Abschlussreflexion
Jolien Müller
Aufgabe 1:
Die Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ hat mein Wissen in vielen unterschiedlichen Schwerpunkten erweitern können. Vor allem die Verschiedenheit und die Vielfältigkeit aller Schüler*innen wurde mir sehr nahegebracht. Dies empfinde ich als besonders wichtig, da es mich auf meinen späteren Klassenraum vorbereitet. Das Konzept, unterschiedliche Menschen für sich sprechen zu lassen, half mir, unterschiedliche Perspektiven nachvollziehen zu können.
Die erste theoretische, für mich zentrale Erkenntnis, welche ich durch die Vorträge aus der Ringvorlesung mitnehmen konnte, ist die der vier verschiedenen Konzepte von Behinderung. Das medizinische, das soziale, das kulturelle und das menschenrechtliche Modell. Dabei besonders prägnant für mich sind das medizinische und das soziale Modell. Diese stehen gegensätzlich zueinander. Das medizinische Modell erkennt eine Behinderung als eine Abweichung von der natürlichen Norm des Menschen. Es beschreibt die Behinderung als defizitäre Eigenschaft eines Menschen, welche zu behandeln gilt. Diese sehr wissenschaftliche Blickweise auf das Thema behandelt eine Behinderung, also wie eine Anomalie in der Natur, welche es zu ändern gilt (inrev 2019). Das soziale Modell von Behinderungen ist weniger wissenschaftlich und mehr am Menschen orientiert als das medizinische Modell von Behinderung. Die Umgebung, in der eine Person lebt, also die räumlichen sowie gesellschaftlichen Begebenheiten, sind es, die eine Behinderung ausmachen (Gottwald, 2019). Ich fand im Kontrast zu den vier Konzepten die Ringvorlesung 04 “Menschen berichten über ihre Erfahrungen mit Inklusion in der Schule und im Beruf/Studium” besonders einprägsam, da oftmals viele Menschen sich ein eigenes Bild zu Menschen mit Behinderungen machen, ohne überhaupt die Sichtweise der betroffenen Menschen zu beachten. In den Definitionen werden meist gar nicht die Perspektiven miteinbezogen, was für Schwierigkeiten Menschen mit Behinderung, aber auch die verantwortlichen Elternteile haben in Bezug zum Recht auf Bildung. Die zweite theoretische für mich zentrale Erkenntnis erhielt ich durch die Vorlesung zum Thema Migration, laut mehrerer Studien haben Schüler*innen ohne einen Migrationshintergrund häufig höhere Schulabschlüsse als Schüler*innen mit einem Migrationshintergrund (Vgl. Statista Research Department,2023). Die Statistiken übereinstimmen mit dem Konzept der sozialen Behinderung, welche, wie bereits von mir beschrieben, die Umgebung, in der eine Person lebt, eine Behinderung ausmacht.
Ich selber studiere die Fächer Englisch und Religion, wo ich natürlich auch auf sprachliche, sowohl als auch kulturelle Differenzen stoßen werde. Diese sollte ich als Lehrkraft nicht außen vor lassen. Dennoch sollte ich trotz dessen nicht Barrieren schaffen, indem ich meine Schüler*innen in verschiedene Kategorien stecke, sondern eine unvoreingenommene Haltung beibehalten, da jede/r Schüler*innen individuell zu betrachten ist.
- Aufgabe
Im Moment befinde ich mich in meinem Orientierungspraktikum, weshalb ich die zwei Aspekte zur Migration und Behinderung in Aufgabe 1 genannt habe. Denn diese zwei Themen beschäftigen mich nun in der Praxis mit am meisten, “Wie ich meine späteren Schüler*innen am besten fördern kann, ohne Barrieren als Lehrerkraft zu schaffen”. Ich finde diese Auseinandersetzung besonders wichtig, aber auch schwierig zu beantworten. Die Vorlesung Umgang mit Heterogenität hat mir persönlich geholfen, indem es mich auf die Individualität der Schüler*innen vorbereitet hat. Dabei wurde auch eine persönliche Ebene durch Betroffene geschaffen. Diesen Einblick empfand ich als besonders lehrreich, da man sich größtenteils nur mit dem theoretischen Anteil auseinandersetzt. Die Praxis weicht aber ab, da wie bereits angemerkt jeder Mensch und auch jede Erfahrung individuell ist. Ich muss mich oft an Momente der vierten Ringvorlesung zurückerinnern, wo die Eltern über ihre Schwierigkeiten erzählt haben, wie z. B. das Auseinandersetzen mit Lehrern, aber auch mit dem Bildungssystem. Dies hat mir näher gebracht, wie beschwerlich es die Schüler*innen, aber auch Eltern durch ihre Behinderung (medizinisches Konzept sowohl als auch soziales Konzept) haben. In meiner jetzigen Praxiserfahrung merke ich dies auch besonders, da wir viele Schüler*innen mit einer Sprachbarriere haben. Oftmals leiden nicht nur die Schüler*innen, sondern auch die Eltern darunter. Viele der Eltern mit einer Sprachbarriere haben Probleme, die Lehrer zu verstehen und umgekehrt genauso haben viele Lehrer Probleme damit, die Eltern zu verstehen, aber auch mit diesen zu kommunizieren.
- Aufgabe
Deshalb würde ich gerne im weiteren Verlauf meines Studiums erfahren, inwiefern diese Schüler*innen gefördert werden können und wie man dies notentechnisch differenzieren sollte. Ich finde es auch interessant zu erfahren, wie man mit den betroffenen Eltern umgehen sollte. Mich würde dabei auch ein Bericht von einer betroffenen Person, eines Elternteils , auch die Erfahrung eines Lehrers interessieren. Denn ich empfinde es als belangvoll, mehrere Perspektiven oder auch Erfahrungen mir anhören zu können. Generell finde ich den Bezug zur Praxis sehr wichtig. Die Erzählungen sind mir auch während meines Praktikums im Kopf geblieben. Durch die unterschiedlichen Perspektiven schafft man Verständnis und Empathie.
Quellen:
Fürstenau, Sara (2009). „Lernen und Lehren in heterogenen Gruppen.“ In: Fürstenau, Sara, Gomolla, Mechthild (Hrsg.) Migration und schulischer Wandel: Unterricht. VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 8.
Gottwald, Claudia, 2019. Behinderung [online]. socialet Lexikon. Bonn: socialnet,
24.06.2019. Medizinisches Modell von Behinderung – inrev (Zugriff am: 31.08.2023)
Inklusive Religionspädagogik der Vielfalt (inrev), 2019. Medizinisches Modell von Behinderung. https://inrev.de/glossary/medizinisches-modell-von-behinderung (Zugriff am: 31.08.2023)
Statista Research Department, 05.05.2023. Bildungsstand – Bevölkerung nach Migrationshintergrund und Schulabschluss 2022
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/245651/umfrage/bildungsstand-verteilung-der-bevoelkerung-nach-migrationshintergrund-und-schulabschluss/ (Zugriff am: 31.08.2023)
Schreibe einen Kommentar