Auf dem Weg zu einer Schule

In der 8. Ringvorlesung, gehalten von Prof. Dr. Frank J. Müller, ging es um die Integration der SuS mit Förderbedarf in den Regelunterricht. Wie man sich als LehrerIn am besten auf die SuS einstellt und welche Konsequenzen es mit sich bringt die SuS mit Förderbedarf in gesonderten Klassen zu unterrichten.

Um die Konsequenzen der Aussonderung von SuS mit Förderbedarf aufzuzeigen, stellte Prof. Dr. Frank J. Müller uns das Beispiel einer sogenannten „Restklasse“ aus Berlin vor. In dieser Klasse waren nur Körperbehinderte SuS, die zum Teil gar nicht laufen konnten und ein geringes Sprachniveau aufzeigten. Prof. Dr. Frank J. Müller sprach davon, dass Kinder Vorbilder brauchen, um sich entwickeln zu können. In einer heterogenen Klasse, in der sowohl SuS mit Förderbedarf, wie auch SuS ohne Förderbedarf gemeinsam unterrichtet werden, haben die SuS mit Förderbedarf eine Reihe an Vorbildern, an denen sie sich orientieren können und somit können sie sich positiv entwickeln und sich in ihren „Leistungen“ verbessern. Das Beispiel der Berliner „Restklasse“ verdeutlicht, dass diesen SuS „richtige“ Vorbilder fehlen und sie sich somit nicht weiterentwickeln und ggf. sogar Rückschritte in ihrer Entwicklung machen. Generell kann man sagen, dass nicht nur die SuS mit Förderbedarf von einem gemeinsamen Unterricht profitieren, auch die anderen SuS gewinnen durch die inklusive Didaktik und dem Gemeinschaftsgefühl.

Ein Kind, das den „Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung“ hat, hat eine Beeinträchtigung in der geistigen Entwicklung. Das bedeutet, dass sich die Beeinträchtigung auf den gesamten Lernprozess auswirken kann, so kann das Kind Probleme beim sinnbezogenen Lernen haben, bei der individuellen Gedächtnisleistung, aber auch bei der Selbsteinschätzung und dem Zutrauen. Unter anderem fallen auch das Down-Syndrom und Autismus unter diesen Förderschwerpunkt, was vielleicht verdeutlicht, wie breit gefächert dieser Bereich ist.

Ein Kind mit dem „Förderschwerpunkt Lernen“ wiederum hat evtl. Probleme in seiner Merkfähigkeit, Schwierigkeiten im Transfer von Aufgaben und die Handlungsorientierung kann fehlen. Ein solches Kind braucht vermutlich viel Übung, es arbeitet wahrscheinlich langsamer und braucht mehr Lernpausen. Es könnte dem jeweiligen Kind helfen, häufiger das Medium zu wechseln.

Aber: generell gilt, dass jedes Kind individuell in seiner Entwicklung zu betrachten ist. Es gibt nicht „das Rezept“ für den jeweiligen Förderschwerpunkt oder die jeweilige geistige Behinderung. Auch, wenn diese Etikettierung zu einem Stigmata führt, welches Auswirkungen auf das Kind und seine Entwicklung hat. Es ist wichtig, das Kind individuell zu betrachten und man sollte sich als LehrerIn  bereits im Vorfeld mit den Eltern des Kindes zusammensetzen und sich Informationen aus der bisherigen Schule holen. Evtl. kann der/die begleitende Sonderpädagoge/Sonderpädagogin das Kind bereits in der alten Schule btreuen oder der/die bisherige Sonderpädagoge/Sonderpädagogin unterstützt das Kind in der ersten Zeit in der neuen Schule. Außerdem sollte man gemeinsam mit dem Kind arbeiten, so ist es z.B. möglich, individuell für das Kind Ziele zu formulieren.

