Abschlussreflexion


1   Die Ringvorlesung hat Themen in jeder Dimension der Heterogenität im sozialen Umfeld Schule aufgenommen und theoretisch gut verdeutlicht. Interessant finde ich dabei, dass viele, wenn nicht sogar alle Themen in Bezug zueinanderstehen. Keins, der im Laufe der Vorlesungsreihe behandelten Themen, kann für sich allein ein Indikator für Heterogenität sein, sie bedingen alle einander.

Besonders wichtig für mich ist Akzeptanz und Toleranz, sowohl im Hinblick auf Inklusion als auch darüber hinaus im Bezug auf beispielsweise Mobbing, Diskriminierung und Rassismus oder auch der Genderfrage oder allgemeinen Interessensunterschieden. Angesprochen hat mich an sich jeder einzelne Vortrag, schließlich muss man am Ende für allen Verständnis und Toleranz aufbringen können, besonders interessiert hat mich dabei aber die Frage nach Inklusion und einer guten Umsetzung dieser.

Gerade wenn es um Inklusion geht, ist es wichtig niemandem, der mit einer Beeinträchtigung in die Klasse kommt, das Gefühl zu geben er sei weniger wert und kein vollwertiger Teil der Klasse. Als Lehrkraft befindet man sich in einer Position, in welcher man durch eigenes Verhalten ein Vorbild sein kann. Sowohl die Wahrnehmung anderer als auch die der betroffenen Person selbst ist eine andere, wenn sie tatsächlich integriert und nicht ausgeschlossen werden. (Heimlich, 2019) Auch wenn Wansing (2015) beschreibt, dass Inklusion noch nicht überall so verwirklicht ist, wie sie es sein sollte, so denke ich nach wie vor, dass wir auf einem guten Weg in diese Richtung sind, den auch ich einmal selbst gehen und weiter ausbauen möchte, wenn sich mir die Gelegenheit dazu bietet.

Inklusion spielt eine fächerunabhängige Rolle, daher lässt sich speziell für Biologie und Deutsch nichts anders sagen, als das was generell gilt.

Da Deutsch eins meiner beiden Fächer ist, hat mich zusätzlich das Thema Mehrsprachigkeit sehr in seinen Bann gezogen. Ich hatte mich zuvor eher weniger damit auseinandergesetzt und deshalb die zentrale Rolle, die dieser Aspekt spielen kann, etwas unterschätzt.

Die Studie von Prediger (2019) beschreibt beispielsweise sehr gut, dass Mehrsprachigkeit bei entsprechender Motivation kein Hindernis sein muss, sondern genauso gut ein Geschenk sein kann, es liegt an der Lehrkraft dies entsprechend so zu sehen. Nimmt man Rücksicht darauf, dass bestimmte Schüler*innen beim Vorlesen von Texten bspw. länger brauchen als andere oder achtet allgemein auf sensiblen Sprachgebrauch, sollte eine Atmosphäre zu schaffen sein, in der sich alle gleichermaßen gefördert aber auch gefordert fühlen und gut lernen können, ohne dass ihnen zu schnell langweilig wird.

Darüber hinaus lässt sich nach Maas (2008) Mehrsprachigkeit aber auch in anderer Hinsicht, nämlich dem Wechsel von Alltagssprache zu einem der Situation angepassten Gebrauch von bspw. Fachsprache beschreiben. Dieser Aspekt lässt sich auch in der Biologie wieder finde, denn gerade hier nutzt man viel Fachsprache. Vorher war mir jedoch nicht bewusst, dass dieser Punkt als eine Dimension der Mehrsprachigkeit zu versehen ist. Diese Erkenntnis war komplett neu für mich und zog mich wohl auch deshalb in so in seinen Bann, dass ich mich auch über die Vorlesung hinaus noch etwas damit auseinandergesetzt habe.

 

2   Als Schülerin habe ich mir um Heterogenität selbst relativ wenige Gedanken gemacht. Ich habe durch Erfahrungen mit Mobbing und ähnlichem zwar gemerkt, dass nicht jeder in einer Gesellschaft immer gleich wahrgenommen wird und dass es Unterschiede zu geben scheint, allerdings habe ich mich mit diesen vor meinem Studium und den Seminaren bzw. Vorlesungen aus dem erziehungswissenschaftlichen Bereich nie wirklich groß auseinandergesetzt.

Im Rahmen dieser Vorlesungsreihe bot sich jedoch die Möglichkeit gerade die eigenen Erfahrungen auf der neu erlernten theoretischen Grundlage nochmals zu reflektieren und gewissen Zusammenhänge herzustellen, die vielleicht auch im Verhalten der Lehrkräfte begründet waren.

Ich habe nach dieser Vorlesungsreihe ein anderes, neues Verständnis für den Begriff Heterogenität und die Wichtigkeit dahinter. So ist mir beispielsweise jetzt klar, dass ein Eingreifen der Lehrkraft in bspw. die Teamwahlen im Sportunterricht nicht automatisch damit verknüpft sein muss, dass es der Lehrkraft zu lange dauert, wenn die Schüler*innen ihre Teams selbst wählen. Vielleicht möchte sie damit vielmehr etwas Gutes tun, weil zuvor auffiel, dass immer dieselben Schüler*innen überbleiben und erst zum Schluss gewählt werden. Am Ende spielt auch hier in meinen Augen Akzeptanz, Toleranz und damit das Schaffen von Chancengleichheit die größte Rolle.

