„Legless men in Japan“
Am Anfang einer jeden Themenfindung steht eine Inspiration oder Idee. Meine kam, als ich zum ersten mal die Bilder der „Legless men in Japan“ entdeckt habe.
https://www.artsy.net/show/photo-edition-berlin-pawel-jaszczuk-high-fashion-in-japan-haihuatusiyon-ri-ben
Die Fotoreihe stammt von einem Fotografen Namens Pawel Jaszczuk. Der gebürtige Warschauer Fotograf zeigt die Firmen- Trinkkultur Japans, und ihre Folgen. Japan is bekannt für stickte Arbeitskultur und strenge Arbeitszeiten. Oftmals wird der angestaute Frust und der alltägliche Stress der Arbeiter am Abend von einem Gang zur Bar entlastet. Das endet nicht selten in zu viel Alkohol und späten Zeiten, in denen keine Züge oder Busse mehr zu den jeweiligen Häusern fahren. So ist es nicht ungewöhnlich, mitten in der Stadt auf dem Boden in den Straßen, fein angezogene Menschen, schlafend anzutreffen.
Der erste Gedanke, der einem vielleicht kommt, wenn man solche Bilder sieht ist vielleicht : „Warum würde sich jemand freiwillig auf den Boden zum schlafen legen? Mitten in der Stadt, und das auch noch mit feinen Klamotten..“ Vielleicht fände man den Anblick auch belustigend wenn der Kontrast zum Alkohol klar wird. Doch schaut man sich die Situation der schlafenden Männer genauer an, wandelt sich diese Belustigung eher in Mitleid.
Pawel fotografierte zwar anfangs aus rein ästhetischen Gründen, doch je länger er nachts, auf der Suche nach fotogenen Beispielen unterwegs war und je mehr er davon fand, desto klarer wurden die Umstände dahinter. Überarbeitete Mitglieder der Gesellschaft, die für die Arbeit leben und vor Erschöpfung nicht mal davor zurück schrecken auf der Straße zu schlafen. Menschen die arbeiten gehen, ihren Stress weg trinken und die letzte Bahn verpassen, auf der Straße schlafen um am morgen direkt wieder zur Arbeit zu gehen.
“The pictures show people who are used, who are overworked, overstressed and exhausted. Do we really want to end up like this?” – Pawel Jaszczuk aus „The Guardian“
https://www.artsy.net/show/photo-edition-berlin-pawel-jaszczuk-high-fashion-in-japan-haihuatusiyon-ri-ben
Die Individuen auf den Fotografie sind sich ihrer Situation vielleicht nicht mal mehr bewusst. Das sieht man daran wie normalisiert dieser Anblick in großen Städten Japans ist. Als Person die nicht aus Japan kommt und die Arbeitskultur nicht kennt, wird es fast jedem unnormal vorkommen, Businessmänner schlafend auf der Straße vorzufinden. Aber wenn schon lange genug in einem solchen Alltag gelebt wird, merkt man irgendwann nicht mehr, wie ausbeutend diese Arbeits-/ Freizeitbalance ist.
Was also startete, mit einem Projekt für ein Fashion Magazin, endete schnell in einer Erkenntnis, die Kritik an der Arbeitsgesellschaft in Japan ausübte. Dieses Beispiel zeigt, wie schnell Fotografie einen protestierenden Charakter bekommen kann, ohne das vielleicht eine ursprüngliche Intention dahinter steckt.
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