Ringvorlesung 04

  1.  Beim sogenannten „Individualisierenden Unterricht“ erhalten Schüler und Schülerinnen auf ihre unterschiedlichen Lernvoraussetzungen individuell angepasste Lernangebote. Jene Unterrichtsform gilt damit als eine mögliche Antwort für den Umgang mit Heterogenität im schul-pädagogischen Alltag . Diese Systematisierung erbringt Heterogenität, durch unterschiedliche Aufgaben an Schüler und Schülerinnen unterschiedlichen Leistungs- und Lernniveaus, somit hervor. Dabei stehen bei dieser Unterrichtsform die „Individualisierung“ und die „Kollektivierung beziehungsweise das Erreichen allgemeiner Standards“ in einem Spannungsverhältnis. Eine Form für den individualisierenden Unterricht stellt zum Beispiel die Planarbeit dar. Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten je nach ihren Lernvoraussetzungen und somit nach unterschiedlichen Zeitdimensionen die Aufgaben. Für Schülerinnen und Schüler, die Leistungsstark sind, gibt es unter anderem Zusatzaufgaben. Zur Selbstkontrolle gibt es innerhalb dieser Planarbeiten, Felder, die auszufüllen sind, sobald eine Aufgabe erledigt wurde.
  2. Individualisierender Unterricht soll den Leistungsschwachen, sowie den Leistungsstarken eine individuelle Lernvoraussetzung bieten, damit jede und jeder in seinem und ihrem Arbeitstempo sein und ihr Potential entfalten kann. Ziel ist es, dass alle Kinder in den Unterrichtsstunden dazulernen und nicht (auch unbewusst) hinten dranhängen. Neben diesem theoretischen Wunschbild gibt es auch unbeabsichtigte Effekte und Probleme. So kann es, wie das Fallbeispiel zeigt, sein, dass Kinder, welche Leistungsschwach sind, ausgegrenzt und abgeschirmt werden von dem Geschehen in der Klasse, insbesondere von den Interaktionen mit anderen Kindern. Das Bild vom Fallbeispiel zeigt deutlich, dass Tarkan, dem Rest der Klasse den Rücken zudreht. Dies kann dazu führen dass die Aufmerksamkeit eher abnimmt als zunimmt, denn auch er möchte wahrscheinlich wissen, worum es zum Beispiel bei der Diskussion zwischen den anderen Kindern geht. Möglich ist auch, dass Tarkan sich unwohl fühlt, da durch die kompensatorische Hilfe eine soziale Differenz entsteht und er somit als hilfebedürftiger Schüler dasteht. Auch für die Lehrkräfte verlangt die Gestaltung einer solchen individualisierten Unterrichtsform sehr viel ab. Der Unterricht musst gut und genau organisiert werden. Insbesondere steht die Lehrkraft vor der Schwierigkeit, die Aufmerksamkeit so gerecht wie nur möglich zu verteilen, während es gleichzeitig für Leistungsschwache explizite Aufmerksamkeit bedarf.
  3. Mögliche nachzugehende Fragestellungen in Praktika:
      1. – Wie reagieren Lehrkräfte auf das Spannungsverhältnis Individualisierung versus Standardisierung ?  – Wie kann ich als Lehrkraft ein Arbeitsklima ermöglichen, in dem die Leistungsstarken, sowie Leistungsschwachen möglichst motiviert arbeiten, obwohl sich der eine oder die andere Leistungsschwache abgeschirmt von der Klasse fühlt?
      2. – Was muss eine Lehrkraft beachten, um trotz individueller Aufgaben,  zu einer allgemeinen Bewertung für alle zu kommen ?

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