Guten Tag,
ich habe mir überlegt, die Aufgabenstellung bewusst ein wenig zu umgehen, da nichts weiter als die üblichen Klischees über Mädchen und Jungen dabei herauskommen würde. Es ist wenig anspruchsvoll, eine Seite mit unterschiedlichen Aufgaben aus Schulbüchern zu füllen und diese Aufgaben durch Austauschen der klischeehaften Beispiele für Jungen und Mädchen „umzuformulieren“. Aus Puppen würden Fußbälle werden, aus coolen Mountainbikes werden Kinderwagen für die Puppe, aus einem Revolver wird ein Föhn und so weiter. Das Ganze mit ein wenig Dreisatz, Prozentrechnung oder Statistik kombinieren und – tadaaaaa – eine Aufgabe steht im Mathebuch.
Fakt ist doch aber, dass man diese Interessen nicht am Geschlecht festmachen kann, sondern nur an der Person selbst. Ich kenne Frauen, die mehr Ahnung von Fußball haben als die meisten Männer und welche, die mehr Interesse an Sportwagen haben als sonst irgendwer. Ebenso gibt es Männer, die öfter Föhn und Glätteisen in der Hand halten als Frauen und deutlich mehr auf ihr Äußeres achten.
Zudem habe ich im Unterricht niemals jemanden aufschreien gehört: „Oh mein Gott, diese Aufgabe trifft so auf meine Interessen zu, die will ich unbedingt bearbeiten!“ Wenn überhaupt, hat man sich gefragt: „Wer zum Teufel kauft 200 Melonen im Supermarkt und berechnet ihr Durchschnittsgewicht?“ Das könnte sowohl der melonenmögende Martin aus „Schwiegertochter gesucht“ als auch die durchschnittsgewichtige Denise aus einer anderen RTL-Niveau Sendung im TV sein, also männlich oder weiblich oder beides. Um einen Gedanken von Dieter Nuhr aufzuzeigen: Wo bleiben in der „genderfreundlichen Sprache“ die transexuellen „Unentschlossenen“? Ergibt es Sinn, die ganze Alltagssprache umzuwerfen, damit die geschriebenen und gesprochenen Sätzinnen und Sätze ewig lang werden? Oder ist es doch sinnvoller, die alltägliche Gleichberechtigung in Bezug auf Benotung und Bezahlung und so weiter voranzutreiben, anstatt mit stark verlängerten Formulierungen die Gesellschaft zu polarisieren, sodass viele genervt vom Feminismus sind?
Solch grundlegende Gedanken sollten für „gendersensible“ Lehrkräfte im Fordergrund stehen und nicht die Klischeehaftigkeit einiger Schulaufgaben, die bei einer guten Mischung sowieso egal sind, da die Beispiele (im Matheunterricht) dem einfachen Rechnen nur einen näheren Realitätsbezug geben sollen. Wie „interessant“ eine Aufgabe dadurch wird, hängt von den Interessen der Schüler ab, nicht von deren Geschlecht.