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Abschlussreflexion

1. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir bei der Ringvorlesung die konzeptionelle Konkretisierung von Vielperspektivität (vgl. Kahlert, 1998). Hier wurden die möglichen Zugänge für verschiedene Themen des Sachunterrichts beleuchtet. Da ich selbst Sachunterricht nicht als Fach studiere, war mir dieses didaktische Konzept bisher nicht geläufig und mir ist aufgefallen, dass ich beim Beispiel „Roboter“ zwar an die Technische und die Historische Perspektive, aber nicht an die Sozialwissenschaftlich-ökonomische Perspektive gedacht hätte. Dabei ist mir auch bewusst geworden wie unterschiedlich die Gedanken und ersten Zugänge zu einem Thema sein können, was mich an das Identitätsorientierte Phasenmodell von Frederking für den Literaturunterricht erinnert hat. Dieses Modell ist in drei Phasen aufgeteilt, die Subjektive Annäherung, die Objektivierende Erschließung und zuletzt die Personale/ soziale Applikation und versucht durch offen gehaltene Fragen über den literarischen Gegenstand ebenfalls einen sehr individuellen Zugang für die Schüler*innen, mit eigener thematischer Schwerpunktsetzung, möglich zu machen (vgl. Frederking, 2010). 

Neben den didaktischen Modellen haben wir auch viele verschiedene Dimensionen von Heterogenität kennengelernt, von denen mir besonders Gender als Heterogenitätskategorie im Literaturunterricht im Gedächtnis geblieben ist. Dabei sind mir zu den fünf (vermeintlichen) Achsen der Differenz von Philipp einige Gegenbeispiele in meinen privaten Umfeld eingefallen, die diese aufgestellten Annahmen der Literaturrezeption widerlegen (vgl. Philipp, 2011). Am interessantesten fand ich bei der Vorlesung jedoch die expliziten und impliziten Inszenierungen von Gender in den Literaturbeispielen. Ich stelle es mir spannend vor mit Hilfe der Literatur über die bereits bestehenden Präkonzepte von Gender und dahingehend über die von Schüler*innen als typisch männlich oder typisch weiblich eingestuften Tätigkeiten oder Verhaltensweisen zu sprechen. Ich glaube, dass man für den Unterricht ausgewählte Literatur hinsichtlich seiner Gender-Ordnung oder Gender-Abweichung untersucht ist wichtig, um die Fortschreibung von Genderklischees zu durchbrechen und die Schüler*innen für diese Heterogenitätskatgorie zu sensibilisieren. 

Frederking, Volker (2010): Identitätsorientierter Literaturunterricht. In: Volker Frederking / Hans-Werner Huneke / Axel Krommer / Christel Meier (Hrsg.): Taschenbuch des Deutschunterrichts. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, S. 414-451. 

Kahlert, Joachim (1998): Didaktische Netze knüpfen. Ideen für die thematische Strukturierung fächerübergreifenden Unterrichts. In: Duncker, Ludwig / Popp, Walter (Hrsg.): Über Fachgrenzen hinaus. Chancen und Schwierigkeiten fächerübergreifenden Lehrens und Lernens II. Anregungen und Beispiele für die Grundschule. Heinsberg: Dieck, S.12- 34.

Philipp, Maik (2011): Lesen und Geschlecht 2.0. Fünf empirisch beobachtbare Achsen der Differenz neu betrachtet. In: leseforum.ch 01/11 

 

2. Ich habe das Gefühl, dass in meiner eigenen Schulzeit nur wenig auf Gender und die damit zusammenhängende Klischees eingegangen wurde. Typische Vorurteile wie „Mathe und Physik ist doch was für Jungs“ oder „Rosa tragen nur Mädchen“ wurden in meiner Schulzeit nie von Lehrer*innen in Frage gestellt oder offen angesprochen. Die Vorlesung hat mir in diesem Zusammenhang neue Möglichkeiten aufgezeigt, um auf die gesellschaftlichen Genderrollen aufmerksam zu machen und einen Beitrag dazu zu leisten, dass Schüler*innen verschiedenen Identitätsentwürfen mit mehr Offenheit entgegentreten. 

