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Das Freilichtmuseum am Kiekeberg

Beschreiben Sie, wie dieser Ort zu Ihrem Lieblingslernort geworden ist.

Meine Lieblingslernorte waren immer außerschulische Lernorte. Einer hiervon war, das ganz in der Nähe Hamburgs gelegene Freilichtmuseum am Kiekeberg. Hier konnte man, als Stadtkind, in eine andere Welt und auch eine andere Zeit abtauchen. Das Museum bietet unterschiedliche Gebäude, aber auch Freiluft-Ausstellungen und Vorführungen oder Mitmach-Aktionen. Es betitelt sich selbst als „lebendiges Museum“, was ich selbst auch immer genau so wahrgenommen habe. Sei es die Möglichkeit Brot zu backen mit einem Lehmbackofen oder einem Schmied bei der Arbeit mit Hammer und Amboss zu beobachten.

Einen kurzen Einblick in das Freilichtmuseum kann hier gegeben werden: https://www.youtube.com/watch?v=uCidiuyTguo.

Auch die Internetseite mit den Auflistungen der verschiedenen Gebäude und Ausstellungen lässt sich hierfür empfehlen: https://www.kiekeberg-museum.de/

 

Ordnen Sie den Lernort den Kategorien der Literatur zu. Möglicherweise lässt sich ein Lernort unterschiedlichen Bereichen zuordnen, je nach Betrachtung oder Nutzung.

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg ist aus meiner Sicht ein sekundärer Lernort. Ein primärer Lernort ist dann als dieser zuordbar, wenn der Ort für das Lernen errichtet wurde. Als Beispiel seien hier Schulen, Universitäten und Lehrbetriebe genannt (vgl. Baar und Schönknecht 2018, S.16). Das Freilichtmuseum am Kiekeberg ist zwar auch auf einen pädagogischen Zweck ausgerichtet, jedoch nicht ausschließlich. Die Ausstellungen oder Vorführungen müssen didaktisch aufgenommen und aufgearbeitet werden, damit ein Bezug zu einem Lernort hergestellt werden kann. Dies sorgt dafür, dass man es als sekundären Lernort bezeichnen kann.

Die Einordnung findet weiter in schulbezogenes oder schulkomplementäres außerschulisches Lernen statt. Im Falle des Freilichtmuseums am Kiekeberg findet dieses außerschulische Lernen schulkomplementär statt. Schulbezogenes außerschulisches Lernen kennzeichnet sich durch ein schulisch organisiertes und verantwortetes Lernen, welches durch die Lehrperson aus der Schule verlagert wird, während es sich bei dem schulkomplementären außerschulischem Lernen um etwas handelt, was nicht in dieser Art oder dem Umfang von der Schule allein bereit gestellt werden kann (vgl. Baar und Schönknecht 2018, S.17). Da das Lernen im Freilichtmuseum besonders an den ausgestellten oder vorgeführten Techniken stattfindet, die in einer Schule zumeist nicht vorhanden sind, kann das Freilichtmuseum in die Kategorie des schulkomplementären außerschulischen Lernens eingeordnet werden.

Weiter handelt es sich klar um einen Ort mit Bildungsauftrag. Dies wird deutlich, durch die Vielfalt an Angeboten, die für unterschiedliche Alters- und Schulstufen angeboten werden. Diese sollen Kitagruppen oder Schulklassen an Bildungsthemen, wie beispielsweise die Naturwissenschaften, durch altersgerechte Angebote an nähren. Beispiele hierfür finden sich auf der Internetseite: https://www.kiekeberg-museum.de/ihren-besuch-planen/fuer-kinder-schueler/kindergarten-schulgruppen.

 

Innerhalb welcher Fächer, Themenbereiche oder Projekte lässt sich der Lernort betrachten?

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg kann besonders für das Fach Sachunterricht in Betracht gezogen werden. Hier können verschiedene Bereiche thematisiert werden, welche sich im Bildungsplan für die Primarstufe des Landes Bremen, für das Fach Sachunterricht finden lassen.

