Hautkunst schön und gut…

Im Rahmen des Digital Storytelling fand sich unsere Gruppe, bestehend aus Anni Gabka und mir, Janne Heidorn, ziemlich schnell zusammen. Wir beide teilen eine Leidenschaft: Tätowierungen. Schnell sind wir auf die Frage gekommen, ob sie eigentlich zwingend etwas bedeuten müssen? Oft hört man von schweren Schicksalen die der Grund für die Anschaffung dieser Art des Körperschmuckes sind. Erinnerungen an Verstorbene, Mahnmale die an schlimme Zeiten erinnern und einem Kraft geben sollen. Da wir beide persönlich involviert sind, als Träger von dem ein oder anderen Tattoo, versuchten wir natürlich erst mal jeder für sich in einem kleinen Steckbrief diese Frage persönlich zu beantworten und schnell fiel uns auf, dass das gar nicht so einfach ist. Auch war schnell klar, dass alleine die Meinungen von Anni und mir auseinander gingen, was in Hinsicht auf das weitere Projekt natürlich schon eine spannende Erkenntnis war. Tatsächlich war es auch das erste Mal, dass ich mich intensiv mit Bedeutungen beschäftigt habe. In der Theorie sind Bedeutungen natürlich subjektiv,was die Beantwortung unserer Frage etwas schwierig macht. Tätowierungen haben eine gewisse Normalität in meinem Leben und da ich persönlich nicht Emotionen sondergleichen mit meinen Verschönerungen verbinde, habe ich gar nicht daran gedacht, dass es für andere oftmals anders aussieht. Da Anni und ich beide wie bereits erwähnt auch persönlichen Kontakte in die Tattoo-Szene pflegen haben wir uns entschieden, direkt am Anfang der Kette, nämlich bei einem Tätowierer anzufangen. Schließlich ist dieser der Mensch hinter den Werken, der Stunden um Stunden unter mal mehr und mal weniger größeren Schmerzen mit seinen Kunden verbringt und dabei auch nicht allzu selten die Hintergründe der Motive erfährt oder sogar komplette Teile der Lebensgeschichte. Vorher haben wir beide uns natürlich auch schon mal in unserem eigenen Freundeskreis umgehört und einmal mehr festgestellt, wie sensibel das Thema unter Umständen sein kann. Es geht nicht nur wahrhaftig, sondern auch sprichwörtlich unter die Haut weswegen es uns erneut sinnvoller vor kam, den indirekten, aber nicht weniger authentischen Kontakt zum Tätowierer selbst zu suchen, quasi als Erzähler. Das stellte sich als richtige Entscheidung heraus, denn unser Protagonist arbeitet nicht nur in einem spannenden Beruf, sondern ist auch eine spannende Persönlichkeit die Unmengen zu erzählen hat. Praktischer Weise nicht nur allgemein, sondern auch und vor allem passend zu unserem Thema. Ursprünglich wollten wir vor allem etwas über seine Kunden erfahren, aber mit der Zeit geriet er selbst in den Fokus, als jemand der respektvoll und in dem Wissen um die lebenslange Verpflichtung die er einem unter die Haut bringt umgeht. Dass Tattoos also, wie wir nach intensiver Beschäftigung mit dem Thema herausgefunden haben, irgendwie immer was bedeuten, auch wenn es nur die Geschichte hinter einem spontanen Motiv ist, hat mich selbst tatsächlich überrascht. Noch viel mehr aber, als Carl Ray Mann uns von seiner Arbeit erzählte. Dabei kam heraus: überraschend viele Menschen verbinden mit ihren Tätowierungen tiefe Emotionen, verarbeiten so Erlebnisse und ehren ihre Lieben. Oft ist ein Tattoo eine Erinnerung an Verstorbene, ein Kraftspender der einen aus schweren Zeiten helfen und neues Selbstvertrauen spenden soll. Menschen schöpfen neuen Mut aus ihrer Hautkunst, sie spendet Trost in schweren Zeiten und lässt sie weiter machen. Wie weit verbreitet das ist, war mir gar nicht bewusst. Ich hielt so tiefgründige Umstände immer für Ausnahmen und habe oftmals nur an Tattoos als Accessoire gedacht. So oder so ist uns aber durch dieses Projekt klar geworden, dass die Kunst die unter die Haut ist von Bedeutungen geprägt ist. Mal mehr, mal weniger intensiv oder tiefgründig. Aber eine Geschichte verbirgt sich alle mal hinter der Tinte unter der Haut.

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