Ich persönlich möchte mein Augenmerk immer auf Chancengleichheit und Akzeptanz legen um später allen Schüler*innen die beste Möglichkeit bieten zu können, die ich ihnen schaffen kann. Dafür ist für mich gutes Beobachten des Klassenklimas und angemessene Kommunikation ein wesentlicher Teil dessen, was es braucht, um situativ schnell reagieren zu können. Eine Lernatmosphäre, in der sich auf fachlicher Ebene keiner langweilt, sich aber auf zwischenmenschlicher Ebene genauso alle wohlfühlen, ist meine Idealvorstellung dessen, was ich schaffen möchte.

 

3   Im weiteren Verlauf des Studiums und speziell im Bezug auf das BAUMHET-Modul würde ich mir wünschen, dass das Thema Chancengleichheit in Bezug auf Digitalisierung und allgemein der Umgang mit digitalen Medien nochmals etwas mehr thematisiert wird. Mir persönlich war die eine Vorlesung in diesem Semester dazu zu wenig, zumal ich nicht den Eindruck hatte, dass dort alle Seiten gleichermaßen berücksichtigt waren.

Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, das digitales Lernen eine große Rolle spielen kann, jedoch hat nicht jedes Kind das Glück zu Hause mit einem PC, Laptop oder Tablet ausgestattet zu sein. Daher wünsche ich mir, dass nochmals speziell darauf eingegangen wird, wie auch für diese Schüler*innen dieselben Chancen auf Teilhabe am Unterricht geschaffen werden können, die auch für die mit technischem Equipment gelten. Zudem wünsche ich mit Tipps und Hinweise dazu, wie das Nutzen von digitalen Medien selbst sich auf Schulisches auswirken kann. Es wurde bspw. kurz thematisiert, dass Mobbing inzwischen auch digital funktionieren kann, jedoch gibt es sicher auch positive Seiten an der Nutzung digitaler Medien und Ideen dazu, wie man diese in Unterrichtsstrukturen einbauen kann, hierzu wüsste ich gerne noch etwas mehr.

Zusätzlich fände ich Beispiele aus dem Praxisalltag, speziell im Bezug auf den Umgang mit Mobbing, Diskriminierung und Rassismus, für mich sehr hilfreich. Mit dem theoretischen Wissen dazu fühle ich mich an sich fit, allerdings habe ich für mich noch nicht das Gefühl, dass ich ganz sicher wüsste, wie genau ich reagieren sollte, wenn Schüler*innen zu mir kommen und mir von bspw. Mobbingerfahrungen berichten. Ich habe dazu noch sehr viele verschiedene Gedanken im Kopf, der wohl prägnanteste dabei ist jedoch die Frage danach, ob man als Lehrkraft unmittelbar ein Gespräch mit der gesamten Klasse suchen sollte wenn ja, wie sensibel man dabei tatsächlich sein sollte, um eine Situation für den Betroffenen nicht evtl. noch schlimmer zu machen, als sie schon ist.

Dass wir im Rahmen einer Vorlesung oder eines Seminars nur wenig praktische Erfahrungen sammeln können, ist mir bei diesem Wunsch durchaus bewusst, daher sei an dieser Stelle nochmals erwähnt, dass es mir dabei eher um so etwas wie bspw. Erfahrungsberichte von bereits erfahrenen Lehrkräften geht. Wir können sicher in unserem kommenden Orientierungspraktikum oder anderen praxisorientierten Veranstaltungen bereits mit Lehrkräften sprechen und diese um Erfahrungsberichte bitten, ich fände die Möglichkeit dies zusätzlich auch in ein Seminar oder eine Vorlesung zu integrieren dennoch hilfreich.

Zum Schluss sei noch allgemein gesagt, dass ich mir für mich wünsche im Verlauf des weiteren Studiums immer weiter dazu zu lernen, immer wieder meine eigenen Präkonzepte und Erfahrungen zu hinterfragen und mit neuem Wissen zu reflektieren, um in meinem Professionalisierungsprozess und dem Umgang mit Heterogenität weiterzukommen.

 

 

Literatur:

–           Heimlich, U. 2019. Inklusive Pädagogik. Kohlhammer-Verlag. Stuttgart

–           Wansing, G. 2015. Was bedeutet Inklusion? Annäherung an einen vielschichtigen Begriff. In: Handbuch der Behindertenrechtkonvention. Degener, T. Diehl, E. (Hrsg.). bpb. Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn

–           Prediger, S.; Uribe, Á.; Kuzu, T. 2019. Mehrsprachigkeit als Ressource im Fachunterricht. Ansätze und Hintergründe aus dem Mathematikunterricht. In: Busse, V.; Göbel, K. Lernende Schule. Für die Praxis pädagogischer Schulentwicklung (86). Velber: Friedrich Verlag.

–           Maas, U. 2008. Sprache und Sprachen in der Migrationsgesellschaft. Göttingen: V&R unipress.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert