Individualisierte Unterrichtsformen

Teilaufgabe 1:

„Fassen Sie die für Sie wichtigsten Einsichten, die Ihnen diese Perspektive eröffnet hat, zusammen.“

Eine neue Erkenntnis, die sich mir erschlossen hat, war, dass es neben dem „klassischen“ Unterrichtsmodel („Unterricht als Klassengespräch“), das ich aus meiner Schulzeit kenne, noch andere Methoden für die Unterrichtsgestaltung gibt. Die individualisierte Form bietet den Schüler*innen nach meinem Verständnis mehr Freiheiten. Das Lernen wird teilweise durch eigenes Lerntempo und durch eigene Interessen bestimmt, wodurch manche Schüler*innen vielleicht besser motiviert werden können. Andererseits gibt es aber sicherlich auch Schüler*innen, die durch diese entstehenden Freiheiten nicht so gut lernen können, wie zum Beispiel nach einem strikt organisierten Plan oder dem durch den/die Lehrer*in strukturierten Unterricht. Wenn ich zum Beispiel an mein eigenes Lernverhalten denke, glaube ich, dass ich mit festen Lernzeiten, -reihenfolgen und Abgabeterminen besser lerne, als wenn mir zu viele Freiheiten in meiner Lerngestaltung gelassen werden.

 

Teilaufgabe 2:

Welchen Beitrag leistet Ihrer Meinung nach eine solche schultheoretische Sichtweise für die Reflexion des Umgangs mit Heterogenität im Unterricht?

Die individualisierte Unterrichtsform unterstützt die Heterogenität der Schüler*innen in meinen Augen sehr. Da nicht jede*r Schüler*in die gleichen Aufgaben vorgesetzt bekommt, kann viel eher auf die persönlichen Fähigkeiten und Interessen der Schüler*innen eingegangen werden. Sicherlich bedeutet dies für die Lehrkraft mehr Arbeit, da verschiedene Aufgaben konzipiert werden müssen, aber im Endeffekt fördert es die Lernentwicklung der Schüler*innen. Ob dies bei allen Lernenden so der Fall ist, kann ich nach nur einer Vorlesung zu diesem Thema allerdings schlecht beurteilen.

Aufgabenstellung nach Geschlecht

Ich persönlich halte es für bedenklich Schulaufgaben zu erstellen, die besonders Mädchen oder Jungen ansprechen sollen. Aus diesem Grund werde ich in diesem Beitrag nicht direkt eine „jungen- oder mädchenspezifische“ Aufgabenstellung aus einem Lehrbuch oder einer Unterrichtssituation bearbeiten, sondern versuchen eine Kritik an ebendieser Praxis zu äußern.

Sicherlich gibt es eine große Menge an Aufgaben aus verschiedenen Lehrbüchern, die als Beispiel für die eigentliche Aufgabenstellung dienen könnten. So gibt es bestimmt Aufgaben in Mathebüchern, die besonders Mädchen ansprechen sollen, bei denen zum Beispiel mit Blumen oder Pferden gerechnet werden soll. Bei Jungen könnten man diese Themen ganz einfach durch Fußbälle oder Autos ersetzen. Ich frage mich allerdings, ob dies wirklich sinnvoll ist.

Natürlich sollten Kinder zum lernen motiviert werden. Dass dies nicht immer ganz einfach ist, ist uns allen bewusst. Die scheinbar einfachste Methode dafür ist das Verbinden von Aufgaben mit den vermeintlichen Interessenfeldern der Schüler*innen. Aber ist es wirklich sinnvoll Schüler*innen mit klischeehaften Geschlechterbildern und -rollen zu motivieren? Ich habe dabei ein eher ungutes Gefühl, da ich glaube, dass dabei manche Folgen nicht ganz berücksichtigt werden.

Ein Problem dabei ist zum Beispiel, dass bestimmtes Rollendenken in den Köpfen der Schüler*innen manifestiert wird. Ein „normales“ Mädchen spielt mit Puppen, mag Pferde und liebt die Farbe rosa, ein „normaler“ Junge hingegen geht mit seinen Freunden Fußball spielen, macht sich gerne dreckig und steht auf schnelle Autos. Dass dieses Denken die Entwicklung einer Persönlichkeit einschränkt, ist dabei nur logisch. Wie sollen sich verschiedene Interessen eines Menschen bilden, wenn diese zu weiten Teilen schon seit der Geburt durch das Geschlecht bestimmt sind? Daraus resultiert die Frage was im Kopf eines Kindes passiert wenn es mit den vermeintlichen Interessen nichts „anfangen“ kann. Beginnt ein Kind sich für seine eigenen Interessen zu schämen, weil diese nicht den „klassischen Interessen“ entsprechen?

Meiner Meinung nach sollte der Anspruch einer guten Lehrkraft das Aufbrechen und Hinterfragen vorgefertigter Denkmuster sein. Wir als angehende Lehrer*innen sind maßgeblich an der Entwicklung verschiedener Menschen beteiligt und sollten deshalb Schüler*innen nicht aufgrund ihres Geschlechts (natürlich aber auch aufgrund von anderen Faktoren wie zum Beispiel Herkunft oder Religion) in Schubladen packen. Viel Interessanter ist für mich die Vielfalt verschiedener Menschen. Natürlich ist nichts verkehrt daran, wenn ein Mädchen gerne mit Puppen spielt und sich ein Junge für Videospiele begeistert. Wir sollten aber nicht einfach davon ausgehen, dass dies immer so ist, nur weil wir es bisher so gelernt und/oder wahrgenommen haben. Genau aus diesem Grund lehne ich geschlechtsspezifische Aufgaben ab.