Beim Umgang mit Leistungsheterogenität ist mir stark die Vorlesung über Inklusion von Natascha Korff in Erinnerung geblieben. Ich habe mir hierfür das Video von Carina Kühne angeschaut, die Schülerin mit dem Gendefekt, Trisomie 21, wurde in ihrer Schulzeit in der Regelschule stark von ihren Lehrerinnen unterschätzt und ihr wurde sehr oft gesagt, was sie alles nicht kann. Dieser Fall hat mich persönlich ein wenig an Einen aus meinem Familienkreis erinnert. In diesem Fall jedoch wurde die Schülerin nicht auf eine Regelschule, sondern auf in eine Förderschule geschickt und hätte jedoch mit sonderpädagogischer Unterstützung durchaus die Regelschule besuchen können. Generell finde ich, dass meine Erfahrung mir bezüglich der Leistungsheterogenität gezeigt hat, dass die Umsetzung von „Eine Schule für alle Kinder“ in der Realität daran scheitern kann, dass Schüler*innen in der Regelschule unterschätzt werden oder trotz der Forderung nach Inklusion auf Sonderschulen geschickt werden. Ich hoffe, dass die Lehrer*innenbildung zur Verbesserung der Inklusion beiträgt und glaube, dass Vorlesungen zum Thema Heterogenität ein gutes Mittel sind. 

 

3. Auch wenn ich Inklusive Pädagogik studiere fällt es mir schwer eine Individualisierung von Unterrichtsmaterialien vorzunehmen. Ich würde gerne noch mehr darüber erfahren, wie ich Material erstellen kann, das an die verschiedenen Bedürfnisse der Schüler*innen anknüpft, unterschiedliche Zugänge zu einem Unterrichtsthema ermöglicht und gleichzeitig keinem das Gefühl gibt eine Sonderbehandlung zu bekommen. 

Ebenfalls vermisst habe ich den Umgang mit religiöser Heterogenität. Ich kenne aus meiner eigenen Schulzeit, dass wir in der Grundschule christliche Feierlichkeiten wie Ostern oder Weihnachten, jedoch kaum Feierlichkeiten anderer Kulturen einbezogen haben. Wir haben in meiner Grundschulzeit zwar andere Religionen kennengelernt, ich würde aber gerne mehr Möglichkeiten für die Praxis kennenlernen, wie man die Feierlichkeiten verschiedener Religionen im Schulalltag integrieren kann. 

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RV09 vom 22.06.2020

Umgang mit Leistungsheterogenität auf pädagogisch 

1. Welche Zusammenhänge zwischen der Leistungsheterogenität der Kinder und dem Einfluss von Lehrerinnen und Lehrern auf den Bildungserfolg unter Berücksichtigung der pädagogischen Forderungen sind für sie heute deutlich geworden?

Laut nationalen und internationalen Studien liegt prozentuale Einfluss von Lehrer*innen auf den schulischen Lernerfolg zwischen 20-25%. Ich persönlich hätte den Einfluss sogar noch etwas höher geschätzt und denke, dass dadurch unser großer Einfluss auf den Bildungsweg, aber auch die Entwicklung der Schüler*innen als Lehrkräfte deutlich wird.

Leistungsheterogenität ist in diesem Zusammenhang nicht immer negativ, doch sollte konstruktiv genutzt werden, anstatt zu einem verstärkten Konkurrenzdenken der Schüler*innen zu führen. Wichtig ist, dass die Lehrkraft differenzierte Lerngelegenheiten schafft, gleichzeitig aber auch kooperative Lernsettings und einen gemeinsamen Gegenstand nicht vernachlässigt. Die Leistungsheterogenität kann meiner Meinung nach gerade auch in gemeinsamen Lernsituationen positiv genutzt werden, denn dort besteht die Möglichkeit, dass Schüler*innen sich gegenseitig unterstützen und ihre Lern- und Lösungsmethoden austauschen. Wenn man nun als Lehrkraft den Unterricht nicht so gestalten würde, wie es die pädagogischen Forderungen verlangen, kann eine negative Lernathmosphäre entstehen, die den Schüler*innen das lernen sogar erschwert.