Es ist kaum zu bestreiten, dass es bei all der Vielfalt der SuS schwierig ist, jedem gerecht zu werden. Doch, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es ist wichtig, dass man alle SuS individuell betrachtet und dabei versucht, einen Nutzen aus der Heterogenität der Gruppe zu ziehen. So können die SuS sich gegenseitig unterstützen, voneinander und miteinander lernen. Außerdem kann man sich eine Reihe an Verbündeten schaffen. Dazu gehören die Eltern. Elternarbeit und den positiven Nutzen daraus sollte man  nicht außer Acht lassen. Die gesamte Schule sollte an einem Strang ziehen und die Sonderpädagogen gezielt einsetzen, dort, wo sie wirklich benötigt werden. Außerdem könnte man sich Hilfe von Außen holen, z.B. in dem man Logopäden einsetzt. Ein weiteres Hilfsmittel ist die Technik, mit der man SuS individuell unterstützen kann. Ein Beispiel dafür ist ein digitaler Audiostift, mit dessen Hilfe SuS einen Text erfassen können, den sie alleine nicht lesen könnten.

 

2 Gedanken zu „Auf dem Weg zu einer Schule“

  1. Liebe Lilja,

    dein gesamter Beitrag ist wirklich sehr gelungen und fasst die zentralen Punkte der Vorlesung gut zusammen.
    Besonders gelungen finde ich deine differenzierte Herangehensweise. Durch deinen Beitrag werden nämlich besonders zwei sehr wichtige Sachen deutlich. Zum einen, dass SuS ohne Förderbedarf eben so von Inklusion profitieren, wie SuS mit Förderbedarf, zum anderen das Nichtexistieren einer Wunderformel für den Umgang mit Inklusion.

    Liebe Grüße
    Kristina

  2. Kommentar : auf dem Weg zu einer Schule

    Liebe Lilja, liebe Kristina,
    Dein Beitrag zur Vorlesung von Prof. Dr. Frank J. Müller finde ich sehr schön und differenziert. Du hast viele Aspekte angeführt und Ideen für eine gute Integration der inklusiven SchülerInnen eingebracht.
    Mir ist der Faktor der realen Praktikabilität bei allen in den Blog gestellten Kommentaren zu wenig fokussiert. Jedes Kind und jede Klasse ist anders und auch die „Regelkinder“ haben ihre eigenen Probleme im Elternhaus oder sozialen Umfeld. Viele Kinder sprechen im Elternhaus eine andere Sprache, kommen aus einem anderen Kulturkreis, haben pflegebedürftige Eltern, etc. . Das heißt, dass eine Klasse ohne inklusive Kinder sehr viele Herausforderungen für die Lehrkraft mit sich bringt und Unterstützung benötigt. Deshalb kann Inklusion nur erfolgreich funktionieren, wenn auf alle SuS Rücksicht genommen wird und alle SuS mit ihrem realen Hilfsbedarf gesehen werden. Das gelingt nur, wenn einer Klasse täglich Schulassistenten und auch ein zweites Klassenzimmer zur Verfügung stehen, damit individuelle Förderung möglich ist.
    Es ist ein Lehrplan zu erfüllen. Das heißt die Lehrkraft ist unter einem gewissen Druck den Lernerwerb mit einer Klasse zu erzielen. Rücksichtnahme darf dabei keine Einbahnstraße sein, sondern eine Chancengleichheit muss real für jede/en SchülerIn ermöglicht werden.
    Auch ich denke, dass eine Vorverurteilung oder eine Stigmatisierung schwierig ist und unbedingt durch permanent kritische Hinterfragung des Lehrers zu seinen eigenen Thesen vermieden werden sollte. Das benötigt Zeit und Kraft. Außerdem ist in der Praxis häufig das Problem, dass mehrere Kinder mit Verhaltensstörungen sich in einer Klasse befinden. Das ist nur mit einem stets anwesenden Sonderpädagogen erfolgreich, da die gesamte Klasse Gefahr läuft, von den psychisch defizitären SuS in ihrer Lernentwicklung aufgehalten zu werden.
    Klassenvielfalt ist eine Chance für alle und kann die Kompetenzen jedes einzelnen in alle Richtungen fördern. Sozialkompetenzen, Empathie und emotionale Intelligenz können entwickelt werden. In der Realität sind solche Schulmodelle meiner Ansicht nach nur erfolgreich, wenn alle SuS davon gleichermaßen profitieren. Das heißt die Klassengröße muss angepasst werden, es müssen mehr als ein Klassenzimmer zur Verfügung stehen und täglich in ausreichender Zahl Sonderpädagogen und Schulassistenten zur Verfügung stehen. Wird das nicht geleistet, läuft die Schule Gefahr, die Regelschüler zu diskriminieren.

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