Ein Beispiel hierfür findet sich bereits im Kapitel „Aufgaben und Ziele“. So heißt es im Bereich des geschichtsbezogenen Lernens: „Sie sollen erfahren, dass materielle Gegebenheiten, Lebensbedingungen, Denkweisen und Weltbilder von Menschen sich im Laufe der Zeit verändert haben und auch in Zukunft veränderbar sind.“ (Bildungsplan Sachunterricht – Primarstufe, 2007, S.6). Dies vermittelt das Museum, da es zeigt, wie die Menschen noch vor 200 Jahren lebten, kochten und arbeiteten. Es bildet ein Verständnis für das Leben in der Vergangenheit und lässt somit Vergleiche zu den heutigen Lebensarten zu, was besonders die Veränderbarkeit der Lebensumstände, Denkweisen und Weltbilder in den Fokus stellt.

Auch das naturbezogene Lernen wird im Freilichtmuseum am Kiekeberg thematisiert. Dies geschieht besonders durch die Angebote für Schulklassen, auf die ich bereits verwiesen habe. Beispiele hierfür sind buchbare Aktionen zu Themen wie „Getreideanbau“, „Ein Besuch beim Imker“ oder „Wasserversorgung früher“. Dieses Lernen wird im Bremer Bildungsplan wie folgt beschrieben: „Die Schülerinnen und Schüler sollen befähigt werden, elementare biologische, physikalische, chemische und geowissenschaftliche Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen sowie Grundlagen über Gesetzmäßigkeiten ausgewählter natürlicher Phänomene zu erwerben.“ (Bildungsplan Sachunterricht – Primarstufe, 2007, S.5). Durch die Erklärung naturwissenschaftlicher Phänomene, wie der Wasserversorgung oder des Anbaus, Wachstums und Erntens von Getreide, kann somit nicht nur ein sozialwissenschaftlicher Bereich des Sachunterrichts, sondern auch der naturwissenschaftliche durch einen Besuch in dem Freilichtmuseum abgedeckt werden.

 

Welche Chancen und Grenzen sehen Sie bezogen auf Ihre Förderschwerpunkte oder andere für Sie relevante Inklusive Aspekte (Geringe deutsche Sprachkenntnisse, finanzielle Armut, Gender…)?

Leider habe ich hierüber kaum Informationen aus der Ferne erhalten können. Generell würde ich mir hier eine bessere Sichtbarkeit auf der Internetseite des Museums wünschen.

Durch meinen letzten Besuch vor etwa zwei Jahren kann ich jedoch berichten, dass mir weder besondere Beschilderungen (leichte Sprache oder Blindensprache) aufgefallen sind. Zudem kann ich sagen, dass ich bereits mit einer Kinderkarre Probleme hatte alle Gebäude und Wege des Museums zu nutzen, woraus ich schließen würde, dass Rollstuhlfahrer*innen nicht alle Bereiche des Museums erreichen könnten.

Dennoch lässt sich etwas Positives aufzeigen, da Kinder bis 18 Jahre freien Eintritt in das Museum haben, was die Kosten für Familien und/oder Schulklassen minimiert. In der Presseinfo des Museums steht: „Das Freilichtmuseum am Kiekeberg ist ein lebendiges und familienfreundliches Museum zum Anfassen! Aus diesem Grund sind Besucher unter 18 Jahren besonders willkommen und haben freien Eintritt.“, was den Fokus auf Bildung von Kindern zeigt. Zudem haben „Besucher mit Behinderung“ ab einem Grad der Behinderung von 80 ebenfalls freien Eintritt. Auch haben „Behindertengruppen“ und ihre Begleitpersonen freien Eintritt, jedoch denke ich, dass das Museum hier nochmal ihre Definition und Bezeichnungen überarbeiten sollte. Weitere Informationen zu den Preisen und Öffnungszeiten lassen sich hier finden: https://www.kiekeberg-museum.de/oeffnungszeiten-und-preise.

