Thema Sonderpädagogik

In der achten Vorlesung beschäftigte sich Prof. Dr. Frank J. Müller mit dem Thema Sonderpädagogik. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass es immer mehrere Faktoren bei der Beschulung in einer normalen Klasse gibt. Zum Einen ist da der Aspekt, dass Kinder und Jugendliche im normalen Unterricht überfordert sein könnten. Sie brauchen spezielle Förderung, was sich im Regelunterricht schwierig gestaltet. Hierzu werden also zusätzliche Betreuungskräfte bzw. Sonderpädagogen gebraucht.
Andererseits können sich Kinder, welche einen Förderungsbedarf im sozialen Bereich haben, viel von den anderen Kindern abgucken. Sie sehen dann „normale“ Verhaltensmuster und ahmen diese nach.  Außerdem kann es zum Beispiel zur sprachlichen Förderung beitragen, wenn Kinder in eine normale Klasse integriert werden.

Kommt ein Kind mit einem speziellen Förderbedarf neu in seine Klasse, ist es wichtig zu wissen, welche Hilfen dieses Kind braucht. So kann man beispielsweise die Eltern fragen, wie das Kind sich zu Hause verhält, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Dadurch ist es einfacher, sich auf dem Förderungsbedarf einzustellen und individuelle Strategien dafür zu entwickeln. Außerdem kann man die Erziehungsbeauftragten bitten sich Informationen auf der vorherigen Bildungseinrichtung einzuholen zu dürfen. Auch das kann ein Eindruck darüber vermitteln, wie das Kind bestmöglich gefördert werden kann.

Um der Vielfalt dieser SuS gerecht zu werden ist es wichtig mit den Eltern auch außerhalb von Elternabenden zu kommunizieren und eine enge Verbindung zu eben diesen zu haben. Nur so kann man meiner Meinung nach ideal helfen. Außerdem ist es wichtig, die zuständigen Sonderpädagogen mit in den Informationsfluss einzubinden, um einheitlich agieren zu können. Eine Zusammenarbeit mit Mitschülern kann sich deshalb als hilfreich erweisen, denn diese haben meisten ein anderes Verhältnis zu den betroffenen Schülern und Schülerinnen.

„Meint Inklusion wirklich alle?“

Mit der Frage „Meint Inklusion wirklich alle?“ wurde die siebte Vorlesung von Dr. Eileen Schwarzenberg eingeleitet. Zunächst beschäftigten wir uns allgemein mit der Frage anhand welcher Merkmale sich denn nun eine Behinderung aufzeigen lässt. Dabei gibt es zum Einen den medizinischen Aspekt, bei dem eine spezielle Beeinträchtigung diagnostiziert wird. Dies führt in vielen Bundesländern zu dem Besuch einer Sonder- oder Förderschule. Zum Anderen gibt es das soziale Modell der Behinderung, welches besagt, dass eine Person durch spezifische Eigenschaften im Laufe der Zeit behindert gemacht wird. Ein großes Defizit sehe ich momentan in der Umsetzung der Inklusion. Der Gedanke, dass sowohl Kinder mit Beeinträchtigungen, als auch „normal entwickelte“ SuS zusammen beschult werden können, klingt in der Theorie sehr nützlich. So würden sie gegenseitig voneinander profitieren können. In der Praxis halte ich dies jedoch für schwierig. Einer heterogenen Gruppe mit 30 SuS gerecht zu werden ist meines Erachtens nach schon kaum machbar. Dann aber auch noch Zeit aufzuwenden, um sich mit Kindern mit besonderem Förderungsbedarf zu beschäftigen, jedoch unmöglich. Dazu werden besondere Assistenten und Zusatzkräfte gebraucht.
An meiner Schule gab es eine Klasse, in der Kinder mit den verschiedensten Beeinträchtigungen beschult wurden. Dieses Modell erscheint mir als sehr sinnvoll. Projekte wurden zusammen gemacht, weshalb es Berührungspunkte gab und man nicht „aneinander vorbei“ lebte. Der Unterricht wurde getrennt gehalten, sodass jedes dieser Kinder, im Rahmen der besonderen Förderung dieser Klasse, lernen konnte. Auch unsere Caféteria war ein Projekt der Lebenshilfe, indem Menschen mit einer Behinderung, angepasst an ihre Fähigkeiten, arbeiten konnten. Ich halte diese Art der Inklusion für sehr sinnvoll, denn ich finde die Vorstellung utopisch in der Lehrerrolle ohne zusätzliche Unterstützung so vielen Individuen gerecht zu werden.
In zukünftigen Praktika möchte ich beobachten inwiefern dieser theoretische Vorschlag der Inklusion auch wirklich umsetzbar ist. Wie gerecht man den beeinträchtigten Kindern werden kann und inwiefern das Auswirkungen auf die Förderung der „normalen“ Kinder hat. Auch interessiert mich, wie Schulen solches umsetzen und in wie weit es zusätzliches Personal für solche Klassen gibt. Aber auch wie die SuS auf diese Situation reagieren, wie verständnisvoll sie sind und wie sich die Klassenstruktur zusammensetzt.

