Umgang mit soziokultureller Heterogenität

Versuchen Sie Maßnahmen, Projekte oder Initiativen, die sie im schulischen Umfeld zum Umgang mit soziokultureller Heterogenität kennen gelernt haben (in Praktika, Arbeit, eigener Schulzeit o.ä.), zu charakterisieren, entsprechend dem Vergleichsmodell aus der Vorlesung, Folien 9 und 10.
Begründen Sie die Einordnung und bewerten sie die jeweilige Wirkung.

In meiner eigenen Schulzeit habe ich vor allem den Umgang mit Beeinträchtigungen, wie geistige und/oder körperliche Behinderungen, kennengelernt. In meiner Grundschule, die einen sonderpädagogischen Schulzweig hat, werden Kinder mit Beeinträchtigung größtenteils in eigenen Klassen betreut und je nach ihren Bedürfnissen gefördert. Die Förderung auf elementarer Ebene wird dort mit der Unterstützung von Sonderpädagogen und Therapeuten realisiert, um die Kinder bestmöglichst zu betreuen. Jeder Schüler_in wird dabei individuell in verschiedenen Schwerpunkten gefördert. Sehr wichtig ist dabei, dass diese Kinder auch regelmäßig in Kontakt mit den Regelklassen kommen. Um dieses zu erreichen bestehen Kooperationen zwischen den Regelklassen und den gesonderten Klassen der Kinder mit Beeinträchtigung. Jeden Morgen wird zum Beispiel zusammen ein Erzählkreis gebildet und alle Schüler_innen dürfen erzählen, was sie erlebt haben. Dadurch sollen die Kinder lernen mit dem „Andersein“ der anderen Schüler umzugehen und Vorurteile abzubauen. Außerdem werden die beiden Klassen in speziellen Unterrichtsfächern, wie zum Beispiel Kunst, Musik, etc. zusammen unterrichtet, wodurch Heterogenität in der Klasse entsteht. Zudem können die Kinder zusammen die Pausen verbringen.  Eine weitere Maßnahme, um vielleicht vorherrschende Ängste und Vorurteile abzubauen, ist die Möglichkeit für die Kinder einen Rolli-Führerschein zu machen. Dabei lernen die Kinder, wie man ein anderen Kind, welches im Rollstuhl sitzt, schiebt und was man zu beachten hat. Am Ende bekommen die Kinder für eine erfolgreiche Teilnahme einen Führerschein ausgehändigt, der sie dazu berechtigt, beeinträchtigte Kinder im Rollstuhl in den Pausen über den Schulhof zu schieben und zu begleiten.

Die Maßnahmen der Schule kann man den Konzept der „Diversity Education“ zuordnen, da die Heterogenitätsdimension hier vor allem die Beeinträchtigung mancher Schüler ist. Es wird versucht die Gemeinsamkeiten der Schüler_innen hervorzuheben, indem man gemeinsame Unternehmungen macht ohne sich auf die Unterschiede zu fokussieren. Trotzdem werden die unterschiedlichen Voraussetzungen und Eigenschaften der Kinder reflektiert, um Vorurteile zu verstehen und zu beseitigen.

Meiner Meinung nach geht die Schule sehr gut mit der Heterogenität der Schüler um, da jedes Kind als Individuum angesehen wird und je nach seinen Bedürfnissen behandelt wird. Dabei liegt der Fokus sehr auf dem Miteinander und es wird darauf geachtet, dass keine Ausgrenzung, sondern ein Gemeinschaftsgefühl entsteht.

 

Ein Gedanke zu „Umgang mit soziokultureller Heterogenität“

  1. So eine Art der Diversity Education durfte ich selber leider nie erfahren. Während (fast) meiner gesamten Schulzeit wurde ich nicht mit Kindern mit Beeinträchtigungen konfrontiert bzw. zusammengebracht. Kinder mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen wurden auf gesonderten Schulen gefördert, die nichtmal in der gleichen Stadt lagen wie meine eigene Schule (ein Nachteil des ländlichen Raumes(!)). Allein in meinem Aufenthalt in den USA konnte ich (von weitem) ein ähnliches Konzept beobachten. In meiner High School gab es gesonderten Unterricht für beeinträchtigte Schüler, teilweise nahmen diese aber auch am Regelunterricht teil, wo sie dann von Betreuern begleitet wurden.

    In dem oben vorgestellten Projekt werden bereits junge SchülerInnen auf das Konzept Heterogenität aufmerksam gemacht, indem sie mit beeinträchtigten Kindern zusammen in den Pausen spielen und teilweise gemeinsam unterichtet werden. Dennoch werden haben alle Kinder die Chance im getrennten Unterricht ihren Bedürfnissen gemäß gefördert zu werden ohne dass dadurch anderen SchülerInnen beeinträchtigt werden. Diese Integration empfinde ich persönlich als eine gute Alternative bzw. als einen guten Weg zur Inklusion, der hier in Deutschland doch in vielen Fällen überstürzt und zu schnell begangen wurde.
    Viele Lehrkräfte und Sozialpädagogen/-innen sind noch nicht in der Lage Inklusion in ihrem Unterricht wirklich umzusetzen. Förderbedürftige Kinder werden teilweise zwar im gleichen Raum wie andere SchülerInnen unterrichtet, bleiben aber dennoch isoliert, weil ihre Betreuer und Lehrer nicht wissen, wie sie sie wirklich in den Unterricht der Regelklasse einbringen können. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich dann noch eher ausgeschlossen fühlen, als an einer Förderschule.
    Deshalb sehe ich es als gar nicht so schlecht an, langsam anzufangen und Kinder in den Fächern gemeinsam zu unterrichten, wo eine Inklusion vielleicht einfacher ist (wie oben genannt also Musik, Kunst etc.), bis alle Lehrkräfte, Betreuer und Schulen wirklich über Inklusion Bescheid wissen und sie umsetzen können.

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