Mathematik das Problemfach

Juni 2, 2017 |  Tagged | Ein Kommentar

Prinzipiell sind Leistungsunterschiede innerhalb einer heterogenen Lerngruppe nichts ungewöhnliches und zwangsläufig auch nicht Besorgnis erregend, solange man jeden SuS bei seinem Leistungsstand abholt und entsprechend fördert.
Bezieht man diese Leistungsunterschiede jetzt jedoch auf die in der Vorlesung vorgestellte Problematik, sehe ich durchaus Grund zur Besorgnis.
Bereits ab der Grundschule sind Leistungsunterschiede in den mathematischen Fähigkeiten existent, und nehmen im Verlauf der Grundschule tendenziell noch zu.
Was sich laut der PISA Studie bis in die höheren Klassen durchzieht.
Zieht man jetzt in Betracht, dass viele Ausbildungsberufe auf Grundlegende mathematische Kenntnisse aufbauen und diese nicht gegeben sind, kann keine adäquate Ausbildung gewährleistet werden. Das sehe ich durch aus als sehr Besorgnis erregend an.

Ich sehe Spiele im Mathematik-Unterricht als sehr hilfreich und nützlich an. Kinder lernen spielerisch, so können auf eine Art und Weise Kenntnisse gefestigt, Denkansätze entwickelt, Logik und Strategie angewendet werden ohne den stetigen Druck der Leistung im Hintergrund.
Die ständige Kommunikation während des Spiels, ermöglicht den SuS voneinander zu lernen, sich zu vergleichen, Grenzen auszuloten und über sie hinaus zu wachsen.
Als Lehrkraft kann man die Spiele an die Heterogenität der SuS anpassen, umso eine optimale Leistungssteigerung bei den SuS zu erwirken. Während die SuS spielen hat man als Lehrkraft Zeit auf die leistungsschwächeren SuS besser einzugehen, um sie bestmöglich zu fördern.

Als mögliche Beobachtungsfragen sehe ich für das kommende Orientierungspraktikum die Möglichkeit die Lernbereitschaft der SuS zu vergleichen, im normalen Unterricht und einem im Unterricht eingebrachtem Spiel.Und in wieweit im Mathematikunterricht bereits bei der Aufgabenstellung differenziert wird.

Die Schule „erweitert nicht, sondern sie verengt vielmehr die pädagogische Tätigkeit; sie verhindert die Anschließung an Individuen, denn die Schüler erscheinen massenhaft in gewissen Stunden“ (Johann Friedrich Herbart 1810)

Das uns bekannte Konzept Schule ist ca. 200 Jahre alt und wurde bereits bei seiner Einführung stark kritisiert, diese Kritik hält bis heute an.
Bereits vor 200 Jahren waren Pädagogen der Meinung, dass man auf SuS individuell eingehen muss um sie optimal zu beschulen.
Dieser Tage setzt ein immer stärkeres Umdenken ein, hin zur Individualisierung als Mittel zum Umgang mit Heterogenität und weg von der Adressierung an das Kollektiv.
Unterstützt wird diese Form des Unterrichtens auch in der neuen Gestaltung und Aufteilung des Lernraums. Die Lehrkraft wird zum Gestalter der bestmöglichen Lernatmosphäre für seine SuS und kann so individuell und am besten auf jeden SuS eingehen und sie fördern und fordern.

Meine eigene Schulzeit erstreckt sich von 1996-2009, in diesem Zeitraum liegen meine Erfahrungen darin, dass der größte Teil meines Unterrichts ein Lehrer geleitetes Klassengespräch war. Einzig in der Grundschule haben wir regelmäßig in Gruppen gearbeitet. Dennoch haben wir auch in der Sek I, überwiegend in dem naturwissenschaftlichen Unterricht, auch Stationsarbeit und Gruppenarbeit geleistet. Es war jedoch mehr die Ausnahme, als die Regel. Dabei wurde wenig Wert auf eine heterogene Gruppenaufteilung gelegt, die Einteilung fand in der Regel nach der Sitzordnung statt.
Ich muss dazu allerdings sagen, dass meine Lehrer schon alle dem älteren Semester angehörten. Wir waren der letzte Durchgang, der von diesem Lehrerteam begleitet wurden.

