jacquelinekruetzmannip6


Das Konzentrationslager Theresienstadt

Ich habe mich für dieses Blogthema für das ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt (Terezín Memorial) entschieden. Ich war selbst im Jahr 2003, zu dem Zeitpunkt war ich 16 Jahre alt, dort und hatte mich nur in der Schule mit dem zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus beschäftigt. Dennoch hat es in meinen Erinnerungen einen bleibenden Eindruck hinterlassen und wenn ich mich in den letzten Jahren mit dem Nationalsozialismus in Deutschland in der Zeit des zweiten Weltkriegs befasst habe, musste ich immer daran zurückdenken.

 

Das „Ghetto“ Theresienstadt liegt etwa eine Stunde mit dem Bus von der tschechischen Hauptstadt Prag entfernt. Es wurde 1780-1790 als „Festung zur Verteidigung gegen den Norden“ erbaut und ab Juni 1940 von der Prager Gestapo übernommen (https://www.holocaust.cz/de/geschichte/ghetto-theresienstadt/).

Im November 1941 begann die Nutzung durch die Nazis als Konzentrations- und Durchgangslager für insgesamt 141.000 Juden, die unter Platz- und Medikamentenmangel, Unterernährung, unzumutbaren hygienischen Bedingungen und hohen Arbeitsauflagen zu leiden hatten. Insgesamt starben 33.500 Menschen in diesem Lager und 90.000 wurden deportiert. Nur 4.000 hiervon kehrten je zurück. Es wurde am 9. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.

 

Dennoch galt Theresienstadt als „Vorzeigeghetto“, da die Nationalsozialisten sich größte Mühe der Verschleierung gaben. So wurden Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen von Künstlern durchgeführt und sogar eine Bibliothek war vorhanden. Um auch den Schein des „Vorzeigeghettos“ zu bewahren, wurden zu Besuchen des Internationalen Roten Kreuzes bereits im Vorfeld ein Großteil der dort lebenden Juden deportiert, um nicht darzulegen wie überfüllt das Lager war.

Im September 1942 lebten 50.000 Menschen in Theresienstadt, was 2 Quadratmeter Platz für jeden dieser Menschen bedeutete. Ich selbst stand mit einigen Mitschülern in einer der „Zellen“ und hatte bereits nach kürzester Zeit Beklemmungen.

 

Theresienstadt kann auch heute noch besichtigt werden. Das Lager wurde zu Bildungs- und Forschungszwecken erhalten. Aus meiner Sicht ist dies besonders wichtig um besonders Jugendlichen oder auch Erwachsenen darzulegen, wie die Nazis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs gehandelt haben und wie wenig Skrupel bestanden Menschen einer bestimmten Religion einzusperren, auszunutzen und zu vernichten. Theresienstadt bietet die Möglichkeit, das Wissen aus den Geschichtsbüchern auf einen realen Ort anzuwenden und zu verstehen, wie sich die Menschen, die dort eingesperrt waren, gefühlt haben.

Ich würde diese Gedenkstätte jedoch erst ab der fünften Klasse (frühstens!) besuchen und dies in den Geschichts- und/oder Politikunterricht integrieren. Ich selbst habe das Lager im Alter von 16 Jahren besucht und denke, dass ich früher nicht verstanden hätte, was in diesen Blöcken mit den Menschen geschehen ist. Es lässt sich sehr gut mit dem Zweiten Weltkrieg verbinden, jedoch denke ich, dass man auch Parallelen zur heutigen Zeit, beispielsweise zu den Flüchtlingslagern in unter anderem Moria, ziehen lassen.

 

Da Theresienstadt in Tschechien liegt, ist ein Tagesausflug aus Bremen hierhin nicht möglich. Ein Besuch würde sich lediglich mit einer Exkursion über mehrere Tage oder einer Klassenfahrt verbinden lassen. Dennoch bietet sich die Behandlung in der Schule an. Dies kann mit eigener Recherche der Schüler*innen geschehen oder auch durch Dokumentarfilme oder kleine YouTube-Videos. Ich habe hier eines gefunden, welches mich durch den Schnitt, die Informationen und die Musik sehr berührt hat und aus meiner Sicht das „Ghetto“ Theresienstadt sehr gut darstellt: https://www.youtube.com/watch?v=f1i38RsPc70 .

