Beitrag zum zweiten Ringvorlesungstermin

1) Bevor ich auf meine zukünftige weiterführende Schule wechselte, wählte ich
für meine weitere schulische Laufbahn eine Kooperationsklasse.
Einerseits aufgrund der kleineren Klassengröße, andererseits aufgrund von Neugier vor der Erfahrung mit geistig eingeschränkten Schüler*innen.

Während meiner Zeit in der Mittelstufe wurden wir in einigen Fächern wie Sport oder Kunst gemeinsam unterrichtet, fuhren gemeinsam auf Klassenfahrt und organisierten gemeinsame Aktionen, wie Wichteln in der Weihnachtszeit.
Diese gemeinsamen fünf Jahre legten Berührungs- und Verständigungsängste
meinerseits ab und machten Inklusion für mich zu einem normalen und wichtigen Element meiner Persönlichkeitsbildung.

Zusammenfassend ist dies wohl auch das Ziel von Diversity Education oder ein wünschenswertes Ergebnis, weil die Schüler*innen, aber auch Lehrer*innen zusammenwachsen und sich als Teil einer Klassengemeinschaft begreifen, in der nicht jeder und jede gleich ist und doch innerhalb der Gruppe mit Respekt und Höflichkeit behandelt wird und seine Vorstellungen frei heraus mitteilen kann.

2) Ein intensiver Fokus auf den individuellen Umgang der Lehrkräfte mit Heterogenität. Insbesondere bei älteren Lehrkräften scheinen Ressentiments
und Vorurteile maßgeblich für die Benotung der „Anderen“ zu sein, hierbei vorallem Kinder mit Migrationshintergrund oder aus schwierigen Verhältnissen.

Während des Praktikums würde ich mich gerne darauf konzentrieren, wie
stark die Lehrkräfte die Schüler*innen nach Kategorien wie Geschlecht oder
Migrationshintergrund behandeln bzw. benoten, weil ich hier ein starkes Gefälle
vermute. Hier wird ein eigener Anspruch in Bezug auf meinen Berufswunsch deutlich: Ein Denken jenseits von Kategorien und die Werschätzung jedes einzelnen Schülers, unabhängig von seiner Herkunft, seiner Konfession oder seinensexuellen Präferenzen.

Ich glaube, dass erfolgreicher Unterricht darin besteht,den Kindern und jungen Erwachsenen zu mündigen, fairen und gerechten Mitbürgern zu formen bzw. zu fördern.

3) In Zeiten eines stark anhaltenden Rechtsrucks in Deutschlands und erhöhter Migration halte ich es für besonders wichtig, antirassistische Projekte an Schulen
zu etablieren und falls vorhanden, auszubauen.
Lehrer*innen und Schüler*innen müssen gleichermaßen dafür sensibilisiert werden, wieviel Rassismus und Diskriminierung in unserem Alltag bereits unterschwellig vorhanden ist (insbesondere in den Medien) und sich bewusst dagegen engagieren. Die Zukunft unserer Gesellschaft beginnt in Bildungseinrichtungen und insbesondere an Orten freien Lernens sollten allen Schüler*innen dieselben Chancen ermöglicht und eröffnet werden.
Es fällt gerade jungen Menschen leichter, in Kontakt zu kommen und Brücken zu bauen, die so nicht denkbar scheinen. Durch derartige Initiativen entsteht außerdem vermehrte Identifikation mit der Schule und den Mitschülern und Mitschülerinnen.