Eine ersthafte Auseinandersetzung mit einer solchen schultheoretischen Sichtweise kann sich nur positiv auf die Entwicklung der SuS auswirken.
Sobald man sich ausführlich damit beschäftigt, ist es nur logisch zu erkenne, dass der individuelle Umgang mit SuS das bestmögliche Ergebnis der SuS hervorruft. Und als angehende Lehrkräfte sollte es unser aller Bestreben sein, das Beste aus unseren SuS hervorzubringen.
Für das anstehende Praktikum stellen sich mir, wie ich finde, interessante Beobachtungsfragen.
Zum einen würde mich interessieren wie sich eine Abweichung von der bisherigen Unterrichtsform auf die Mitarbeit und Leistung der SuS auswirkt.
Wie sieht der individuelle Umgang der Lehrkraft mit den SuS im Detail aus?
Wie nehmen die SuS die unterschiedlichen Unterrichtsmodelle auf? Was gefällt ihnen persönlich am besten?

In der Vorlesung von Prof. Matthis Kepser wurde die genderspezifische und sprachliche Heterogenität im Deutschunterricht thematisiert. Es wurde die „Vielsprachigkeit“ als Chance für den Unterricht aufgegriffen und sich mit der „language awareness“, der Sprachaufmerksamkeit im Deutschunterricht befasst.
Prof. Kepser bezog sich in der Vorlesung überwiegend auf die PISA Studie von 2009, laut dieser Studie ist der Einfluss des Geschlechts auf die schulischen Leistungen der SuS im Deutschunterricht gewichtiger, als der Einfluss eines Migrationshintergrundes.
Ein durchaus interessanter Fakt aus der Studie ist, dass knapp 25% der 15 bzw. 16-jährigen SuS ein Text- und Leseverständnis auf Grundschulniveau haben.
Des Weiteren zog er Studien heran, die die Interessensunterschiede zwischen Jungen und Mädchen an Literatur deutlich machen und verwies auf die Themen die im Deutschunterricht behandelt werden. Daraus deutlich wurde, dass mit der genutzten Literatur im Deutschunterricht Mädchen begünstigt werden, da die behandelten Werke zum Teil Deckungsgleich mit den Interessen der Mädchen sind. Es tritt der sogenannte Matthäus Effekt ein.

In meiner Schulzeit war das Interessengefälle am Deutschunterricht deutlich spürbar.
Ich erinnere mich gut daran, dass die Vielzahl meiner männlichen Mitschüler keine Lust auf das Lesen von Büchern hatte. Dabei war es irrelevant wie der Inhalt des Buches war, es war das Buch als solches, dass versucht wurde zu boykottieren.
Diese Einstellung zur Literatur hat sich bei einigen meiner Mitschüler bis zum Abschluss nach der 10. Klasse gehalten, einige wenige haben dagegen ihren eigenen Zugang zu der Literatur gefunden.
An die drei Jahre Oberstufe bis zum Abitur kann ich mich dagegen weniger gut an meinen Deutschunterricht erinnern, ich kann nicht einmal beurteilen, ob wir noch „Bücher“ gelesen haben oder nur noch vorbereitende Literatur und Lyrik für das Abitur. Es war allerdings kein so großes Interessengefälle wie noch in der Mittelstufe. Ich meine mich zu erinnern, dass sogar vermehrt die Mädchen Probleme mit der Literatur hatten. So erging es, zum Teil auch mir.
Gerade die Inhalte die auch Abiturrelevant waren, wie Werke von Georg Büchner entzogen sich meinem Verständnis und Interesse.

Für das anstehende Orientierungspraktikum bietet sich mir die Möglichkeit SuS in Interaktion mit der Lehrkraft genauestens zu beobachten.
Mich würde dabei sehr interessieren, wie die Lehrkraft, wenn vorhanden, auf die unterschiedlichen Muttersprachen der SuS eingeht. Sieht sie die Sprachvielfalt ihrer SuS als Chance oder Hindernis und wie geht die Lehrkraft damit um.
Des Weiteren interessiert mich ob das Gender wirklich so ausschlaggebend für die Affinität zu Literatur ist wie in der Ringvorlesung thematisiert wurde. Um eine vollständige Beobachtungsfrage zu formulieren, die den Aspekt mit einbezieht fehlen mir jedoch grundlegende Informationen zu dem Orientierungspraktikum. Da es ausschlaggebend ist, in welcher Jahrgangstufe man hospitiert.

Der Umgang mit Heterogenität wird für uns, als angehende Lehrkräfte allgegenwertig sein.
Täglich werden wir damit konfrontiert werden, wobei am zentralsten die Leistungsheterogenität ist, die entsprechend erforscht wird.
Ein heterogenes Leistungsgefüge ist normal für eine Gesellschaft und spiegelt sich somit, in den unterschiedlichen Wissensständen der SuS, auch an den Schulen wieder.
Eine Möglichkeit mit den ungleichen Leistungsständen der SuS umzugehen bietet die Unterteilung in innere und äußere Differenzierung.
Bis vor einigen Jahren wurde in Deutschland ganz klar eine äußere Differenzierung vorgenommen, die sich in dem drei gliedrigen Schulsystem nach der Grundschule wiederspiegelte. Mit der Einführung des Oberschulen-System wurde die Dreigliedrigkeit aufgehoben, alle SuS unterschiedlicher Leistungsstände werden zusammen unterrichtet. Das wiederum stellt die Lehrkräfte vor besonderen Schwierigkeiten, da sie jedem Schüler gerecht werden sollen.

