Sprachliche Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht

Aloha,

bezüglich der sprachlichen Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht stellen sich sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Herausforderungen ergeben sich aus dem sprachlichen Verständnis, das unter Umständen erst entwickelt werden muss. Dies kann mit Schwierigkeiten verbunden sein, da diesbezügliche Kompetenzen in einer Lerngruppe stark variieren können. Um dann sämtliche Inhalte während des Schul(halb)jahres bewältigen zu können, muss die Lehrkraft sehen, dass das Verständnis trotz aller Schwierigkeiten so schnell vorhanden ist, dass alles geschafft wird. Ist dies nicht möglich, ergeben sich keine großen Chancen für einen weiterführenden Lernerfolg.

Besitzt die Lerngruppe im Allgemeinen ausreichende sprachliche Kompetenz, um mögliche Barrieren schnell überwinden zu können, können sich durchaus Chancen für alle entwickeln, sodass insgesamt ein höheres Lernziel erreicht wird, als vielleicht vorgesehen war. Hierbei ist aber selbstverständlich auf die Leistungsfähigkeit der Gruppe zu achten.

Zudem sollte die Fachsprache aber unbedingt Teil des Unterrichts sein, um die grundlegenden Fachkompetenzen und eine anständige Ausdrucksart zu sichern. Die Förderung der Heterogenität einer Gruppe sollte meines Erachtens keinen negativen Einfluss auf den Lernerfolg der Gruppe insgesamt haben – die erforderlichen Leistungen sollten also nicht an die Gruppe, sondern die Gruppe an die erforderlichen Leistungen angepasst werden.

Gruß

Miles

Individualisierter Unterricht

Die Individualisierung des Unterrichts bietet den Vorteil, dass die Schülerinnen und Schüler ein selbständiges Arbeiten lernen und in einer lockeren Atmosphäre ihre Stärken ausbilden können. Verschiedene Themenfelder können durch die „Streuung“ der Klasse deutlich breiter diskutiert und unterschiedliche Schülerinnen und Schüler differenzierter gefördert und gefordert werden.

Durch diese soziale Offenheit besteht jedoch die Gefahr, dass eher introvertierte Schülerinnen und Schüler aus dem gemeinschaftlichen Zusammenarbeiten ausgeschlossen werden. Diese Gefahr wurde in dem Fallbeispiel von Tarkan in der Vorlesung aufgegriffen und habe ich vor kurzem erst erlebt, als ich mit einer 6. Klasse eines Gymnasiums einen Rap zum 10. Jubiläum der Schule entwickelt habe: Die Schülerinnen und Schüler sollten in kleineren Gruppen jeweils Teile des Textes entwerfen und ein eher schüchterner Junge wurde von einer Gruppe abgestoßen und saß dann allein da. In solchen Fällen muss die Lehrkraft direkt schalten und diese Situation lösen, damit der einzelne „Schwächere“ nicht untergeht.

Des Weiteren ist zu beachten, dass vorallem jüngere Schülerinnen und Schüler oftmals noch nicht die erforderliche Disziplin entwickelt haben, um wirklich selbständig und anständig die Aufgaben zu bearbeiten. Je nach Alter und „Entwicklungsstand“ der Klasse ist darauf zu achten, dass man die passende Mischung aus diszipliniertem Frontalunterricht für die gesamte Gruppe und individuelleren Teilen zur Förderung der Vielfältigkeit findet.

Außerdem halte ich es für wenig sinnvoll, nur die Stärken der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Man neigt dazu, das zu machen, was man bereits kann. Wichtig für eine solide Grundausbildung ist aber, dass gewisse Kompetenzen entwickelt werden, die nicht von Anfang an vorhanden sind und die wahrscheinlich auch nie die größte Stärke des Individuums sein werden. Auch hier gilt also, dass die richtige Mischung aus Fordern und Fördern zu finden ist, um die Stärken zu perfektionieren und die Schwächen auf ein solides Level zu heben.

