In der sechsten Ringvorlesung wurde das Thema Pluralismus im Religionsunterricht behandelt. Nur wenn sich die Menschen mit unterschiedlichen Religionen gegenseitig respektieren und sich vorurteilsfrei begegnen ist ein konfliktfreies Zusammenleben möglich. Eine Möglichkeit zur Verbesserung des Zusammenlebens in der Schule sind begegnungspädagogische Settings. Hierbei wird im Unterricht der Raum geschaffen um neue Religionen kennenzulernen, von ihnen zu lernen und vielleicht vorherrschende Vorurteile zu bekämpfen. Die Schüler sollen ihren Horizont erweitern und die jeweils anderen Religionen versuchen zu verstehen und zu achten. Probleme können entstehen, wenn schon gewisse Vorurteile bei den Schüler gegenüber bestimmten Religionen oder Menschengruppen bestehen. Somit wäre eine vorurteilsfreie Begegnung nicht mehr gewährleistet und es kann zu Konflikten und zu einer negativen Beeinflussung des Ergebnisses kommen. Zudem muss beachtet werden, dass einige Schüler mit Migrationshintergrund schon in mehreren Generationen in Deutschland leben und auch hier geboren sind. Sie sind mit ihrer Religion aus dem Heimatland nicht mehr so vertraut und fühlen sich nicht als Vertreter einer anderen Religion.
In meiner eigenen Schulzeit habe ich das Fach Religion sehr schnell durch Werte und Normen ersetzt. Allerdings kann ich mich nicht daran erinnern, dass wir irgendeinen Unterrichtsbesuch hatten. Wir haben zwar verschiedene Religionen thematisiert, jedoch nur theoretisch als Lehrervortrag und als Referatsvorträge in Kleingruppen. Hierbei hat man sich besonders auf die Religion konzentriert, die man als Referatsthema hatte. Ich kann mich aber noch erinnern, dass wir ein paar muslimische SuS hatten, die Ramadan gefeiert haben. An dieser Stelle hat unsere Lehrkraft dieses Thema mit in den Unterricht eingebaut und die MitschülerInnen sollten von ihrer Religion und den Hintergründen des Fastens erzählen. Ansonsten spielte das Thema Religionspluralismus eine sehr geringe Rolle im Werte und Normen Unterricht. Wir hatten sehr abwechslungsreiche und tendenziell philosophische Themen, geprägt von Freud und Kant.
Als Beobachtungsaufgabe für mein Praktikum würde ich besonders darauf achten, wie die Lehrkraft mit dem Religionspluralismus umgeht und wie genau sie den Raum für Begegnungen schafft. Die Umsetzung von Theorie in Praxis und die möglichen Probleme könnte man sehr gut beobachten, denn für die Schaffung der begegnungspädagogischen Settings ist gewissermaßen die Lehrkraft verantwortlich. Sie hat die Möglichkeit die Begegnungen etwas zu steuern. Hierbei wäre interessant zu beobachten, ob die Lehrkraft neutral ist oder ob sie vielleicht auch nicht komplett vorurteilsfrei ist und welche Werte sie den SuS vermittelt.