Bei der äußeren Differenzierung wird ganz klar eine homogene Leistungsgruppe angestrebt.
Hierbei kann die Einteilung in Niveau Kursen oder Zusatzkurse als Möglichkeit nutzen werden.
Laut einer empirischen Studie von Hoffer von 1992 hat die äußere Differenzierung keine nennenswerte Leistungsverbesserung hervorgebracht. Im Gegenteil, die lernschwachen SuS haben unter dieser Konstellation gelitten und die lernstarken SuS haben davon kaum profitiert.

Nutzt man die innere Differenzierung, hat man die Möglichkeit die Lernumgebung den unterschiedlichen Leistungsniveaus anzupassen. Die Lehrkraft kann ihren Unterricht den Schülern anpassen, da die Kognition und Affektion der SuS unterschiedlich ist. Möglichkeiten der Anpassung bieten Zusatzaufgaben, mehr Lernzeit und stärkerer Unterstützung durch die Lehrkraft, heterogene Leistungsgruppen mit festen Rollen nach der ‚Peer Tutoring-Methode’ oder auch Aufgaben mit gestuften Lernhilfen.
Laut der Studie Hattie hätte die innere Differenzierung durchaus einen positiven Effekt, der jedoch überwiegend den lernstarken SuS zu Gute kommt.
Nachteilig bei dieser Methode ist, dass die Lehrkraft sich nur einer Lerngruppe zurzeit ausreichen widmen kann, was insgesamt einen eher geringen Effekt dieser Methode nach sich zieht und die lernschwachen SuS benachteiligt.

 

Ich habe eine Gesamtschule besucht, dem Vorläufer der heutigen Oberschulen.
Somit bin ich der äußeren Differenzierung über das drei gliedrige Schulsystem entgangen.
Für meine eigene Entwicklung kann ich sagen, war die innere Differenzierung das Beste was mir passieren konnte. Ich habe sehr davon profitiert, mit leistungsstärkeren SuS zu lernen und dadurch meine eigenen schulischen Leistungen deutlich verbessert.
An meiner Schule gab es auch feste Lernzeit und Hilfestellungen durch Lehrkräfte, was zusätzlich zu enormen Verbesserungen bei mir geführt hat.
Ich unterlag zwar auch zum Teil der äußeren Differenzierung, da die Hauptfächer in Kurse nach dem Leistungsstand unterteilt wurden, das hat bei mir jedoch den Ehrgeiz geweckt mich mit den leistungsstärkeren SuS zu messen und insgesamt meine eigene Leistung verbessert.
Während des Abiturs erging es mir ähnlich, ich habe am meisten von heterogenen Lerngruppen profitiert, gemischt mit eigener Lernzeit. Somit kann ich von meinem Standpunkt aus behaupten, dass die innere Differenzierung mehr SuS zu Gute kommt und eine höhere Leistungssteigerung mit sich bringt.

 

Aufgaben mit gestuften Lernhilfen bieten SuS die Möglichkeit im eigenen Tempo an der Aufgabenstellung zu arbeiten. Hierbei zerlegt man die Aufgabenstellung in Teilaufgaben. Zu jeder Teilaufgabe werden Tipp-Karten geschrieben.
Ich studiere Biologie auf Lehramt. Diese Methode eignet sich hervorragend für Experimentalunterricht mit den Schülern.
 Bei dem Experiment „Welche Bedingungen braucht Saatgut zum Keimen am Beispiel von Kresse“ lassen sich gestufte Lernhilfen gut anwenden.
Die SuS sollen Hypothesen entwickeln, welche Voraussetzungen das Saatgut benötigt um zu Keimen, danach ihren Versuch aufbauen, protokollieren und auswerten. Am Ende überprüfen die SuS anhand des Wachstums der Kresse ihre Hypothesen.
Zu jeder Station werden Tipp Karten geschrieben, die bei Bedarf eingesehen werden können.
Abschließend bespricht man im Klassenverband die Beobachtungen und ob sich die aufgestellten Hypothesen belegen oder wiederlegen lassen. 

 

Der heutige Unterricht an Schulen ist geprägt durch verschiedenste Arten von Heterogenität, dabei sehr zentral ist die Leistungsheterogenität.

Unsere Gesellschaft ist eine sehr leistungsorientierte, somit ist es nicht verwunderlich, dass bereits in der Schule die Leistung der SuS im Mittelpunkt steht.
Gerade bei dem Erwerb von Fremdsprachen haben die SuS differenzierte Vorkenntnisse, was wiederrum zu unterschiedlichen Leistungen führen kann.
Als angehende Lehrkraft ist es somit unsere Pflicht, jeden SuS entsprechend seines Leistungsstandes zu fördern und zu fordern. Dies wiederum fordert ein differenziertes Lehrangebot seitens der Lehrkraft, damit sich auch alle SuS angesprochen und gefördert fühlen.
Als Lehrkraft kann man dabei auf die verschiedensten Möglichkeiten zurückgreifen, um die unterschiedlichen Niveaus der SuS auf einen annehmbaren Bildungsstand anzugleichen und um eine allgemeine Leistungssteigerung zu erreichen. 

Die wohl am weitesten verbreitete Varianten ist es, die SuS entsprechend ihres Leistungsstandes mit Arbeitsaufträgen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zu versorgen.
Aus meiner eigenen Schulzeit weiß ich, dass es dennoch sehr problematisch werden kann, eine leistungsheterogene Gruppe an SuS zu unterrichten und gleichzeitig jeden SuS entsprechend seines Leistungsniveaus zu fördern.
Ich war auf einer Gesamtschule, das Pendant der heutigen Oberschule. Dort wurde in der Orientierungsstufe noch im Klassenverband unterrichtet, also alle SuS unterschiedlicher Leistungsniveaus zusammen und ab der 7. Klasse wurde dann in Leistungsgruppen differenziert, den sogenannten A und B Kursen.

Dabei stand von den Anforderungen her der A Kurs für ein gymnasiales Niveau und der B Kurs war eine Mischung aus Realschul- und Hauptschulniveau. Für meinen ehemaligen Englischlehrer, den ich ab der 7. Klasse hatte, war es zu Beginn sehr problematisch eine Gemeinschaft an SuS zu unterrichten, die alle auf einem unterschiedlichen Sprachniveau waren. Da es trotz der Differenzierung in A und B Kursen zu einem deutlichen Leistungsgefälle innerhalb des A Kurses gekommen ist.

Wir haben zu Beginn der 7. Klasse und auch in den folgenden Jahren viel Zeit in dem „Sprachlabor“ verbracht. Ein Raum, ausgestattet mit Tischen, Aufnahmegeräten und Kopfhörern mit Mikrophon. Dort hat jeder Schüler selbstständig, die auf seinem Wissenstand ausgelegten Arbeitsaufträge bearbeiten können. Die Lehrkraft konnte sich die Aufnahmen vor Ort direkt anhören und gegebenfalls Hilfestellung geben. Das Sprachlabor ist bitte nicht zu verwechseln mit den erwähnten Lernbüros aus der Vorlesung!
Für meine persönliche Sprachentwicklung war diese Art von Unterrichtsform sehr förderlich, da ich zu Beginn der 7. Klasse eine Leistungsschwache Schülerin im Englischunterricht war und aus Angst und Scham Fehler zu machen, kaum an dem mündlichen Unterricht teilgenommen habe.

Der Unterricht in dem Sprachlabor war immer ein Highlight und wurde von jedem SuS sehnlichst erwartet, er war fast genauso beliebt wie die Stunden die im Computerraum verbracht wurden. Meiner Meinung nach, ist diese Form des Unterrichtens gerade für Lernschwache SuS sehr förderlich, da sie keine Angst haben müssen Fehler vor der Klasse zu machen, die einzige Person, die die Fehler mitbekommt ist die Lehrkraft. Und diese kann direkt korrigierend eingreifen. Leistungsstarke SuS können währenddessen in ihrem Lerntempo die Arbeitsaufträge bearbeiten.

Bisher habe ich an keinem Praktikum im Schulbetrieb teilgenommen, das Orientierungspraktikum schließt an diesem SoSe an. Dessen ungeachtet könnten zum Beispiel mögliche Beobachtungsaufgaben und Fragen für das anstehende Praktikum sein:

Wäre das Unterrichten mit dem Sprachlabor heute immer noch sprachfördernd für leistungsschwache SuS?
Wie förderlich sind verschiedene Medien wie Film oder Musik auf die Leistung und Lernfortschritte der SuS?
Bringen differenzierte Schwierigkeitsgrade in Kombination mit Schüler Lehrergesprächen bessere Lernfortschritte, gemessen an der Leistung zu Beginn des Praktikums und am Ende?

