Dr. Eva Kenngott: Interreligiöse Konflikte im Religionsunterricht

Hallo liebe Leser,

Im Kern der Vorlesung von Frau Dr. Kenngott stand das begegnungspädagogische Setting sowie deren Ziele: „Sich gegenseitig kennen, sich gegenseitig verstehen, sich gegenseitig achten, voneinander lernen, füreinander eintreten“. Diese Ziele klingen erstmal gut, sie sind jedoch jeweils Teil eines langwierigen Prozesses. Dies bedeutet, dass SuS vor allem bei der ersten Konfrontation mit einer anderen Religion direkt Vergleiche ziehen und „besser“ und „schlechter“ versuchen abzuwägen. Dies wird auch beeinflusst von subjektiven Präkonzepten, die dazu führen, dass SuS ihre eigenen Vorstellungen von Sachverhalten haben, die auch zu Unverständnis führen können. So kommt es beispielsweise vor, dass zum Beispiel SuS Angehörige der evangelischen Religion möglicherweise kein Verständnis dafür aufbringen können, dass SuS des muslimischen Glaubens kein Schweinefleisch essen dürfen, denn für sie gehört dies mit in den Alltag. Was meiner Meinung nach das Wichtigste ist bei begegnungspädagogischen Settings, ist, wie in den genannten Zielen bereits erwähnt, das gegenseitige Interesse und der gegenseitige Versuch zu verstehen und zu lernen. Es ist auch wichtig, dass sich die SuS auf einer Ebene begegnen und nicht glauben ihr Religion wäre „besser“ oder „fortschrittlicher“, es darf schlicht der nötige Respekt nicht fehlen.

In eigener Erfahrung kann ich berichten, dass wir als Klasse im Religionsunterricht in der 7. Oder 8. Klassenstufe einen Gastvortrag eines Vertreters des muslimischen Glaubens hörten. Zu diesem Vortrag sollten wir SuS im Vorfeld als Hausaufgabe einige Fragen vorbereiten, die wir im Anschluss des Vortrags stellen sollten. So wurde der Redner im Anschluss seines Vortrags zum Beispiel gefragt ob er Weihnachtsfest feiere oder auch das Osterfest. Weiterhin wurde er gefragt ob er wisse warum die Frauen im muslimischen Glauben oftmals eine Burka tragen und warum Vertreter des muslimischen Glaubens in Deutschland auch an den Feiertagen des christlichen Glaubens gesetzlich Frei haben. Als unser Lehrer jedoch merkte, dass diese Fragen den Redner in Verlegenheit brachten unterbrach er die Situation und ließ keine weiteren Fragen mehr zu. Es war die Art und Weise wie die Fragen meiner Mitschüler gestellt wurden, die dazu führte, dass der Redner nicht wusste wie er mit ihnen umzugehen hat. Die Fragen wurden mit einer Art von Überheblichkeit und Arroganz gestellt die deutlich zeigte, dass sie ihre Religion über die des Redners stellen. Dies ist ein essentieller Fehler für den Umgang mit anderen Religionen, wie bereits in den begegnungspädagogischen Zielen festgehalten wurde.

Für kommende Praktika ist es nötig die SuS auf verschiedene Ebenen zu beobachten. Zum einen ist es wichtig darauf zu hören, welchen Stellenwert sie ihrer Religion anderen gegenüber ausdrücken. In dem Sinne, dass darauf geachtet wird, SuS Vertretern anderer Religionen auf einer Augenhöhe begegnen oder von oben herab zu schauen versuchen. Zum anderen ist es auch wichtig zu beobachten, wie sich erste Eindrücke für die jeweiligen Schüler bestätigen oder widerlegen lassen. Auch ist es wichtig die Lehrkraft und ihren Umgang mit der religiösen Pluralitäten zu verstehen und einzuschätzen. Dabei stellt sich die Frage ob die Lehrkraft unterschiedliche Arten und Weisen hat um auf SuS unterschiedlicher Religionen einzugehen – und wie diese einzuschätzen sind.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert