Promotionsprojekt mit dem Arbeitstitel:
Illegale Stadtnomad_innen: Urbane Räume in der aktuellen littérature SDF Frankreichs
Das Projekt beschäftigt sich mit der Wahrnehmung und Konstruktion urbaner Räume aus der Perspektive der heterogenen Gruppe der Menschen ohne festen Wohnsitz in der französischen Literatur des 21. Jahrhunderts. Das Anliegen dieses Projektes ist es, sich mit der Figur des sans domicile fixe in verschiedenen Texten auseinanderzusetzen und somit die Perspektive der Marginalisierten auf die Stadt sichtbar zu machen. Die obdachlosen Figuren sind dazu gezwungen öffentliche oder ungenutzte Räume zu finden, die sie für sich umfunktionieren können, und das in einer Zeit, in der die Stadt zunehmend funktional gestaltet wird. In diesen festgelegten Räumen müssen sie die Zwischenräume nutzen oder sich sogenannte Gegen-Orte schaffen. Durch diese Strategien werden innovative Räume geschaffen und eine kritische Sicht auf die aktuelle Stadtgestaltung kann besonders prägnant vollzogen werden. Konkrete Fragen zur Erschließung dieses Themas lauten: Aus welcher Perspektive werden die urbanen Räume in den Texten beschrieben? Mit welchen Strategien können sich die wohnsitzlosen Figuren im funktional festgelegten und öffentlichen Stadtraum Lebensräume kreieren? Welchen Einfluss hat die permanente Bewegung zwischen einzelnen Aufenthaltsorten auf die Wahrnehmung der Stadt? Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen der Identifikation der Protagonist_innen mit den von ihnen genutzten Räumen und der Wahrnehmung der Stadt? Ziel ist es, anhand dieser Fragen die Darstellung der urbanen Räume in der untersuchten Literatur zu beschreiben und schließlich neue Konzepte zu ihrer Erfassung zu entwickeln. Die bisher bestehenden Raumkonzepte der Literatur sollen hierzu durch transkulturelle und postkoloniale Theorien und soziologische Fragestellungen erweitert werden, sodass sie den Entwicklungen der aktuellen Literatur, die von den zunehmenden Migrations- und Flüchtlingsbewegungen sowie durch die zunehmende Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse geprägt ist, gerecht werden.