2. Welche Herausforderungen im Bereich Leistungswahrnehmung, -rückmeldung und -beurteilung haben Sie in Ihren bisherigen Praxisphasen kennengelernt und wie haben Sie oder die Lehrperson in der schulischen Praxis darauf reagiert?

In meinem Orientierungspraktikum hatte ich das Gefühl, dass wenig positives im Bereich Leistungswahrnehmung, -rückmeldung und -beurteilung gemacht wurde. Es war eine Schule mit jahrgangsübergreifenden Lernen aus 1./2. Klasse und 3./4. Klasse, aber die Jahrgangsmischung hat im Unterricht keinerlei Bedeutung gefunden und in der Klasse, die ich besuchte hatten Erst- und Zweitklässler*innen jeweils ihre Aufgaben, an denen sie so leise wie möglich arbeiten sollten. Es gab zwar nach jeder Stunde die Aufforderung für sich selbst seine Leistung in der Stunde mit Daumenzeichen zu beschreiben, aber eine Variation dieser eigenen Leistungsbewertung hat nicht stattgefunden und öfter hatte ich das Gefühl, dass auch negative Leistungen hervorgehoben wurden.

Dadurch, dass alle Kinder an den gleichen Materialien gearbeitet haben konnte man Wahrnehmen, wer schneller ist und wer mehr Probleme bei der Bearbeitung der Aufgaben hat, aber gerade dies hat mir den Eindruck vermittelt, dass es quasi keinen gemeinsamen Gegenstand im Unterricht gab. Wenn die Schüler*innen eine Aufgabe im Heft fertig hatten, dann mussten Sie zu einer Lehrperson gehen und diese auf Fehler prüfen lassen, oftmals waren mindestens zwei oder mehr Personen in Form von Sonderpädagog*innen oder Erzieher*innen im Raum.

Der Eindruck in meinem zweiten Praktikum hinsichtlich Leistungswahrnehmung, -rückmeldung und -beurteilung war besser. Hier gab es beispielsweise Stationsarbeit und selbstständige Aufgabenüberprüfung. Oftmals wurden neue Sachen gemeinsam eingeführt. Nach der Beendung wichtiger Themen, beispielsweise „Wortarten“ gab es eine Art Test, der jedoch dazu genutzt wurde, um gezielt zu schauen wo die Kinder noch Schwierigkeiten haben und Hilfestellung zu geben.

3. Wie positionieren Sie sich zu der Aussage von Hiller selbst als angehende Lehrer*in und welche möglichen Forschungsfragen wären für Sie relevant, um die getroffene Aussage empirisch weiter zu verfolgen?

Ich habe in meiner eigenen Schulzeit oft das Gefühl gehabt, dass meine Lehrer*innen (gerade in der weiterführenden Schule) ihre festen Routinen und einen fast schon vorgefertigten Unterricht haben, der sich kaum mehr an den Schüler*innen orientiert. Ich persönlich glaube jedoch, dass viele Curricula genügend Spielraum bieten, dass eine gute Lehrperson nicht dadurch eingeschränkt wird. Ich würde gerne eine Forschung in Form eines Lehrerinterviews machen, in denen ich Fragen stellen würde wie „Welche Form von Leistungsüberprüfung nutzen Sie?“, „Mit welchem Ziel führen Sie Leistungsüberprüfungen durch?“ und „Wie geben Sie Schülern Rückmeldung?“, die drauf abzielen etwas über die Methoden der Lehrkraft zu erfahren, aber auch in der Hoffnung etwas über die eigene Definition von „Leistung“ der Lehrkraft herauszufinden.

 

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RV06 – vom 25.05.2020

RV06 – Prof. Dr. Natascha Korff: Schule für wirklich alle?

25. Mai 2020

Mein gewähltes Video: Carina Kühne – Schulzeit

  1. Welche theoretischen Bezüge aus Ihrem bisherigen Studium passen zu den Inhalten des Videos (oder sind widersprüchlich)?

