Als wir in unserem Seminar letzte Woche über die Sinne und vor allem über den Sinn des Schmeckens gesprochen haben, sind mir viele Dinge durch den Kopf gegangen. Schmecken verbinde ich mit Essen, Essen wiederum mit Hunger. Aber auch Lebensmittelverschwendung, die ungerechte Aufteilung in Bezug auf Nahrung in der Welt oder der Konsum generell, sind Themen, welche ich mit dem Sinn des Schmeckens verbinde. Die Aufzählung könnte unendlich lang werden, weil mir so viele Begriffe und Themen hierzu einfallen. Besonders hat mich aber die Macht des Essens und der Nahrung generell beschäftigt.
Der Mensch braucht wenig Dinge zum Überleben. Dazu gehört Wasser, Sauerstoff und Nahrung. Jedenfalls wenn man von emotionalen Faktoren wie Liebe und Glück absieht. Allein deswegen hat Essen eineN riesigen Stellenwert in der Gesellschaft. Es ist ein Grundbaustein zum Überleben. Würden wir das Essen dauerhaft einstellen, würden wir sterben.
Die Bedeutung von Essen variiert auf der Welt. In den jeweiligen Kontinenten wird anders mit dem Thema umgegangen und auf der Welt herrschen verschiedene Essenskulturen, sowie ein ganz unterschiedliches Verständnis von Essen. In Deutschland ist für viele Menschen ein voller Kühlschrank, sowie der regelmäßige Wocheneinkauf eine Selbstverständlichkeit. Für viele andere Menschen auf der Welt ist es das Gegenteil. Einen Kühlschrank zu besitzen wäre ein Privileg, diesen gefüllt mit allen Lebensmitteln die man gerne isst, ist für die meisten Menschen in den Entwicklungsländern unvorstellbar. Nahrungsbeschaffung ist hier nicht der einfache Weg zum Kühlschrank, sondern oft mit harter Arbeit verbunden.
Nehmen wir zum Beispiel die Kakao Bohne. Diese ist nicht nur ein Rohstoff, sondern für viele Bauern in Südamerika und Afrika ein Schatz. Der internationale Markt und die hohe Nachfrage ermöglicht Menschen, welche sonst wenig bis gar nichts zum Leben haben, das Überleben. Genau die, die sowieso schon so wenig haben, werden dann von den westlichen Ländern ausgebeutet. Der Fairtrade Kaffee soll im Supermarkt möglichst unter fünf Euro kosten und dann auch noch schmecken? Für jeden von uns ein altbekanntes Szenario. Wenn man sich die Arbeit und den Prozess mit dem Transport vor Augen führt, erscheinen die fünf Euro eigentlich absolut unmöglich.
Wie haben wir (die westlichen Länder) uns so daran gewöhnen können, nichts mehr für Essen auszugeben? Wir werden 1. immer geiziger und 2. finden wir es total normal, dass jedes Produkt überall, günstig und zu jeder Uhrzeit zu erhalten ist. Der Grund dafür, dass wir weniger bezahlen, ist, dass andere dafür bezahlen. Und zwar nicht mit Geld, sondern mit schlechten Bedingungen. Wenn man mit seinen bloßen Händen pflücken muss und täglich hunderte von Kilos auf sich schleppt, ist es nicht an uns erschrocken zu sein, dass die Lebenserwartung in diesen Ländern, quasi die Hälfte unserer ist.
Dass Kinder hungern und Menschen sterben um uns zu erlauben, unser Essen nicht auf zu essen (weil es zu viel ist oder uns nicht schmeckt etc…), stellt ein Ungleichgewicht dar. Was wir mit unserem Konsum und der Nachfrage für eine Auswirkung auf die Welt haben, verpflichtet uns subtil und verantwortungsvoll mit dem Thema umzugehen, denn damit sind Menschenleben verbunden.