Aufgabenstellung und Genderklischees

Guten Tag,

ich habe mir überlegt, die Aufgabenstellung bewusst ein wenig zu umgehen, da nichts weiter als die üblichen Klischees über Mädchen und Jungen dabei herauskommen würde. Es ist wenig anspruchsvoll, eine Seite mit unterschiedlichen Aufgaben aus Schulbüchern zu füllen und diese Aufgaben durch Austauschen der klischeehaften Beispiele für Jungen und Mädchen „umzuformulieren“. Aus Puppen würden Fußbälle werden, aus coolen Mountainbikes werden Kinderwagen für die Puppe, aus einem Revolver wird ein Föhn und so weiter. Das Ganze mit ein wenig Dreisatz, Prozentrechnung oder Statistik kombinieren und – tadaaaaa – eine Aufgabe steht im Mathebuch.

Fakt ist doch aber, dass man diese Interessen nicht am Geschlecht festmachen kann, sondern nur an der Person selbst. Ich kenne Frauen, die mehr Ahnung von Fußball haben als die meisten Männer und welche, die mehr Interesse an Sportwagen haben als sonst irgendwer. Ebenso gibt es Männer, die öfter Föhn und Glätteisen in der Hand halten als Frauen und deutlich mehr auf ihr Äußeres achten.

Zudem habe ich im Unterricht niemals jemanden aufschreien gehört: „Oh mein Gott, diese Aufgabe trifft so auf meine Interessen zu, die will ich unbedingt bearbeiten!“ Wenn überhaupt, hat man sich gefragt: „Wer zum Teufel kauft 200 Melonen im Supermarkt und berechnet ihr Durchschnittsgewicht?“ Das könnte sowohl der melonenmögende Martin aus „Schwiegertochter gesucht“ als auch die durchschnittsgewichtige Denise aus einer anderen RTL-Niveau Sendung im TV sein, also männlich oder weiblich oder beides. Um einen Gedanken von Dieter Nuhr aufzuzeigen: Wo bleiben in der „genderfreundlichen Sprache“ die transexuellen „Unentschlossenen“? Ergibt es Sinn, die ganze Alltagssprache umzuwerfen, damit die geschriebenen und gesprochenen Sätzinnen und Sätze ewig lang werden? Oder ist es doch sinnvoller, die alltägliche Gleichberechtigung in Bezug auf Benotung und Bezahlung und so weiter voranzutreiben, anstatt mit stark verlängerten Formulierungen die Gesellschaft zu polarisieren, sodass viele genervt vom Feminismus sind?

Solch grundlegende Gedanken sollten für „gendersensible“ Lehrkräfte im Fordergrund stehen und nicht die Klischeehaftigkeit einiger Schulaufgaben, die bei einer guten Mischung sowieso egal sind, da die Beispiele (im Matheunterricht) dem einfachen Rechnen nur einen näheren Realitätsbezug geben sollen. Wie „interessant“ eine Aufgabe dadurch wird, hängt von den Interessen der Schüler ab, nicht von deren Geschlecht.

Othering

Das „Othering“ beschreibt die Eigenschaft bestimmter Gruppen von Menschen, sich von anderen Gruppen aufgrund ihrer Unterschiede zu distanzieren und gegebenfalls unterschiedlich zu werten.

Im Allgemeinen ist meines Erachtens zumindest die Distanzierung von anderen Interessensgruppen weitgehend gefahrlos, jedoch entstehen erhebliche Probleme, sobald diese Distanzierung in Radikalismus übergeht und die Angst vor dem „Fremden“ Überhand gewinnt und Diskriminierung stattfindet.