 

Das Konzentrationslager Theresienstadt ist ein außerschulischer und sekundärer Lernort, da es sich nicht um eine Einrichtung handelt, die nicht zu Bildungszwecken errichtet wurde. Das Ziel des Erhalts des Lagers ist Aufklärung, Erinnerung und Forschung. Aus diesen Gründen handelt es sich um einen sekundären Lernort (vgl. Baar und Schönknecht 2018, S.16). Auch möchte ich in diesem Zug auf die „Drei-Phasen-Modell der Integration außerschulischer Lernorte in den kompetenzorientierten (Fach-) Unterricht“ nach Schulte eingehen (vgl. Schulte 2019, S. 53). Besonders bei meinem eigenen schulischen Besuch des Konzentrationslagers ließen sich die drei Phasen erkennen. Die erste Phase ist das Wahrnehmen. Die Schüler*innen nehmen die vorliegenden Phänomene wahr, benennen und beschreiben diese. In meinem Fall hatten wir hier die Aufgabe uns mit dem Aufbau des Lagers zu befasse. Wir schauten uns die Gebäude, deren Struktur an und sammelten Informationen über die „Einrichtung“. In der zweiten Phase gilt es, dass die Schüler*innen die jeweiligen Phänomene deuten. Hier überlegten wir uns, welche Aufgabe das jeweilige Gebäude gehabt haben könnte und haben darüber diskutiert. Zudem haben wir Parallelen zu unserer heutigen Realität gesucht. Gibt es heute noch Orte in denen Menschen so leben? Wie sehen Gefängnisse heute aus? Dies waren nur einige Fragen. Ob wir in der Deutung der Aufgaben und Zwecke der Gebäude richtig lagen, erfuhren wir später bei der Führung. Die letzte Phase ist die Handlung und Gestaltung. Da wir uns auf einer Klassenfahrt in unserem letzten Schuljahr befanden fiel dies leider aus. Ich denke jedoch, dass die Schüler*innen ihre Ergebnisse im Anschluss an die Fahrt präsentieren oder auf eine andere Art und Weise, zum Beispiel durch eine Art Reisetagebuch, festhalten könnten. Dies würde für eine erneute Reflektion sorgen und zudem dazu führen, dass die Schüler*innen ihre im Anschluss auf den Besuch folgende Gedanken noch einbringen könnten.

 

Zu dem Thema Barrierefreiheit habe ich leider nichts gefunden. Ich befürchte jedoch, dass keine Barrierefreiheit gegeben ist, da das Konzentrationslager erhalten und nicht umgebaut wurde. Auch zu Audioguides für Gehörlose konnte ich nichts finden. Jedoch haben Kinder bis 6 Jahren freien Eintritt, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren, Studierende und Senioren zahlen einen reduzierten Eintritt (umgerechnet etwa 5,50 €) und Lehrer*innen und Busfahrer, die eine Gruppe begleiten haben freien Eintritt. Einen reduzierten Eintritt bei Vorlage eines Schwerbehindertenausweises gibt es nicht. Die Führung wird in sieben unterschiedlichen Sprachen, darunter auch Deutsch und Englisch, angeboten. Eine Führung in Gebärdensprache wird nicht ausgewiesen.

 

Abschließend denke ich, dass ein Besuch des Konzentrationslagers Theresienstadt oder auch nur die Behandlung im Unterricht der Oberstufe eine gute Wahl ist, da hierdurch die Fakten der Nazizeit mit realen Gegebenheiten verbunden werden kann.

 

 

Quellen:

https://www.holocaust.cz/de/geschichte/ghetto-theresienstadt/
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/voelkermord/ghetto-theresienstadt.html
https://www.deutschlandfunkkultur.de/vor-75-jahren-kz-theresienstadt-errichtet-die.932.de.html?dram:article_id=372203

Baar, Robert; Schönknecht, Gudrun (2018): Außerschulische Lernorte didaktische und methodische Grundlagen. Weinheim: Beltz.

Schulte, Andrea (2019): Außerschulische Lernorte. Berlin


Zur Werkzeugleiste springen