“Was ist guter Unterricht?“ – Zehn Merkmale guten Unterrichts
Hilbert Meyer
Hilbert Lühr Meyer war Schulpädagoge von 1975 bis 2009 in Oldenburg. Meyer wurde bekannt durch Studienbücher zur Didaktik und Schulpädagogik. 2004 veröffentlichte Hilbert Meyer “Was ist guter Unterricht?“ worin dieser unter anderem Zehn Merkmale guten Unterrichtes vorstellt und näher erläutert.
Die Frage was guten Unterricht eigentlich ausmacht lässt sich nicht so einfach in einem Satz beantworten jedoch gibt es Richtlinien und Merkmale an, die sich orientiert werden, kann. Im Folgenden habe ich die die 10 Merkmale, was diese beinhalten sowie Ratschläge für die Umsetzung aus Hilbert Meyers “Was ist guter Unterricht?“ aufgelistet und zum Schluss in Bezug auf inklusiven Unterricht zusammengefasst.
- Klare Strukturierung des Unterrichtes
- Methodischer Grundrythmus
- Aufgabenklarheit
- Regelklarheit
- Rollenklarheit
Umsetzung:
- Transparent mit der Unterrichtsplanung umgehen
- Unterrichtsrituale verwenden
- Mischung aus leichten und Schweren Fragen
- Nach einer Frage Zeit zum Nachdenken geben
- Schüler*innen Freiräume geben
- Hoher Anteil echter Lernzeit
- Die Mehrzal der Schüler*innen ist aktiv bei den Aufgaben
- Keine Ablenkungen oder Langeweile
- Entstehung Inhaltlicher Arbeitsergebnisse
- Aktive Lernphasen in Abwechslung von erholsamen Pausen
- Wenig Disziplinstörungen weder von der Lehrkraft noch von Mitschüler*innen
Umsetzung:
- Gute Vorbereitung der Lehrer*innen und Schüler*innen
- Künktlichkeit aller beteiligten
- Klare Strukturierung
- Angemessene Aufgabenformulierung
- Konzentrationsübungen
- Lernförderliches Klima
- Gegenseitiger Respekt
- Verlässlich eingehaltene Regeln
- Gemeinsam geteilte Verantwortung
- Gerechtigkeit (unter alles Beteiligten)
- Fürsorge
Umsetzung:
- Ausbau der Mitbestimmung
- Maßnahmen zur Gewaltprävention
- Übernahme von Klassenämtern
- Konfliktmoderation
- Regelmäßiges Schülerfeedback
- Zielvereinbarungen mit der Klasse oder einzelnen Schülern
- Klärung von Missverständnissen
- Inhaltliche Klarheit
- Aufgabenstellung verständlich
- Thematischer Gang nachvollziehbar
- Ergebnissicherung klar und verbindlich gestaltet
Umsetzung:
- Genaue Bestimmung des Anspruch Niveaus der Aufgabenstellung
- Ernstnehmen von Schülervorstellungen/Alltagserfahrungen
- Nutzung von Teilen der von Schüler gemachten Fehlern, um den Lehr-Lernprozess voranzubringen
- Sinnstiftendes kommunizieren
- Das Lernen soll einen Sinn für die Schüler*innen geben („Wozu lerne ich das eigentlich?“)
- Nicht immer von Anfang an einleuchtend für Schüler*innen
- Kommunikation zwischen Lehrkraft und Schüler*in über Inhalte des Unterrichtes
Umsetzung:
- Interessen der Schüler berücksichtigen
- Auf Erlebnisse und Erfahrungen der Schüler*innen zurückgreifen
- Bezug zu Anwendungen im Alltag/ der Erfahrungswelt der Schüler herstellen
- Methodenvielfalt
- Reichtum der verfügbaren Methoden werden genutzt
- Verlaufsform des Unterrichtes wird variable gestaltet
- Grundform des Unterrichtes wird ausbalanciert
Umsetzung:
- Abwechslung von Methoden im Unterricht
- Nicht zu viele Methoden in einer Stunde
- Methoden wählen, die für die Lehrkraft am besten funktioniert, variiert von Klasse zu Klasse
- Gewählte Methode sollte den Lernprozess der Schüler*innen unterstützen
- Individuelles Fördern
- Jeder Schülerin und Jedem Schüler die Chance geben, ihr bzw. sein motorisches, intellektuelles, emotionales und soziales Potential umfassend zu entwickeln
