiß ich aber nicht so genau, was ich von dieser halten soll. Das Konzept, dass die SuS einen Tages- oder Wochenplan bekommen, den sie dann selbstständig abarbeiten ist meiner Meinung nach riskant – und das nicht nur in Bezug auf die negativen Aspekte, die du schon genannt hast. Vielmehr hätte ich Angst davor, aufgrund des unterschiedlichen Niveaus jeden einzelnen Schülers den Überblick über die gesamte Klasse zu verlieren. Ebenso finde ich es gefährlich, den SuS die Entscheidung zu überlassen, wann sie einen Baustein abschließen wollen. Seien wir ehrlich – selbst nach jahrelanger Schulerfahrung fällt es uns schwer produktiv zu sein, wenn der Abgabetermin einer Hausarbeit noch weit in der Zukunft liegt, und dann den SuS die Chance geben, den Abschlusstest zu schreiben wann sie wollen? Natürlich kann man damit argumentieren, dass die Lehrkräfte die Entwicklung der SuS regelmäßig kontrollieren müssen, damit dieses Konzept erfolgreich ist. Wenn alles nach Plan läuft und dies auch geschieht, könnte man die Punkte natürlich ausschließen. Ich denke aber, dass die heutigen Schulklassen zu groß sind, um dieses Konzept auf idealste Weise umsetzten zu können.

    Deine letzte Beobachtungsaufgabe finde ich sehr interessant. Ich habe nämlich auch den Gedanken gehabt, dass dieses Konzept möglicherweise häufiger in Grundschulen verwendet wird.

    LG

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