Bei den Problemen, die Sie in ihrem Schul- und Arbeitsleben geschildert hat musste ich an die UN-Behindertenrechtskonvention denken. Die UN-BRK ist ein Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung, das bereits im Jahr 2008 in Kraft getreten ist. Im Artikel 24 wird hier genau beschrieben, wie die Bildung auszusehen hat. Alle Mitgliedsstaaten sind zur Einhaltung der UN-BRK verpflichtet. Wenn ich aber höre, wie Carina Kühne ihre Probleme bei der Ausbildungssuche beschreibt, dann stelle ich fest, dass wir in einigen Bereichen von einer problemlosen Umsetzung, auch über 10 Jahren nach der Inkrafttretung, weit entfernt sind (vgl. https://www.behindertenbeauftragte.de/SharedDocs/Publikationen/UN_Konvention_deutsch.pdf?__blob=publicationFile&v=2).

 

  1. Welche eigenen Praxiserfahrungen sind Ihnen zum Thema des Videos in den Sinn gekommen? Es können konträre oder vergleichbare Aspekte sein.

Carina Kühne wurde gefragt wie die Arbeit der zwischen Sonderpädagogin und Klassenlehrerin in ihrer Schulzeit abgelaufen ist. Sie beschrieb daraufhin ein sehr schlechtes Verhältnis der beiden zueinander, was alles andere als ein Arbeiten im Team entsprochen hat. Mir ist dabei mein Orientierungspraktikum eingefallen, zwar ist das Verhältnis keinesfalls so schlecht gewesen wie beschrieben, dennoch wusste die Sonderpädagogin oft nicht, was genau in der Stunde gemacht wird und hatte meistens eine Aufgabe als Helferin, was keinesfalls einem Verhältnis auf Augenhöhe entsprach.

Auch eine schnell vorgeschlagene Überweisung auf eine Sonderschule kenne ich aus meinem eigenen Umfeld, hierauf bin ich bereits in meinem ersten Blogbeitrag kurz eingegangen. Es hat sich bei Carina Kühne bewiesen, dass Sie auch auf einer normalen Schule zurechtgekommen ist.

 

  1. Welche Fragen an ihre (zukünftige) Praxis ergeben sich aus dem Video? Fokussieren Sie auf sich als Lehrperson.

Gibt es noch Lehrpersonen, die wirklich kein Interesse haben Kinder mit Behinderung zu inkludieren und sie aktiv davon abhalten wollen das gleiche lernen zu dürfen?

Wenn ja – Wie gehe ich mit solchen Personen am besten um?

 

  1. Welche (An)Forderungen an schulische Inklusion und inklusiven Unterricht in Bremen ergeben sich aus dem Video? Fokussieren auf Strukturen und Praktiken (nicht Ressourcen)?

Eine Verbesserung der Teamarbeit zwischen Sonderpädagog*innen und anderen Lehrkräften. Die Begegnung auf Augenhöhe steht hier meiner Meinung nach im Fokus und eine klare Rollenverteilung, um Streitpunkte zu minimieren.

Keine Über-, aber vor allem auch keine Unterforderung der Schüler mit Förderbedarf.

 

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RV05- vom 18.05.2020

RV05 – Dr. Christoph Fantini: Heterogenitätskategorie Gender – Ansätze zur Entwicklung einer interkulturellen gendersensiblen Pädagogik