Dass man sich verschiedenen Gruppen zuordnet, entsteht dadurch, dass man sich selbst in der heutigen Gesellschaft schon fast gezwungenermaßen mit anderen vergleicht und dabei Gemeinsamkeiten mit den Einen und Unterschiede zu den Anderen entdeckt. Problematisch wird diese Aufteilung der Gesellschaft, sobald man den Menschen nicht lehrt, dass diese Unterschiede völlig normal und okay sind und dass deswegen niemand anderes weniger wert ist – völlig unabhängig von der Art der Unterschiede, ob Geschlecht, Sexualität, Nationalität, politische Gesinnung usw.

Thema im Geschichtskurs auf erhöhtem Niveau während der Vorbereitung auf das Abitur 2014 war in Niedersachsen der spanische Kolonialismus und der Nationalsozialismus in Deutschland. Im Zusammenhang damit wurde uns gelehrt, dass „Rechtsfaschismus“ zu nichts Gutem führt. Dass „Linksfaschismus“ genauso wenig zielführend ist, wurde wiederum kaum bis gar nicht besprochen. Damit soll eine linkspolitisch gerichtete Orientierung nicht schlecht dargestellt werden – mir geht es um den Radikalismus allgemein. „Nazis sind schlecht“ wurde gelehrt. Schön und gut, aber dass „Nazis diskriminieren und gewaltsam gegen sie vorgehen“ nicht besser ist, wurde nicht behandelt. Sobald man einem Menschen – völlig egal weswegen – seine Grundrechte absprechen will, weil er oder sie eine andere Meinung vertritt, wird es problematisch und bedarf einer Aufklärung.

Ich wurde in meiner Schulzeit, als politische Orientierung langsam ein Thema wurde, des Öfteren von Leuten, mit denen ich sonst immer gut reden konnte, schief angeguckt und irgendwann gemieden, weil ich absolut kein Verständnis dafür geäußert habe, dass sie Rechtsgesinnte verprügeln wollen, anstatt durch Aufklärung zu versuchen, diese Menschen eines Besseren zu belehren.

Zur Vermeidung solcher Probleme ist es also wichtig, die jungen Menschen allgemeiner über Heterogenität in ihrer ganzen Vielfalt und die Grundrechte eines jeden Menschen aufzuklären.

Umgang mit soziokultureller Heterogenität in Vergleichsmodellen

Ich selbst habe in meiner Schulzeit nie wirklich Probleme mit soziokultureller Heterogenität miterlebt. An den Schulen, die ich besuchte, war der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund zwar recht gering, aber man hat uns von Anfang an einen respektvollen Umgang miteinander gelehrt, ohne speziell auf die Herkunft verschiedener Schülerinnen und Schüler einzugehen, sodass es uns egal war, woher ein Mensch kam oder an was er glaubte, da wir ihn so respektierten, wie er war.

Meines Erachtens entspricht es einem Wunschdenken, wenn man irgendwoher ein anständig klingendes Modell zum Umgang mit soziokultureller Heterogenität nimmt und dieses dann der Gruppe vorhält, wenn es zu Konflikten kommt. Dieses Vorgehen wirkt sehr gekünstelt und dürfte alles andere als zielführend wirken.

Bisher kommt es mir in der Vorlesung so vor, als bestünde der professionelle Umgang mit Heterogenität im ständigen Aufzeigen dieser und ich hoffe, dass das nicht der Weg ist, den man uns wirklich vermitteln möchte. Der wirklich respektvolle Umgang entsteht doch erst, wenn man sieht „da braucht jemand Hilfe, dann unterstütze ich ihn“ und nicht, wenn man denkt „oh, da hat jemand eine Beeinträchtigung, deswegen muss ich ihm helfen, weil das gut ist“.

Nach meinem Abitur habe ich noch vor meiner Entscheidung für das Studium ein Jahr lang in einem Metallbaubetrieb gearbeitet. Menschen unterschiedlichster Herkunft arbeiten dort gemeinsam und pflegen einen respekt-, aber auch humorvollen Umgang miteinander, Stichwort „Darf er das?“. Mitarbeiter, die die deutsche Sprache weniger gut beherrschen, verständigen sich mit einzelnen Worten, kurzen Sätzen sowie Händen und Füßen, was auf beiden Seiten des Öfteren zu Lachern führt, ohne dass sich jemand beleidigt fühlt.

