Ein steiniger Weg zu einer gemeinsamen Kultur?

Erziehungswissenschaftliche Grundlagen und Konzepte im Umgang mit soziokultureller Heterogenität – Beispiel: Interkulturelle Bildung

Egal, wohin man in Deutschland geht, wofür man sich interessiert, mit wem man auch spricht; heutzutage kommt man um den Begriff der Interkulturalität nicht herum. Zahlreiche Kulturen, jede mit eigenen Meinungen, Verhaltenskodexen, etc., tummeln sich auf dem überdimensionalen Spielplatz Deutschland. Dieser bietet ohne Zweifel genügend Platz, um alle glücklich zu stellen. Jede Kultur könnte ihre eigene Rutsche errichten, sie nach eigenen Wünschen formen und dabei unbehelligt bleiben. Nur ganz selten würde es dazu kommen, dass sich der ein oder andere verläuft; ein Aufeinanderstoßen, schnell wieder vergessen. Natürlich gibt es Überläufer, die sich irgendwann entscheiden, eine andere Rutsche zu rutschen, da diese ihnen mehr zusagt. Akzeptanz erlaubt solche Aussetzer. Keine Frage, ein objektiver Betrachter spräche wohl von einer funktionierenden interkulturellen Gemeinschaft.

Ist man allerdings Teil dieser Gemeinschaft, so fallen einem schnell die kleinen Makel, die dieses gesellschaftliche Konstrukt inne hat, ins Auge. Die Lehrerin, die ihrer Schülerin bestimmte kulturell-geprägte Gedankengänge vorwirft; auf der anderen Seite die Schülerin, die Vorurteile aus den Worten ihrer Lehrerin heraushört. Wie ich finde, stoßen wir hier auf ein oft-auftretendes Problem, dass unweigerlich zu Verständnisproblemen führt. Fragt man einen Bekannten, Kollegen, Kommilitonen aus reinem Interesse, welcher Abstammung er sei, folgt häufig als Antwort ein angriffslustiges „Ich bin deutsch, wieso?“, wohl begründet in schlechten Erfahrungen. Ich erlebte aber auch, dass Freunde (mit Migrationshintergrund) sich über andere Migranten aufregen, weil diese nicht einmal Versuchen sich anzupassen. Zu guter Letzt darf man die ängstlichen, voreingenommenen „Ur-Deutschen“ nicht vergessen, denen es deutlich an Offenheit und Toleranz fehlt.

All diese Beispiele zeigen, dass die Harmonie in Deutschland doch oft zu Wünschen lässt. Entsprechend muss die „Interkulturelle Bildung“ darauf reagieren. Fördermaßnahmen sind der Anfang zum großen Ziel der Chancengleichheit, doch darf man neben diesem Brocken nicht das wahre und wohl dauerhafteste Ziel aus den Augen verlieren: Statt „Interkultureller Bildung“ irgendwann „Kulturelle Bildung“ in die Schulen einzubringen. Und zwar eine neue deutsche Kultur, die allmählich aus verschiedenen anderen Kulturen erwachsen ist. Deutsch ist längst nicht mehr blond, blauäugig, Weißwurst und Bier. Die Dönerbuden und Schischabars sind genau so Teil des Straßenbildes, wie Kneipen und Currywurst-Stände. Jeder Jugendliche ist heutzutage neben dem Deutschen auch einiger türkischer, russischer, polnischer, etc. Wörter und Phrasen mächtig.

Dies alles sind Ansätze die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft zu nutzen, alle Rutschen zusammenzusetzen, um eine größere, beeindruckendere und langwierigere zu erschaffen, die zwar die ein oder andere Kurve, vielleicht sogar einen kurzen Abschnitt bergauf beinhaltet, im Großen und Ganzen aber wesentlich mehr Spaß bzw. Erfolg verspricht. Bis dahin ist es ohne Frage noch ein weiter Weg, auf dem die „Interkulturelle Bildung“ ein essentielles Stück beschreibt, doch genau so wichtig sind persönliches Engagement und der Wille, am Ende in einer gemeinsamen Kultur zu leben.

(Der Blogeintrag schweift vielleicht etwas vom Thema ab, aber wenn man es schonmal zu Papier gebracht hat, soll es seinen Lohn auch erhalten und gelesen werden. 😉 )