- Durch geeignete Maßnahmen unterstützen
Umsetzung:
- Bei der Planung von Unterricht und Entwicklung von Förderinstrumenten insbesondere die Lernvoraussetzungen der Schüler*innen beachten
- Flexible Lernziele formulieren
- Fehler zulassen und gemeinsam mit den Schülern analysieren
- Intelligentes Üben
- Es wird ausreichend und im richtigen Rhythmus geübt
- Übungsaufgaben werden passend zum Lernstand formuliert
- Die richtigen Lernstrategien werden von dem Schüler*innen genutzt
- Lehrkräfte geben gezielte Hilfestellung beim Üben
Umsetzung:
- Bei Auswahl und Erstellung von geeignetem Übungsmaterial den (individuellen) Lernstand der Schüler*in berücksichtigen
- Genügend Zeit für die Übungsphasen einplanen und zur Verfügung stellen (ggf. Stoffmengen reduzieren)
- Unterschiedliche Methoden nutzen
- Allen Schüler*innen unabhängig vom Leistungstand Erfolgserlebnisse ermöglichen
- Transparente Leistungserwartungen
- Passendes Lernangebot (angepasst an Lehrpläne und das Leistungsvermögen)
- Dieses Angebot ständig verständlich kommunizieren
- Nach Tests und Arbeiten zügig Rückmeldungen geben
Umsetzung:
- Klare Abgrenzung der reinen Lern- und Arbeitsphasen von den Phasen der Leistungskontrolle
- Nach Leistungskontrolle zügig und möglichst individuell Rückmeldung geben
- Den Schüler*innen die Gelegenheit geben der Lehrkraft ihre persönliche Leistungserwartung mitzuteilen
- Vorbereitete Lernumgebung
- Ordnung
- Funktionale Einrichtung
- Bereithaltung von brauchbaren Lernwerkzeugen
- Sodass Lehrkräfte und Schüler*innen sich mit dem Raum identifizieren können und dort arbeiten können
Umsetzung:
- Bei den Naturwissenschaften: Fachräume zum Experimentieren
- Übersichtlich, ordentlich, schnell erreichbar
- Regeln für den Aufenthalt in bestimmten Räumen muss eingehalten werden
- Das Aufräumen muss geübt und nach festen Regeln ablaufen
- Tafel und Whiteboard für jeden Sichtbar
In Bezug auf Inklusiven Unterricht:
Bei Inklusivem Unterricht ist eines der wichtigsten Merkmale um den Schüler*innen gerecht zu werden die individualisierte Förderung. Auch hier bei den 10 Merkmalen guten Unterrichts nach Hilbert Meyer wird immer wieder auf die Individualisierung hingewiesen. Sowohl bei der Planung von Unterricht als auch bei der Durchführung sowie bei der Rückmeldung läuft es immer wieder darauf hinaus, dass unterschiedliche Lernstände, Bedürfnisse und Fähigkeiten berücksichtigt werden sollten, um einen guten Unterricht durchzuführen. Verschiedene Methoden anzuwenden ist eine vieler Strategien dies Umzusetzen. Eine gute Kommunikation und Transparenz der Lernziele sind ebenso bedeutsam wie die echte Lernzeit. Von Bedeutung sind die oben genannten Punkte für jede Art von Unterricht und in Hinblick auf eine heterogene Lerngruppe umso wichtiger. Die 10 Merkmale von Meyer dienen somit als Orientierungshilfe für einen guten Unterricht. Das selbstständige und entdeckende Lernen hätte Meyer in seinen Merkmalen jedoch noch ergänzen können sodass auch diese Auflistung an Prinzipien noch nicht alle Merkmale guten Unterrichtes auflistet. Es wäre also durchaus Sinnvoll sich mit weiteren Quellen zu befassen um eine große Bandbreite an Methoden, Ratschlägen und Maßnahmen zu verinnerlichen.
Literatur
aus: Pädagogik 10/03, S. 36 – 43
Hilbert Meyer, Zehn Merkmale guten Unterrichts, Empirische Befunde und didaktische Ratschläge,
aus: Pädagogik 10/03, S. 36-43