Ich halte es für nicht ganz richtig, wenn man im Umgang mit verschiedensten Menschen zu sehr in Strukturen denkt, die „wissenschaftlich erwiesen“ wurden. Ein Mensch ist kein Programm, das man durch explizites Aufzeigen und Vortragen einer bestimmten Moral in seiner Meinung oder seinem Handeln umstimmt, dafür ist ein ausführlicher, andauernder Dialog nötig. Daher halte ich es für wichtig, dass man insgesamt Respekt vor Anderen lehrt, ohne dabei ständig gesondert auf verschiedene Herkünfte oder Beeinträchtigungen einzugehen, eben damit im Denken nicht der Zwang entsteht „der oder die ist beeinträchtigt, ich muss helfen“, sondern der eigene Wille durchkommt mit „da braucht jemand Hilfe, ich WILL helfen!“

Außerdem sollte die Lehrkraft den Mut haben, gegen die Regeln der in der Vorlesung aufgeführten Modelle zu verstoßen, wenn sie selbst merkt, dass diese im Spezialfall nicht zielführend sind. Die Heterogenität ist viel zu facettenreich, als dass man den Umgang mit ihr auf ein kleines Modell hinunterbrechen könnte, um es als „Leitfaden“ durchzubringen – dieser Ansatz wirkt in meinen Augen sehr konstruiert und in der Schule gab es nichts schlimmeres als eine Lehrkraft, die sich aufgrund solcher Modelle völlig verstellt hat, sodass man merkte, dass sie im Grunde nur etwas vorspielt und wahrscheinlich gar nicht so viel Ahnung von einem realitätsnahen Umgang mit einer heterogenen Gruppe hat.

Heterogenität und Homogenität im schulischen Feld

Reduziert auf das schulische Feld ergeben sich für die Menge der Menschen sowohl heterogene als auch homogene Aspekte: Zum Einen verfolgen die Schülerinnen und Schüler ein gemeinsames Ziel – den Schulabschluss – zum Anderen tun sich hier bereits die ersten Unterschiede auf. Es gibt unterschiedliche Schulabschlüsse und demnach „erreichen“ die jungen Menschen unterschiedliche Ziele. Betrachtet man einzelne Personen näher, so fällt auf, dass sie zwar allesamt Menschen sind, sich jedoch durch verschiedene Merkmale auch grundlegend voneinander unterscheiden. Es gibt Jungen und Mädchen in unterschiedlichen Altersgruppen, verschiedene Phasen in der persönlichen Entwicklung und absolut unterschiedliche Interessen in jeder Hinsicht. Die sexuelle Orientierung der einzelnen Persönlichkeiten kann voneinander abweichen, politische Interessen unterscheiden sich, auch werden mit hoher Wahrscheinlichkeit unterschiedliche Religionen in der Gruppe vertreten sein. In Deutschland leben Menschen unterschiedlichster Herkunft, die in der Schule zusammenkommen. Des Weiteren können Menschen Beeinträchtigungen haben, die von körperlichen Unterschieden bis hin zu geistigen Unterschieden in der Gruppe führen. Die Schülerinnen und Schüler lernen im Allgemeinen unterschiedlich schnell, einige verstehen sofort alles, andere brauchen ein wenig länger. So hat jedes Mitglied seine „Stärken“ und „Schwächen“, die es als allgemeine Stärke der Gruppe zu nutzen gilt: Wo der/die Eine nicht weiter weiß, kann der/die Andere aushelfen und so den Gesamterfolg der Allgemeinheit erhöhen.

Ziel ist es also meines Erachtens, die homogenen Interessen unter Berücksichtung der Heterogenität und vielleicht sogar durch dessen „Ausnutzung“ (im positiven Sinn) in einer respekt- und rücksichtsvollen Gesellschaft durchzusetzen.