 

Haben Sie Ideen, wie diesen potenziell besonderen Herausforderungen abgeholfen werden kann?

Das Museum müsste auf jeden Fall zuerst kontaktiert oder besucht werden, um gewissen Probleme zu erläutern. Wenn sich beispielsweise Sprachanfänger*innen, Rollstuhlfahrer*innen oder blinde Schüler*innen in der Klasse befinden, muss darauf geachtet werden in wie weit Führungen oder Mitmachaktionen angepasst werden können und welche Möglichkeiten der Barrierefreiheit gegeben sind. Da die Gebäude oftmals historisch erhalten oder nachgebaut wurden, kann die Barrierefreiheit nur in Maßen gewährleistet werden, was zu beachten ist.

 

Wie schätzen Sie Erreichbarkeit, Preise, Angebote und Ausstattung ein?

Das Freilichtmuseum liegt in den Schwarzen Bergen südlich von Hamburg. Mit dem Auto oder Reisebus ist dieser innerhalb von etwa einer Stunde zu erreichen. Plant man diesen Ausflug also von Bremen aus, so sind Kosten und Zeit für die Fahrt einzuplanen. Es empfiehlt sich, diesen Ausflug als Ganztagesausflug mit mehreren Klassen zu planen, um die Kosten geringer zu halten.

Auch mit den öffentlichen Personennahverkehr wäre das Freilichtmuseum zu erreichen, was eine Fahrt mit dem Metronom ab Bremen bis Hamburg-Harburg und eine Weiterfahrt mit den Bussen des HVV (4210 oder 340) bedeuten würde. Hierfür müsste ab dem Bremen Hbf. eine Fahrtzeit von 1,5 bis 2 Stunden gerechnet werden, was eine sehr lange Fahrzeit für einen Tagesausflug bedeutet.

Die Eintrittspreise sind, wie schon erwähnt, nur von Erwachsenen zu tragen. Die Preise für Schulgruppenaktionen variieren zwischen 55 bis 110 Euro pro Gruppe, was aus meiner Sicht je nach Größe der Gruppe annehmbar oder zu teuer ist. Hier muss man sich an den Möglichkeiten der Eltern orientieren.

 

Quellen:

Baar, Robert; Schönknecht, Gudrun (2018): Außerschulische Lernorte didaktische und methodische Grundlagen. Weinheim: Beltz.

Landesinstitut für Schule Bremen (2007): Sachunterricht Bildungsplan für die Primarstufe. Bremen: Senator für Bildung und Wissenschaft.

 




Kommentare

  1.    1 Urte says:

    Liebe Jacqueline,

    Ich finde, dass dir dein Blogbeitrag, welcher deinen persönlichen außerschulischen Lieblingslernort beschreibt, sehr gut gelungen! Vielen Dank dafür! Es war ausführlich, informativ und es hat mir sehr gut gefallen, dass du teilweise auch bisschen Kritik geäußert hast.

    Da ich noch nie im Freilichtmuseum war, hast du meine Neugier erweckt! Besonders spannend fand ich, dass das Lernen an den ausgestellten und vorgeführten Techniken stattfindet. Es ist toll, dass es auch verschiedene und sehr authentische Mitmach-Aktionen zur Verfügung stehen. Die Kinder können die Authentizität (Brot backen, Schmied beobachten) lebendig und praktisch von Experten erleben, aber nicht nur theoretisch. Die Zuordnung in der Literatur war erfolgreich. Die Vielfalt der Angebote bietet sehr viele Möglichkeiten. Ich finde an deinem Lernort schön, dass unterschiedliche, auf die Altersstufen angepasste, pädagogische Konzepte angeboten und ausgeführt werden.

    Es hat sehr viel Spaß gemacht deinen Beitrag zu lesen!

    Liebe Grüße,
    Urte

    Posted 1. Juni 2020, 10:20

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