Wenn ich auf meine eigene Schulzeit zurückblicke, fallen mir kaum konkrete Maßnahmen und Projekte ein, deren Intention es war ein Bewusstsein für soziokulturelle Heterogenität zu schaffen. Meine Erinnerungen sind sehr vage und verschwommen, da meine Schulzeit bereits länger zurückliegt. Eine prägnante Erinnerung an meine Grundschulzeit ist jedoch, dass einige meiner Mitschüler kaum bis gar nicht der deutschen Sprache mächtig waren, obwohl sie und in den meisten Fällen auch ihre Eltern in Deutschland geboren wurden. In einigen Fällen haben die Familien besagter SuS zu Hause nur in der Muttersprache kommuniziert und die SuS kamen erst in der Grundschule das erste Mal intensiv in Kontakt mit der deutschen Sprache. Die betroffenen SuS wurden direkt in dem normalen Schulalltag integriert und hatten innerhalb kürzester Zeit ihre Sprachdefizite revidiert.
Um diese Situation differenziert zu reflektieren fehlen mir jedoch die nötigen Erinnerungen, ich kann nicht beurteilen ob es speziellen Sprachunterricht für die SuS gegeben hat.
Indessen bin ich durchaus in der Lage den Lernerfolg zu beurteilen. Es war für die besagten SuS von großem Vorteil direkt in den Regelunterricht integriert zu werden, sie waren direkt mit der Sprache konfrontiert und wurden somit zu einer Auseinandersetzung mit der Sprache gezwungen. Die Sprachdefizite waren nie der Grund für Diskriminierung oder Ausgrenzung durch andere SuS, was zu einer weiteren positiven Sprachentwicklung führte.
Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus sind meiner Meinung nach Folgen von Unwissenheit, Ablehnung von Unbekanntem und Angst. Aber gerade dem kann man im Zuge der soziokulturellen Heterogenität entgegenwirken. Als angehende Lehrkräfte fällt uns die Aufgabe zu Vorurteile zu revidieren, Unbekanntes zu ergründen, die Angst vor dem Fremden zu nehmen und Interesse an Neuem zu wecken. Meiner Meinung nach lassen sich Projektwochen dazu nutzen um Verständnis zu schaffen und den SuS neue Möglichkeiten aufzuzeigen.
Als konkretes Beispiel würde ich gerade in den jüngeren Jahrgangstufen Projektwochen nutzen, um die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft aufzuzeigen. Dazu würde ich Aufgaben bearbeiten lassen, in Bereichen die jeden Schüler und jede Schülerin mit einander verbinden. Die gemeinsame Zubereitung eines Menüs mit Gerichten aus den jeweiligen Heimatländern könnte Anlass sein, Geschichten zu erzählen oder Fragen nach Bräuchen, dem Leben in dem Land oder der Religion zu stellen. Eine solche Aktion schafft auf eine spielerische Art ein Bewusstsein für die soziokulturelle Heterogenität und fördert zur gleichen Zeit die Akzeptanz des Anderen und die Homogenität als Klassengemeinschaft.
Projektwochen, Ausflüge und Aktionen die ein Bewusstsein für soziokulturelle Heterogenität schaffen, sind meines Erachtens in der Interkulturellen Bildung einzuordnen. Durch das Wissen um Heterogenität und die Akzeptanz dieser, wird das Risiko von Diskriminierung und Rassismus vermindert. Weswegen ich Maßnahmen die das Ziel einer Reduktion von diesem Verhalten haben, durchaus der antirassistischen Pädagogik zuordnen würde.
Um meine Erfahrungen als Grundschülerin aus einem objektiveren Standpunkt aus zu reflektieren, ließe sich als Beobachtungsthema für das Praktikum die Sprachentwicklung von Flüchtlingen analysieren, die direkt in den Regelunterricht aufgenommen wurden sind. Des Weiteren stellt sich mir in Hinblick auf das Orientierungspraktikum die Frage, in wie weit ich mit meinem Verhalten eine Vorbildfunktion einnehme, um den Umgang mit Heterogenität und ihrer Akzeptanz zu fördern.
Es ist meiner Ansicht nach wichtig die Aufmerksamkeit und das Verständnis für Heterogenität so früh wie möglich an die SuS heranzutragen. Je jünger Kinder sind, desto unvoreingenommener gehen sie auf Neues, ihnen unbekanntes ein. Wenn man früh beginnt SuS auf die Heterogenität unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen und für Verständnis und Akzeptanz zu werben, werden viele Ursachen die zu Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus führen können minimiert werden.


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