18. Mai 2020

1. Erläutern Sie das in der Vorlesung thematisierte Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Genderdynamiken und -pädagogik in der Schule. Nehmen Sie dafür Bezug auf die in der Vorlesung genannten theoretischen Ansätze.
Sobald Zuschreibenden getroffen werden, stehen diese im Raum und können unterbewusst das eigene pädagogische Handeln beeinflussen.  Zu diesen Zuschreibenden zähle ich Aussagen wie „Jungen sind lauter als Mädchen“ oder „Mädchen sind ruhiger und disziplinierter“. Ich glaube, dass man vor diesen Hintergrund oftmals dazu verleitet wird vorschnell zu urteilen und Verhalten auf das Geschlecht reduziert und andere wichtige Faktoren, die ursächlich für dieses Verhalten sind, bei Kindern „die die Regel bestätigen“ außer acht lässt.
Ich bin der Meinung, dass stets das Individuum im Vordergrund stehen sollte und befürworte eine Ressourcenorientierung. Ich persönlich würde eher Abstand nehmen von einer Koedukation, da man dort das Geschlecht herausstellt.
2. Reflektieren Sie ihre bisherigen Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion.
Ich habe in meiner eigenen Schulzeit oft mitbekommen, dass für das Tragen von Tischen oder Stühlen oftmals die Aussage getätigt wurde „Jetzt brauche ich mal zwei starke Jungs, die die Tische hier wegbringen“. Ich selbst habe diese Aussage immer als sehr verallgemeinernd wahrgenommen und mich als Mädchen dabei diskriminiert gefühlt.
In meinem Orientierungspraktikum hatte die Klasse im Matheunterricht Hefte, die in der Schule gelassen wurden und es gab einen Ordner für die Mädchen und einen für die Jungen. Ich habe diese Trennung nicht nachvollziehen können und würde sagen, es diente dazu sein Heft schneller wiederzufinden, frage mich aber dabei ob man hierfür das Geschlecht als Differenzierung nehmen muss.
Für meine eigenen Erfahrungen aus Schulzeit oder Praktika kann ich leider keine intersektionellen Beispiele anführen, die andere Heterogenitätsdimensionen mit einbeziehen.
3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, auch hier möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion, um deutlich zu machen, dass die Kategorie Gender nicht für sich steht, sondern andere Dimensionen von Heterogenität oftmals wesentlich mit beeinflusst.
„Werden Jungen aus sozial benachteiligten Milieus generell schlechter bewertet?“. Als Vergleichskinder müsste man hier meines Erachtens auch die Leistungen von Jungen aus nicht benachteiligten Milieus und die Leistungen von Mädchen mit vergleichen. Ich denke, dass die Beobachtung unter einen längeren Zeitraum stattfinden müsste und dabei vor allem auch ein Blick auf die Objektivität der Lehrkraft gerichtet werden sollte.
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Genderkompetenzen im Literaturunterricht

RV03 – Dr. Elisabeth Hollerweger: Genderkompetenzen im Literaturunterricht

4. Mai 2020

  1. Erörtern Sie die zentrale Bedeutung der Lektüreauswahl im Kontext der Ansatzpunkte (Vermittler*innen, Rezipient*innen, Kompetenzziele, Lerngegenstände) eines gendersensiblen Literaturunterrichts!

Familie und Kindergarten sind die ersten Instanzen, wo Kinder mit Lektüre in Berührung kommen. Häufig begegnen Ihnen dort ausschließlich weibliche Vermittlerinnen. Damit die Kinder auch männliche Lesevorbilder haben, ist es daher wichtig dass Ihnen beispielsweise auch von Vätern vorgelesen wird. Jungen stehen häufig in der Kritik beim Lesen schlechter als Mädchen abzuschneiden, dies wird u.a. auf die eingangs erwähnten Vermittler*innen zurückgeführt. Wenn man sich dabei jedoch mit Studienergebnissen befasst, dann belaufen sich die Unterschiede vor allem auf die intrinsische Lesemotivation und auf Textsorten, wo bei Sachtexten die Jungen keineswegs schlechter abschnitten.

Wenn man nun also einen gendersensiblen Literaturunterricht anstrebt, dann muss man bei der Lektürewahl darauf achten, verschiedene Textsorten in den Unterricht einzubeziehen und bei der Themenwahl versuchen einen Konsens zu finden, die Kinder mit einzubeziehen. Man sollte keinesfalls anhand bestehender Klischees vorschnell urteilen, was den Mädchen und was den Jungen gefallen könnte und vorher die Texte zuteilen, falls man vorhat mehrere Texte in den Unterricht einzubeziehen. Die Kinder sollten eigenständig ihre Wahl treffen können.

Bei den Aufgaben ist es wichtig verschiedene Zugänge möglich zu machen. Dies kann man in Form von offenen und geschlossenen Aufgaben, sowie produktiven und analytischen Aufgaben umsetzen.

