1. In der heutigen Vorlesung ging es um das Thema „Seiteneinstieg“. Darunter versteht man, SuS, die ohne oder mit geringen Deutschkenntnissen nach Deutschland eingewandert sind und im deutschen Unterricht integriert werden müssen. Es ist nicht einfach alle SuS aus anderen Herkünfte wie die anderen SuS mit einzubeziehen. Ebenfalls hat jeder SuS unterschiedliche Schulerfahrungen, sodass sie verschieden gefördert werden müssen. Damit die SuS wieder in den Regelunterricht können, bietet Bremen ein teilintegratives Modell „gleitende Integration“ an. Dadurch können SuS einen Vorkurs belegen und dann später am Regelunterricht teilnehmen und fortführen.
2. Persönlich in meiner ehemaligen Schule habe ich keine Erfahrungen mit „Seiteneinsteiger“, was ich eigentlich schade finde. Ich würde gerne SuS treffen wollen, die als „Seiteneinsteiger“ gekommen sind, da man sich auch mit denen austauschen könnte und ihre Meinungen zum deutschen Unterricht erfahren könnte.
3. Als Lehrerin ist es wichtig, dass man auf die Bedürfnisse der SuS eingeht und die Interessen zu einem bestimmten Thema wahrnimmt. Denn ich finde, wenn SuS sich mit Unterrichtsthemen befassen, die sie interessieren, können sie auch besser arbeiten. Wenn die SuS sich mit den Themen auseinandersetzen und als Referat vortragen sollen, finde ich es nicht notwendig, dass man bestimmte Regeln aufstellt, wie so ein Referat aufgebaut ist. Wichtig ist es, dass man frei gestalten kann und nicht mit den Regeln ausgesetzt ist. So eine Arbeit macht auch mehr Spaß.
Hallo Ilayda
Ich habe mich mit einer Lehrerin unterhalten, die selbst einmal in einer Alphabetisierungsklasse (in Hamburg) unterrichtet hat und viel Erfahrung mit Seiteneinsteigern hat. Sie ist der Meinung, dass die SuS viel zu früh in die Regelklassen eingegliedert werden. Nach nur einem Jahr Vorbereitung seien die Sprachkenntnisse der SuS nicht ausreichend um dem normalen Regelunterricht folgen zu können. Außerdem können die SuS von den Lehrern* nicht in einem angemessenen Umfang fördern. Bei den SuS führe das zu Frustration, da sie zumeist durchaus motiviert sind am Unterricht aktiv teilzunehmen. Dem Lehrer bleibe keine andere Möglichkeit als gesondertes Material für Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache zur Verfügung zu stellen und so an die Vorbereitungsklasse anzuknüpfen – von tatsächlicher Integration in den Regelklassenunterricht kann dann allerdings nicht uneingeschränkt gesprochen werden. Es müsse also ein langfristigeres Vorbereitungsprogramm eingefürt werden, damit die SuS intensiver vorbereitet werden können. Ich könnte mir vorstellen, dass bei einem solchen Programm der Unterricht in den weniger sprachlastigen Fächern wie Kunst, Musik und Sport, vielleicht auch Mathe, schon früher in den Regelklassen problemlos stattfinden kann.
Zu 3.:
Ich denke nicht, dass es ratsam ist, den SuS zu viele Freiheiten in der Themenwahl und in der Gestaltung von Referaten zu lassen. Wenn zu wenig vorgegeben wird führt das nur zur Verunsicherung der SuS und erschwert ein produktives Arbeitsverhalten. Die Vorgaben für die Struktur eines Vortrages beispielsweise dienen dem Schüler als Orientierung und sorgen dafür, so er sich an sie hält, dass eine gewisse Verständlichkeit und Qualität von vorn herein gewährleistet ist. Vorgaben bieten Sicherheit und werden von den SuS oftmals explizit gefordert. Um so problematischer wird es, wenn die SuS noch nicht lange Deutsch sprechen. Freies Vortragen vor der ganzen Klasse ist eine sehr schwierige Aufgabe, die von Muttersprachlern durchaus erwartet werden kann, nicht jedoch von SuS die noch Wortfindungsprobleme haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Integration von Seiteneinsteigern eine besondere Herausforderung für Lehrer und SuS ist, die zumindest auf systematischer Ebene noch Verbesserungsbedarf aufweist.
* Im Folgenden als generisches Maskulinum