Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler/-innen mit Förderbedarf?
Eine Aussonderung von Schüler/-innen mit Förderbedarf hat vor allem erst einmal emotionale Konsequenzen für eben diese Schüler. Sie merken, dass sie anders sind als die anderen Schüler/-innnen. Und zwar nicht im positiven Sinne. Sie fühlen sich ausgegrenzt und entwickeln womöglich auch eine Desinteresse fürs Lernen, da Ihnen die Motivation fehlt. Sie sitzen in einem gesonderten Klassenraum und werden von den anderen abgegrenzt. Der Reiz, mit den anderen Schüler/-innen mitzuhalten wird genommen. Um dem entgegenzuwirken, muss der Unterricht für die Schüler/-innen mit Förderbedarf interessant gestaltet werden. Auch muss auf die anderen Schüler geachtet werden, sodass sie die Schüler/-innen mit Förderbedarf nicht mobben. Schließlich ist das sehr oft auch eine Konsequenz der Aussonderung.
Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung&Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler/-in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?
In der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung&Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ sind vorerst viele Informationen enthalten. Beispielsweise fallen Informationen über psychische Erkrankungen oder etwa emotional-soziale Entwicklung mit hinein. Es bewegt sich in einem breitgefächerten Feld. Körperlich-motorische Entwicklungen zählen unter Anderem auch dazu. Informationen über solche Entwicklungen oder Erkrankungen sind notwendig, um den Unterricht anzupassen. Dafür ist eine Kommunikation mit den Eltern obligatorisch, ggf. wird auch eine ärztliche Untersuchung in Betracht gezogen.
Wie können Sie der Vielfalt der Schüler/-innen gerecht werden und welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?
Um der Vielfalt der Schüler/-innen gerecht zu werden muss auf die Heterogenität geachtet werden. Zwar haben alle Schüler/-innen mit Förderbedarf gewisse Bedürfnisse, denen nachgegangen werden muss, doch sind diese nicht immer gleich. Innerhalb dieser Aussonderung, als Zeichen der Heterogenität selbst, existiert eine weiter Heterogenität. Die Schüler/-innen haben diverse Einschränkungen, welche sie noch ein weiteres Mal einschränken. Hierbei ist es wichtig, die Eltern als „Verbündete“ heranzuziehen und mit ihnen in dauerhafter Kommunikation zu stehen.
Warum stellte die Entwicklung der Sonderschulen historisch betrachtet einen Fortschritt dar? (vgl. Feuser in Müller 2019)
Der Fortschritt besteht darin, dass die Lehrkräfte durch Sonderschulen überhaupt auf sonderpädagogische Aspekte eingehen können, ihre Schüler „kennenlernen“ können. Sie sind nicht mehr nur leistungsbesessen, sondern auch interessiert an Unterrichtsprojekten und Anpassungen. Es ist historisch gesehen ein Fortschritt in Bezug auf die Inklusion auch in der Schule und nicht nur in der privaten, familiären oder gesundheitlichen Thematik.