Auch sollte man sich unbedingt auch mit den bestehenden Gender-Dimensionen in der ausgewählten Lektüre beschäftigen und ob diese implizit oder explizit in der Lektüre eine Rolle spielen. Wenn man sich keine Gedanken darüber macht, dann ist meiner Meinung nach dies häufig ein Grund unterbewusst die bestehende Gender-Ordnung fortzuführen.

  1. Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit den einzelnen Ansatzpunkten gendersensiblen Literaturunterrichts gemacht?

Ich selbst kann mich nicht daran erinnern, in meiner Schulzeit je mit Texten gearbeitet zu haben, die unserer gesellschaftlichen Genderordnung widersprochen haben. Eine explizite Auseinandersetzung hat also nie stattgefunden.

Eine Vielfalt an Textsorten war in meiner Schulzeit zwar gegeben, aber dass die Schüler*innen die Auswahl der Texte selbst treffen konnte war nur selten der Fall. Meist beschränkte sich diese Auswahl auf mehrere verschiedene, bereits vorausgewählte, Texte.

Bei den Aufgabenformaten, die ich selbst während meiner Schulzeit bearbeiten musste war meiner Meinung zwar eine Vielfalt zwischen offenen, geschlossenen und produktiven, sowie analytischen Aufgaben gegeben, aber eine Auswahl wurde selten getroffen und meistens musste jeder alle Aufgabentypen bearbeiten. Diese Erfahrung hat sich auch in meinen Praktika bestätigt.

  1. Welches Potential bieten implizite vs. explizite Genderkonstruktionen für die Auseinandersetzung mit Genderdimensionen? Entwickeln Sie je 1-2 Forschungsfragen, die Sie beim Einsatz der vorgestellten Beispiele im Unterricht besonders interessieren würden!

Wenn man anstrebt das Thema Gender in den Fokus zu stellen, dann eignen sich meiner Ansicht nach literarische Texte mit expliziten Genderdimensionen besser. Hier hat der Autor bewusste Entscheidungen getroffen die bestehende Gender-Ordnung einzuhalten oder auch bewusste Abweichungen getroffen. Bei der impliziten Gender-Ordnung stehen neben dem Geschlecht häufig auch noch andere Dinge im Fokus, bei dem in der Vorlesung vorgestellten Beispiel „Adrian hat gar kein Pferd“ hat neben Gender vor allem die soziale Herkunft noch eine Rolle gespielt.

Ich finde gerade Texte interessant, die eine implizite Genderdimension aufweisen und dabei von unserer gesellschaftlichen Gender Norm abweichen. Meine Forschungsfrage zu diesen literarischen Texten wäre „Fällt den Schüler*innen die Abweichung von der gesellschaftlichen Gender Norm auf und stellen Sie diese heraus?“. Eine Schülerfrage würde ich also nicht explizit unter dem Gesichtspunkt Gender stellen, sondern allgemein halten und offen stellen „Welche Besonderheiten hatte dieser Text, was ist dir besonders aufgefallen oder in Erinnerung geblieben?“.

  1. Wie ließe sich den verbreiteten Annahmen, Jungen seien Lesemuffel und Mädchen seien Leseratten in der Praxis entgegenwirken (optional)?

Selbst keine solchen verallgemeinernden Aussagen mehr treffen und gegen solche Aussagen argumentieren, wenn sie von anderen getroffen werden.

Die Anpassung der Lesevorbilder dahingehend, dass man beispielsweise in der Schule explizit auch nach Vätern als Lesepaten fragt. Ich habe in meinem Praktika mitbekommen, dass die Kinder mit Eltern „Lesepaten“ zusammen gelesen haben und kann mich daran erinnern, dass ausschließlich Mütter daran teilgenommen haben. Ich glaube das eine Konnotation mit Lesen als etwas weibliches, vor allem durch die in der Kindheit eingeprägten Lesevorbilder entsteht.

