Im folgenden Beitrag beschäftige ich mich mit den kognitiven Dimensionen von Heterogenität. Intelligenz und Vorwissen sind Persönlichkeitseigenschaften, die am Lernen beteiligt sind und sich gegenseitig bedingen. Die (kognitive) Verarbeitung von Informationen im Arbeitsgedächtnis beschreibt die Intelligenz, welche uns ohne Wissen nichts nützt. Ebenso kann unser Vorwissen nur mithilfe von Strategien mit neuen Eindrücken verarbeitet und verknüpft werden (vgl. Gruber/Stamouli 2009, S. 39). Dabei ist zu beachten, dass Lernerfolg auch von sensorischen Eigenschaften abhängig ist. Beeinträchtigungen bei der Aufnahme von Informationen spiegeln sich ebenso beim Lernen wieder. Bei empirischen Untersuchungen ist es notwendig, die Probanden nach Vorwissen im jeweiligen Themengebiet zu befragen und ihre allgemeine Intelligenz zu erfassen. Die erbrachten Leistungen werden anschließend nach Probandengruppen eingeteilt und ausgewertet. Ergebnisse empirischer Untersuchungen zeigen eine deutliche Relevanz des Vorwissens gegenüber der Intelligenz. So sollte im Unterricht als erster Schritt, dabei ist anzumerken, dass Schule das beste Intelligenzförderprogramm ist, das Vorwissen der SchülerInnen ermittelt werden, um die Lerninhalte und -formen sowie die Lernziele und -zeit an diese SchülerInnen anzupassen (vgl. Ausubel, 1968).

Bisher habe ich in meinen Praktika die Erfahrung gemacht, dass die Lehrkraft im Matheunterricht z.B. mithilfe eines weißen Papiers und der Aufgabe, alle Zahlen und Rechenaufgaben zu notieren, die das Kind schon kennt, die Vorkenntnisse der SchülerInnen im Bereich der Mathematik gesammelt hat. Jedoch wurde innerhalb der nächsten Wochen die Zahlen 1-10 einheitlich behandelt, obwohl einige Kinder sie vorher schon richtig schreiben konnten und ebenso Teilaspekte des Zahlenbegriffs beherrschten. Die Kinder mit schon ausgeprägtem Vorwissen im Zahlenbereich waren mit den Aufgaben deutlich schneller fertig, sodass sie zusätzlich weitere Aufgaben derselben Art bekamen. Aufgaben derselben Art sind jedoch nicht für ihren Lernerfolg fördernd.

In meinen zukünftigen Praktika möchte ich den Umgang mit Leistungsheterogenität im Unterricht genauer betrachten, da ich das Verfolgen unterschiedlicher Lernziele in unterschiedlicher Zeit momentan als eine große Herausforderung ansehe. Eine Lehrkraft für eine heterogene Lerngruppe von ca. 20 SchülerInnen, die den Lehrplan individuell an jeden Schüler/jede Schülerin anpasst, um eine bestmögliche Förderung gewährleisten zu können, ist in meinen Augen zwar wünschenswert, dies ist jedoch in der Praxis unter den derzeit vorherrschenden Rahmenbedingungen nicht realisierbar. Eine Lehrkraft kann innerhalb der Unterrichtsstunde nicht ausschließlich für leistungsschwächere SchülerInnen da sein, als einzige pädagogische Fachkraft im Unterricht kann sie eine enge Führung des Lernprozesses nicht umsetzen.

Literatur:
Gruber, H./Stamouli, E. (2009): Intelligenz und Vorwissen. In E. Wild/J. Möller (Hrsg.): Pädagogische Psychologie (S. 27–47). Heidelberg: Springer.