Das Kolosseum – Eins der sieben Weltwunder oder ein Mahnmal?
Das Kolosseum in Rom, ein Bauwerk was wohl jedem bekannt ist und seit 29 nach
Chr. eins der bedeutendsten Denkmäler des antiken Roms ist. Demzufolge ist es nicht
verwunderlich, dass das prächtige Amphitheater zu den sieben Weltwundern der Neuzeit gehört.
Das imposante Bauwerk, in dessen inneren in der Zeit des römischen Reiches, symbolträchtige Volksspiele veranstaltet wurden, weist eine Fläche von rund 188 m auf und ist mit, aus Mamor verkleideten Staturen, des damaligen römischen Herrschers Neros verziert. Wirft man zur heutigen Zeit einen Blick auf das mitten im Herzen Roms beheimatete Kolosseum, so wird deutlich, dass das Bauwerk nur noch in Teilen erhalten geblieben ist. Der südliche Teil des Gebäudes wurde bei einem Erdbeben im Jahre 847 nach Chr. fast vollständig zerstört.
Primär diente das Kolosseum dem damaligen amtierenden römischen Herrschern zur Austragung der damaligen Volksspiele, welche zur Unterhaltung des Publikums und zur Symbolisierung von Macht seitens des römischen Oberhauptes diente. Der damals etablierte Ausdruck „Brot und Spiele“ (Panem et circenses) stammt ursprünglich aus dem satirischen Werk des römischen Juvenal und bezeichnete die politische Strategie, das Volk Roms durch inszenierte Spiele und Geschenke von wirtschaftlichen und politischen Problemen abzulenken. Diesbezüglich
war der Besuch der Veranstaltung im Kolosseum für die breite Bevölkerung Roms kostenlos.
Demzufolge wurde das Volk Zeuge und Befürworter einer grausamen Hinrichtung. Den sogenannten Gladiatorenkämpfe.
Der eigentliche Ursprung der sogenannten Gladiatorenkämpfe stammt aus dem Kult der Totenverehrung. Weshalb es verbreitet war, dass manche Völker Kriegsgefangene oder Sklaven, zur Ehrung einer wichtigen Persönlichkeit, an dessen Grab kämpfen ließen. Erst im 3 Jahrhundert vor Chr. gewannen die lebensgefährlichen Schwerkämpfe an Popularität. In Rom erlangten die Gladiatorenspiele unter der Herrschaft des Kaisers Nero an Beleibtheit, welcher diese im gigantischen Amphitheater, dem sogenannten Kolosseum, vor ca. 40 – 50 tausend Menschen, austragen ließ.
Meist waren die teilnehmenden Gladiatoren Sklaven oder verurteilte Verbrecher, welche zum Kampf genötigt wurden. Die Spiele und dessen Einhaltung der Regeln wurde von einem Schiedsrichter begutachtet. Obwohl das Publikum bei der Austragung des Kampfes die Befugnis hatte einen Gladiator bei einer Niederlage zu begnadigen, starben im Laufe der Spiele hunderte Menschen im Kampf, oder in Folge ihrer schwerwiegenden Kriegsverletzungen. Fakten zufolge ließen im Laufe der damaligen Zeit, bis zu Abschaffung der Gladiatorenspiele um 400 nach Chr., rund 500 Menschen ihr Leben in der Arena.
Demzufolge mag der erstmals absurd erscheinende Fakt, dass das Kolosseum seit 1999 als ein Mahnmal gegen die Todesstrafe steht, nun plausibel erscheinen. Immer wenn in einem Land die Todesstrafe abgesetzt, oder ein Angeklagter begnadigt wird, erleuchtet das Kolosseum in goldenen oder grünen Farben. Ins Leben gerufen wurde diese Aktion von der italienischen Regierung, sowie Amnesty International, welche sich aktiv gegen die Ausführung der Todesstrafe in (stand 2017) in rund 61 einsetzt. Laut Definition sei die Todesstrafe die absichtliche Tötung eines Menschen, welche infolgedessen auf die Rechtsfolge eines im jeweiligen Grundgesetzt definierten Tatbestandes erfolgt, da der Verurteilte für schuldig befunden wird. Obwohl es auf dem gesamten Kontinent Europas kein Land mehr gibt welches die Todesstrafe praktiziert, ist diese trotzdem in vielen Ländern der Welt verbreitet und ist seit mehreren Jahren ethnisch, strafrechtlich, sowie moralisch umstritten.