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RV02 vom 27.04

  1. Versuchen Sie Maßnahmen, Projekte oder Initiativen, die Sie im schulischen Umfeld zum Umgang mit soziokultureller Heterogenität, inklusive der Vielfalt von Weltanschauungen und sozialen Lebenslagen, kennen gelernt haben (in Praktika, Arbeit, eigener Schulzeit o.ä.) zu charakterisieren, entsprechend dem theoretischen Vergleichsmodel aus der Vorlesung (Ausländerpädagogik/Interkulturelle Bildung/Antirassistische Pädagogik/Diversity Education). Begründen Sie die Einordnung und bewerten Sie die jeweilige Wirkung.

Vorbereitendes Praktikum Studium: 

Mein vorbereitendes Praktikum für die Inklusive Pädagogik habe ich in einem Sprachheilkindergarten der Lebenshilfe absolviert. Dieser Kindergarten ist eine teilstationäre Einrichtung zur Betreuung, Förderung und Behandlung von Kindern mit einer vorübergehenden wesentlichen Sprachbeeinträchtigung. Die Kinder waren hierfür in sehr kleinen Gruppen von ca. 8 Kindern und hatten zwei Erzieher*innen, sowie individuelle Einzel- oder Gruppentherapien bei Logopäd*innen, Sprachheilpädagog*innen, Ergotherapeut*innen, einer Monotologin und zusätzlicher Betreuung durch eine Psychologin. Zwar war dies keine Inklusive Einrichtung, aber trotz scheinbar gleicher Beeinträchtigung, der Sprachbeeinträchtigung, eine sehr heterogene Gruppe. Einem Vergleichsmodell lässt sich diese Form des Sprachförderangebots meiner Meinung nach nicht zuordnen, da die Adressat*innen nicht ausschließlich aufgrund soziokultureller Heterogenität dort gefördert wurden. Einige dieser Kinder sind zwar zweisprachig aufgewachsen oder vorher wenig mit der deutschen Sprache in Berührung gekommen, aber im Vergleich dazu gab es auch Kinder, die aufgrund einer früheren Höhrbeeinträchtigung dort gewesen sind oder aus anderen Gründen diese intensive Förderung benötigten. 

Orientierungspraktikum:

Mein Orientierungspraktikum habe ich in Tenever in der Schule am Pfälzer Weg absolviert. Eine Besonderheit dort ist der Jahrgangsübergreifende Unterricht der Klassen 1/2 und 3/4. Das Ganztagsangebot der Schule ist außerdem für alle Schüler*innen verpflichtend. Besondere Sprachförderung bestand in AG´s, die für muttersprachliche Schüler angeboten wurden. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich die Schule besucht habe, konnten für Schüler russischer und arabischer Herkunftsprache AG´s angeboten werden. Diese Form der Sprachförderung ist meiner Ansicht nach der Ausländerpädagogik anzurechnen, da der Adressatenkreis klar auf Ausländische Schüler*innen, beziehungsweise Schüler*innen mit einer multilingualen Sprachbiographie begrenzt ist. Das Ziel jedoch, das hinter der Förderung steckt, würde ich eher der interkulturellen Bildung anrechnen, da auch eine Verbesserung der Fremdsprache Deutsch, durch die Förderung der Herkunftssprache fokussiert wurde. Aus meiner Sicht wirkten die AG´s verpflichtend und nicht offen für Schüler mit monolingualer Sprachbiographie, was auf den ersten Blick nicht auf eine Umsetzung von Inklusion deutet. 

  1. Welche Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika könnte man aus dieser durch Theorie geleiteten Reflexion zu 1. ableiten?

Welches Konzept der Sprachförderung nutzt die Schule? Gibt es Möglichkeiten das Angebot anders zu gestalten? 

  1. Sehen Sie durch die Reflexion dieser Maßnahmen und Projekte Ansatzpunkte für mögliche Programme zur grundsätzlichen Weiterentwicklung von Schule und/oder Unterricht?

