Korpus

Littérature sans papier

Der Korpus dieses Projekts besteht aus aktueller frankophoner Literatur, in der das Leben in der Stadt aus der Perspektive von Menschen ohne Papiere dargestellt wird.
Dieses Thema wird in Texten unterschiedlicher Genres verarbeitet, wie zum Beispiel in Romanen, Autofiktionen, Erfahrungsberichten, Jugendromanen und Ethnofiktionen. Hier wird eine kleine Auswahl von Texten vorgestellt:

 

Gauz: Débout payé (2014)

Debout-payé ist die Geschichte von Ossiri. Als Student kommt er von der Elfenbeinküste nach Paris. Nach dem Ablauf seines Visums entschließt er sich ohne Papiere in Frankreich zu bleiben und hier als Wachmann zu arbeiten. Debout-payé ist darüber hinaus die Geschichte über seine Familie, seine Mutter und ein Blick auf die afrikanische Gemeinschaft mit ihren Problemen, ihren Leiden und ihren Widersprüchen. In der Geschichte Ossiris verwebt sich seine politische Perspektive, sein Leben als Immigranten und als Wachmann auf  Frankreich nach den Anschlägen des 11. September. Geradezu soziologisch reflektiert Ossiri seine Beobachtungen bei der Arbeit auf den Champs-Elysées und zeichnet ein satirisches Bild von den sozialen Strukturen der französischen Gesellschaft und der heutigen Arbeitswelt.

Pascal Manoukian: Les échoués (2015)

1992 ist Lampedusa noch eine beschauliche Insel, die spanischen Enklaven Melilla und Ceuta sind offen und nicht durch Zäune vom restlichen Afrika abgeschlossen. 1992 ist das Jahr in dem sich der Moldawe Virgil, der Bengale Chanchal und der Somalier Assan die Reise wagen: Sie sind die Ersten, die zusmmen die Flucht über das Mittelmeer nach Europa wagen. Sie überleben die Flucht und kommen in Frankreich an. Doch ihr Ziel haben sie nicht erreicht: Statt eines neuen Heimes leben sie in Erdlöchern in einem Wald nahe Paris; verschuldet und ohne gültige Papiere geraten sie in die ausbeuterischen Strukturen eines perfiden Arbeitsmarktes für sans papier.

Cécile Wajsbrot: Nation par Barbès (2001)

Der Ort an dem Tausende von Menschen aneinander vorbeigehen wird zum Ort der  Begegnung. Zum Ort an dem sich sich drei Lebensgeschichten schicksalhaft verbinden: Die Pariser Metro. In der Station Barbès treffen Lena und Jason sich zum ersten Mal und über Monate hinweg immer wieder, sodass sich eine besondere Beziehung entwickelt. Bis Jason eines Tages nicht kommt. Gleichzeitig träumt die junge Aniela davon, dem Leben in Bulgarien zu entfliehen und in Paris ein neues Leben zu beginnen. Im Wechsel wird das Schicksal von Lena und Aniela erzählt, dass sich immer stärker bis Aniela Paris ankommt und drei Leben  unausweichlich aufeinander treffen.

Bessora: 53 cm (1999)

Zara, Tochter einer blassen Schweizerin und eines tiefschwarzen Mannes aus Gabun, für die es immer wieder schwierig ist einen Platz zwischen diesen beiden Welten zu finden, sucht ihren Platz in Paris, wo sie sich mit ihrer kleinen Tochter Marie niederlassen möchte. Nichts leichter als das: In „53cm“ erzählt Bessora mit Humor und beißender Ironie von dem langen Weg zur einer „cat‘ de séjour“ und dem Rassismus, Bürokratie und Intoleranz des französischen Verwaltungsapparates.

Délphine Coulin: Samba pour la France (2011)

Samba liebt das Land und die Stadt, in die er unter lebensbedrohlichen Umständen aus Mali flieht. In Paris angekommen, wird er von seinem Onkel aufgenommen und mit dem Leben in der französischen Metropole vertraut gemacht. Jahrelang arbeitet er hier als Tellerwäscher, zahlt ordentlich seine Steuerun und integriert sich in die französische Alltagskultur. Zehn Jahre dauert es bis er sich zur Präfektur aufmacht, um endlich seine Papiere abzuholen. Die Papiere, die ihn nach zehn langen Jahren  zu einem legalen Einwanderer machen sollen. Doch nichts ist wie erhofft: Er wird verhaftet. Die Abschiebung nach Mali droht. Samba wird zum „Illegalen“ und versucht unerkannt und mit falschen Papieren weiter in Paris zu bleiben und zu leben. Unterstützung erhält er von seinem Onkel und seinem lebensfrohen kolumbianischen Freund Wilson, der ihn mit Rat und Tat zur Seite steht. In diese Geschichte von Hoffnung und Illegalität webt sich die Liebe Sambas zur Kongolesin Gracieuse. Für ihn verkörpert sie alles: Freiheit, Gemeinschaft, Geborgenheit. Es ist eine traurige Liebe, denn Gracieuse ist bereits Sambas Freund Jonas versprochen.