Meiner Meinung nach ist das Kolosseum in Rom eine geeignete Gedenkstätte für Kinder in der Grundschule um sich intensiv mit ethisch kontroversen Themen wie Tötung und Hinrichtung zu befassen. Obwohl es einleitend brutal erscheint Kinder im Alter des Primarbereiches mit einem solchen Themenbereich zu konfrontieren, finde ich es meiner Meinung nach notwendig, dass Kinder sich mit den Bedingungen und „Gräueltaten“ der damaligen Zeit auseinander zusetzten. Es sei relevant, dass Schüler/innen frühzeitig ein Verständnis für politische/ethnische Problematik entwickeln und ihnen bewusst wird, dass die vermeintlich als oberflächlich und amüsant instruierten Darstellungen der Gladiatorenkämpfe, in der Kinder- und Jugendliteratur, z.B in „Asterix und Obelix“, einen ernstzunehmenden Hintergrund aufweist. Der Tod bzw. Die Tötung als Tatbestand sollte meines Erachtens in keiner Weise verharmlost werden.
Ebenfalls bin ich der Auffassung, dass man als Pädagoge/in (in Abhängigkeit von der Klassenstufe) auf die Thematik der Todesstrafe zusprechen kommen kann. Kindern sollte bewusst werden, dass es auf der Welt unterschiedliche politische und rechtliche Gesinnungen gibt und es Kinder bzw. Menschen gibt, welche täglich in humanitärer und wirtschaftlicher Sorge leben müssen. Natürlich ist zu betonen, dass den jeweiligen Schüler/innen mit der Bearbeitung des Themas keine Angst gemacht werden sollte, sonder primär ihre interkulturelle und historische Kompetenz gestärkt werden sollte (Dühlmeier, 2018, S.36).
Allgemein finde ich, dass die Thematik des alten Roms, bzw. die Auseinandersetzung mit dem Bauwerk des Kolosseum, vielfältig in den Lehrbestand des Sachunterrichts eingebettet werden kann. Da es sowohl die historischen Interessen der Kinder anspricht, politische Kompetenzen, wie z.B das Verständnis für eine Partizipation und Demokratie thematisiert, als auch im Rahmes des Religionsunterrichtes ethnische Problematik anspricht (Götzmann / Weißeno, 2015, S. 14 ff.)
Visuell und didaktisch lässt sich das Denkmal ebenfalls flexibel bearbeiten. Demzufolge wäre unter bestimmten Umständen ein aktiver Besuch des Amphitheater möglich. Zudem ist im Rahmes das Klassenzimmers eine vielfältige, visuelle und haptische Umsetzungen des historischen Lehrstoffes möglich. Folglich könnten die Kinder das Kolosseum aus Pappe oder Knete nachbauen, oder sich anhand von Bildern oder Filmen mit dem damaligen Leben der Römer auseinandersetzten. Ebenfalls können man aktiv im Gesprächskreis über die präsenten Gefühle der Schüler/innen sprechen.
Resümierend bin ich der Auffassung, dass das Denkmal sehr gut für den inklusiven Unterricht geeignet ist, da es unabhängig von der historischen und politischen Bildung, vor allem wichtige interkulturelle und ethische Kompetenzen der Lernenden anspricht. Die Kinder müssen sich folglich mit ihren eigenen Wertvorstellungen und ihrem Verständnis von Recht und Unrecht auseinandersetzten. Meiner Meinung nach steht besonders bei der Thematik der Todesstrafe die repräsentative Fragestellung: „Darf man einen Menschen für die in der Vergangenheit ausgeführte Taten mit dem Auslöschen des eigenen Lebens bestrafen?“ Und: „Ist es das Recht eines Einzelnen über Leben und Tod eines Anderen zu entscheide?“
Folglich ist es meiner Meinung nach besonders, mit dem Bezug auf Kinder welche im inklusiven Klassengefüge in den Kontakt mit Krieg und Flucht gekommen sind notwendig, ethnisch schwierige Fragen zu thematisieren und als Lehrpersonen diese Aufgabe verantwortungsvoll anzunehmen.
das Kolosseum – erleuchtet zum Gedenken an die Opfer der Todesstrafe
Die Welt – Gladiatorenkämpfe. Verfügbar unter: https://www.welt.de/geschichte/article115957286/So-blutig-mochten-es-nur-die-Roemer-in-der-Arena.html.
Stand: 05.05.2020
Rom – das Kolosseum. Verfügbar unter: https://www.passengeronearth.com/rom-kolosseum/
Stand: 05.05.2020
Götzmann, A / Weißeno, G (2015): Politisches Lernen im Sachunterricht zu Demokratie
und Bürgerentscheid, In: Gläser, E / Richter, D (2015): Die sozialwissenschaftliche
Perspektive konkret Begleitband 1 zum Perspektivrahmen Sachunterricht, Bad Heilbrunn:
Verlag Julius Klinkhardt, S. 13 – 20.
Dühlmeier, B (Hrsg.) (2018): Außerschulische Lernorte in der Grundschule – neun Beispiele für eine fachübergreifenden Sachunterricht, Hohengehren: Schneider Verlag.