Mehrsprachigkeit und Seiteneinsteiger im Deutschunterricht

Zunächst einmal ist zu klären was man unter dem Begriff ‚Seiteneinsteiger‘ versteht. Dies sind Kinder und Jugendliche mit geringen oder gar keinen Deutschkenntnissen, welche aber trotzdem, wegen der vorhandenen Schulpflicht, innerhalb eines Jahres fähig sein müssen an dem normalen Regelunterricht teilzunehmen. In dem Bremer Schulkonzept gibt es für solche Fälle die sogenannten Vorklassen. Einige SuS kommen mit geringen Vorkenntnissen was das Lesen und Schreiben generell angeht nach Deutschland. Sie müssen in den Vorklassen zunächst die motorischen Fähigkeiten erlernen, bevor die Alphabetisierung beginnen kann. Um in den „normalen Schulalltag“ übergehen zu können, ist es sinnvoll den SuS durch die Vorklassen den Grundstein hierfür zu legen.

In der Praxis konnte ich bisher nur bedingt Erfahrungen zu diesem Thema sammeln. An meiner Schule gab es zwar auch eine Klasse, in der viele Jugendliche mit Migrationshintergrund die Grundlagen des Deutschen gelernt haben. Es ließ sich feststellen, dass es deutlich erkennbare Fortschritte gab. Eine Lehrerin erklärte mir, dass sie sich bemühen würde, das Niveau des Unterrichts an die Ansprüche des Einzelnen anzupassen, um diese fördern und fordern zu können. Allerdings waren diese SuS immer nur vorübergehend bei uns an der Schule, weshalb sich schwierig beurteilen lässt, wie diese SuS sich in dem Regelunterricht verhalten habe.

In meiner Schule gab es damals ein Mädchen, welche überhaupt kein Deutsch sprechen konnte. Da es an meiner Schule jedoch keine Vorklassen gab, musste sie vom ersten Tag an in unserer Klasse beschult werden. Dies halte ich nicht für sinnvoll. Sie tat sich sichtlich schwer damit auch einfachste Anweisungen umzusetzen, eben weil sie es nicht verstand. Außerdem konnte sie dem Unterricht nicht folgen und auch der Anschluss zu Klassenkameraden war so nicht gewährleistet. In diesem Fall hätte eine Vorklasse das Problem deutlich minimieren können.

Im Deutschunterricht könnte man die Regelschüler einen Aufsatz schreiben lassen über ein Thema ihrer Wahl oder ein spezielles vorgeben. Den SuS aus der Vorklasse könnte man dazu Bilder reichen, um für sie quasi einen Leitfaden zu schaffen, an dem sie sich orientieren können. Außerdem könnten Schlagworte zu den Bildern gereicht werden, welche eine Verknüpfung herstellen und eine zusätzliche Unterstützung beim Schreiben bieten. Dies halte ich für eine geeignete Maßnahme um SuS auf ähnlichem Niveau unterrichten zu können und trotzdem auf die neu zugewanderten Schüler eingehen zu können.