Das verpflichtende Ganztagsangebot der Schulen ist meiner Meinung nach sehr sinnvoll, da alle Schüler*innen gemeinsam an diesem Angebot teilnehmen und eine unterbewusste Sprachförderung durch den Austausch der Schüler*innen untereinander stattfindet. Andere Angebote, die wiederum eine Separation von Schülern nicht deutscher Herkunftssprache mit sich bringen, sind meiner Ansicht nach immer kritisch nach ihrem Nutzen zu hinterfragen. 

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RV01 vom 20.April

  • Welche Aspekte des Spannungsfeldes von Heterogenität und Homogenität, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, sind für Sie im Bereich schulischer Bildung besonders relevant? Begründen Sie Ihre Auswahl mit Bezügen zu den theoretischen Grundlagen, die in der Vorlesung behandelt wurden.

Ich würde das einheitliche Curriculum, als Mittel zur Herstellung von Homogenität, als besonders relevant betrachten. Ich glaube, dass dieser einheitliche Maßstab zum einen Orientierung bieten kann, andererseits stelle ich mir die Umsetzung mit einer Gruppe, die beispielsweise eine starke Leistungsheterogenität aufweist, sehr schwierig vor.

Die Allokationsfunktion der Schule, ist meiner Meinung nach erst mit Ende der Schullaufbahn wirklich relevant. Zu diesem Zeitpunkt wird das Schulsystem verlassen und die Gesellschaft erwartet von der Schule, dass sie eine Einteilung vorgenommen und unterschiedliche Qualifikationen zugewiesen hat. Dennoch muss diese Einteilung meiner Meinung nach auch für die Schüler*innen nachvollziehbar und nach dem meritokratischen Prinzip begründbar sein.

Das meritokratische Prinzip wiederum kann meiner Ansicht nach nie ganz objektiv sein. Die Zeichnung von Hans Traxler in „Erziehung und Wissenschaft“ macht dies deutlich. Im Grunde haben alle Schüler die gleiche Aufgabe, doch durch ihre Verschiedenheit und ihre unterschiedlichen Ausgangslagen kann die einheitliche Bewertung dieser Aufgabe nicht fair sein.

Mittel zur Homogenisierung sind, wie auch schon in der Vorlesung angedeutet, nie von Beginn an als negativ zu sehen, sondern können auch zugunsten einer besseren Ausgangslage der Schüler*innen geschaffen werden. Ich glaube, dass stets das Wohl der Schüler*innen dabei im Vordergrund stehen sollte und ausreichend personelle Ressourcen Grundlage eines guten inklusiven Unterrichts darstellen.

  • Benennen und diskutieren Sie Beispiele für die von Ihnen unter 1 benannten Aspekte und nehmen sie dabei explizit Bezug zu Ihren bisherigen Praktika oder Ihrer eigenen Schulzeit.

Ich selbst wurde vom Schulbesuch zurückgestellt und habe ein Jahr in der „Vorschule“ verbracht. Für mich selbst war es damals nicht nachvollziehbar, denn ich wollte schon in die Schule und so wurde ich auch von einigen meiner sozialen Kontakte getrennt.

Meine Schwester hat eine diagnostizierte Lernschwäche und wurde während ihrer gesamten Schulzeit in einer Förderschule beschult. Sie ist hatte dadurch immer einen weiteren Schulweg und wurde, wie die meisten Kinder ihrer Klasse, von einem Taxiunternehmen zur Schule gebracht. Ich bin der Meinung, dass Sie bei ausreichend personellen Ressourcen, durchaus auch in einer Regelschule zurecht gekommen wäre.

Ich habe also  persönliche und familiäre Erfahrungen mit der Segregation des Schulsystems, die ich eher als negativ Beschreiben würde. Mein persönliches Ziel ist es an einem inklusive Schulsystem mitzuwirken, bei dem Leistungsdefizite in Form von Lernschwächen oder fehlender Spracherfahrung nicht zu Segregation führen.

  • Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Spannungsfeld von Heterogenität und Homogenität in der Schule.

Wie wird mit einer großen Heterogenität beispielsweise in der sprachlichen Ausgangslage umgegangen? Werden die Schüler mit Förderbedarf von den anderen Schülern getrennt unterrichtet und findet die Förderung während, vor oder nach der regulären Schulzeit statt?

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