In der heutigen Vorlesung, welche von Christoph Fantini gehalten wurde, lag der Fokus auf Heterogenitätskategorie Geschlecht/Gender in Schulen. In diesem Beitrag möchte ich auf gewisse Aspekte zum Spannungsfeld von Inszenierung eingehen, als auch auf meine bisherigen Erfahrungen, wie auch auf eine zukünftige mögliche Beobachtungsaufgabe.
Zuallererst komme ich auf die Zuschreibungen in Bezug auf Gender zu sprechen. Eine Studie, die sich mit dem Studierverhalten auseinandersetze, ergab, dass die Relevanz des allgemeinen Studiums ähnlich ist, somit unabhängig vom Geschlecht. Anders sieht es bei der Relevanz der Noten aus, hierbei zeigte die Studie, dass es im Allgemeinen dem weiblichen Geschlecht wichtiger sei. Das könnte daran liegen, dass laut der Stereotypen Männer eher naturwissenschaftliche Fächer, als auch Mathe studieren, wobei dort der Durchschnitt meistens von geringerer Bedeutung ist. Das ist eine Vermutung, die aber ebenfalls auf Vorurteile basiert und es immer viele Ausnahmen gibt, da ich zum Beispiel ebenfalls Mathe studiere. Die Zufriedenheit der Noten war bei beiden Geschlechtern ebenfalls recht ähnlich. Laut Fantini soll dieses Genderverhalten in der Schule sehr identisch sein. Fantini las uns einige Aussagen von Grundschüler(innen) vor. Ein Männlicher sagte, dass Frauen schlauer, als Männer seien. Diese Aussage war keine Ausnahme, da Mehrere ähnliche Aussagen äußerten. Zum Beispiel läge Frauen eher das Wissen und Männern der Sport. Daraus lässt sich ziehen, dass Kinder in frühen Jahren schon gewisse Stereotypen entwickeln. Das sind laut Grundschüler(innen) die Gründe, weshalb es weitaus mehr Grundschullehrerinnen, statt Grundschullehrer gäbe. Dies könnte aber auch darauf zurückführen, dass der NC für Grundschullehramt weitaus höher ist, als z.B. Gymnasiallehramt. Eine von Fantini gezeigte Studie belegt, dass der Durchschnitt von männlichen Abiturnoten bei 2,5 bis 3,0 liegt. Wodurch für viele die Chance Grundschullehramt zu studieren, wegfallen würde. Meiner Meinung nach haben Männer, wie auch Frauen die gleichen Voraussetzungen für die Absolvierung eines Studiums. Beginnend in den 60er Jahren gab es wegen des Wirtschaftsbooms Fachkräftemangel, wodurch letztendlich auch mehr Frauen eingestellt wurden. 1900 bis 1960 gab es eine Debatte vor der Einführung von Koedukation in Deutschland, es gab diesbezüglich Befürworter, als auch ablehnende Fraktionen. Eine Befürwortung zum Beispiel waren bessere Bildungschancen und die Gerechtigkeit für Mädchen/Frauen. Eine Ablehnung war, dass homogene Lerngruppen effektiver seien, weshalb Frauen dort angeblich nichts zu suchen haben. Die Thematik der homogenen Lerngruppen befasst sich mit der letzten Vorlesung, weshalb ich nicht hier spezifisch weiter draufeingehen werde.
Nun möchte ich von meinen bisherigen Erfahrungen berichten und diese auch reflektieren. In der Schule erlebte ich oft mit, wie Lehrer aufgrund von Stereotypen der Geschlechter, SuS ungerecht behandelten. Um gleichwertig in diesem Unterricht behandelt zu werden, musste man sein Können erst einmal unter Beweis stellen. Andersrum ist es auch bei sogenannten Lernfächern, da es hierbei leider auch viele Vorurteile gibt und Mädchen hier bevorzugt werden, da sie laut Klischees ordentlicher, disziplinierter etc. seien. Natürlich gibt es Jungs, wie auch Mädchen, die diese Bedingungen erfüllen, aber weitaus nicht alle. Man sollte das Können nicht vom Geschlecht abhängig machen. Diese Vorurteile entwickelten sich mit der Zeit und sind nicht spezifisch annehmbar. Ein Zitat „Männlichkeit und Weiblichkeit sind nicht Natur, sondern Kultur“ (Draxler 1988) beschreibt dies recht gut. Es wird leider viel zu oft noch Einfluss aus gesellschaftlichen Rollenbildern genommen, die mit der Zeit erstanden. Ich finde, dass ein/e Lehrer/in nicht genderspezifisch solche „Befehle“ formulieren sollte. Diese Erfahrungen habe ich durch meine Schulzeit mitnehmen können, worauf ich gleich zum nächsten Punkt, der Beobachtungsaufgabe, überleiten kann.
Ich möchte wegen meiner nicht so positiven Erfahrungen in der Schulzeit dies eben schon von mir Erwähnte beobachten. Einerseits möchte ich schauen, inwieweit sogenannte Klischees, bezüglich der schulischen Leistungen in speziellen Fächern, noch vorhanden sind.
Moin Leif,
du hast das Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Gender sehr ausführlich beschrieben. Aus eigener Erfahrung kann ich zwar durchaus bestätigen, dass Schülerinnen guten Noten einen höheren Stellenwert zuschreiben als Männer, allerdings sollte man dies nicht pauschalisieren. Gerade im Studium ist dies sehr fachspezifisch ausgeprägt. Im Studium für das Lehramt „springt das Pferd nicht höher als es muss“, sprich viele männliche Studenten halten es nicht für notwendig einen 1er Schnitt zu erreichen, da ihnen der zukünftige Arbeitsplatz als sicher erscheint. In den Ingenieurfächern streben die Männer hingegen häufig Karriere in den Aushängefirmen an und kämpfen um jede Note. Bei den Schülerinnen fehlt mir hingegen häufig der Anreiz eine gute Note in den MINT-Fächern zu erreichen. Es herrscht häufig eine grundlegende Abneigung gegen diese Fächer vor und ein einfaches „Bestehen“ reicht den meisten vom eigenen Anspruch völlig aus.
Die von dir genannte stereotypische Ausprägung der Kinder in der Grundschule, dass „Frauen eher das Wissen und Männern eher der Sport [liege]“ resultiert natürlich daher, dass die meisten Kinder in der Grundschule fast ausschließlich von Lehrerinnen unterrichtet werden und daher denken, dass die Männer mit Wissen nicht viel am Hut haben. Diese Grundannahme in den Vorbildern der Schülern kann dann leider auch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Das Projekt „Rent a teacher“ ist hier sicherlich ein guter Weg, um dem entgegen zu wirken.
Abschließend muss ehrlich gestehen, dass ich deine in der Schule erlebten Erfahrung nicht ganz verstanden habe. Vielleicht könntest du dies noch einmal konkretisieren.
Mit freundlichen Grüßen
Phil