Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der Schule

  1. Benennen Sie auf Grundlage des Textes von Debus/Laumann 2018 die verschiedenen Ebenen auf denen a) Geschlechtliche Vielfalt und b) sexuelle und romantische Orientierungen differenziert werden können. Recherchieren Sie als Gegensatz dazu, das Konzept der Heteronormativität und beschreiben Sie kurz, was damit gemeint ist. Arbeiten Sie heraus, inwiefern die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt von Menschen auch im Rahmen Ihres eigenen Berufs als Lehrer*in relevant sein könnte in Bezug auf die Lehrinhalte, die Lehrbücher, die Beziehung zu den Schüler*innen und Kolleg*innen. Nennen Sie dazu mindestens zwei konkrete Beispiele.

Zunächst a) die verschiedenen Ebenen geschlechtlicher Vielfalt: Nach Debus und Laumann (2018: 14-33) die Ebene der geschlechtlichen Vielfalt (die ja selbst schon Teil des Themas Vielfalt ist) drei Subebenen, namentlich die Vielfalt der 1) Körper, 2) Identitäten und 3) Ausdrucksweisen. Die Vielfalt der Körper bezieht sich auf alle (angeborenen) Eigenschaften, die der Körper eines Menschen mit sich bringt, wie beispielsweise die Stimmfarbe. Gleichzeitig existiert bei jedem Menschen ein individuelles Bewusstsein über das eigene Geschlecht, was Debus/Laumann als Vielfalt der Identitäten auffassen. Drittens zeichnet sich die Vielfalt der Ausdrucksweisen durch das Styling, den Haarschnitt, die Kleidung, die Art der Artikulation von Gefühlen und vieles mehr aus (Debus/Laumann 2018: 15-16).

Von diesen Ebenen der geschlechtlichen Vielfalt grenzen Debus und Laumann die sexuell-romantischen Orientierungen ab, die ebenfalls in vielen verschiedenen Facetten auftreten. Zu nennen sind hier vor allem heterosexuelle, homosexuelle, bisexuelle — diese 3 sind geläufig — pansexuelle (alle Geschlechter), polysexuell (mehr als ein Geschlecht, aber nicht unbedingt alle Geschlechter), queere (alles, was nicht in die heteronormative Vorstellung passt), asexuelle (keine sexuellen Begehren) und aromantische (keine romantische Anziehung) Orientierungen.

Der Begriff der Heteronormativität hingegen bezeichnet die gesellschaftliche Annahme, dass Heterosexualität die Norm ist und andere sexuelle Orientierungen wie Homosexualität oder Bisexualität als abweichend oder weniger gültig angesehen werden. Dieses Konzept prägt unsere Vorstellungen von Beziehungen, Geschlechterrollen und Sexualität, indem es festgelegte Normen und Erwartungen aufstellt, wie Männer und Frauen sich verhalten sollten. Diese Heteronormativität kann zu Unsichtbarkeit, Diskriminierung und Stigmatisierung von LGBTQ+-Personen führen und ihre Erfahrungen und Identitäten nicht ausreichend anerkennen, insbesondere auch die Privilegierung von Cis- und Heteromenschen (Kleiner: 2016). Die Kritik an der Heteronormativität durch die LGBTQ+-Community, die den Begriff geprägt hat, zielt darauf ab, diese Vorherrschaft der Heterosexualität zu hinterfragen, die Vielfalt sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten anzuerkennen und eine inklusivere Gesellschaft zu fördern, in der alle Menschen respektiert und akzeptiert werden, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.

Die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt spielt im Beruf der Lehrperson eine besondere Rolle im Umgang mit heterogenen Klassen, da sie direkt die Schülerinnen und Schüler betrifft. Eine heterogene Klasse kann Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten umfassen. Es ist wichtig für Lehrpersonen, ein inklusives und respektvolles Umfeld zu schaffen, in dem alle Schülerinnen und Schüler sich sicher und akzeptiert fühlen können, unabhängig von ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität. Lehrpersonen sollten sensibilisiert sein und sich bewusst sein, dass Vorurteile, Diskriminierung oder Mobbing aufgrund von sexueller oder geschlechtlicher Vielfalt auftreten können. Durch eine offene und unterstützende Haltung können Lehrpersonen ein positives Klima schaffen, das Vielfalt feiert und Respekt fördert. Dies kann durch die Integration von LGBTQ+-Themen in den Unterricht, die Verwendung geschlechtsneutraler Sprache, die Bereitstellung von Ressourcen und Informationen zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sowie die Sensibilisierung der gesamten Schulgemeinschaft erreicht werden.

  1. Fallbeispiel in der Schule: Jona weiß schon seit einiger Zeit, dass er ein Junge ist, auch wenn ihm bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde. In der Schule haben die meisten Lehrenden Jona akzeptiert und nennen ihn bei seinem neuen Namen und Pronomen. Aber immer wenn es um die Toilettennutzung oder den Sportunterricht geht, kommt es zu Problemen. In der Umkleide beim Umziehen wird er von seinen Cis-männlichen Klassenkameraden ausgelacht. Die Cis-Mädchen wollen Jona in ihrer Umkleide auch nicht haben. Sie behaupten, Jona würde sie beobachten und das sei Ihnen unangenehm. Jona war früher sehr sportbegeistert, inzwischen nimmt er am Sportunterricht nur noch selten teil und meldet sich immer häufiger krank.Überlegen Sie, welche Schritte würden Sie als Lehrer*in gehen, um Jona das alltägliche Leben leichter zu machen? Wie sollte sich das Kollegium aufstellen, welche Gespräche müssten mit der Klasse geführt werden und welche institutionellen Barrieren könnten abgebaut werden? Notieren Sie Ihre Überlegungen.

Als Lehrer*in würde ich folgende Schritte unternehmen, um Jona das alltägliche Leben leichter zu machen: Sensibilisierung des Kollegiums für geschlechtliche Vielfalt, Schaffung klarer Richtlinien zur Unterstützung von Jona und anderen geschlechtlichen Minderheiten, und Initiierung von Klassengesprächen zur Förderung von Respekt, Toleranz und Inklusion. Zusätzlich würde ich Unterstützungsdienste wie Schulsozialarbeit oder Beratungsdienste einbeziehen und institutionelle Barrieren abbauen, um Jona eine sichere und unterstützende Umgebung zu bieten, zum Beispiel eine Anpassung der Sportunterrichtsrichtlinien oder die Schaffung von geschlechtsneutralen Umkleideräumen.

  1. Recherchieren Sie in den sozialen Medien mindestens drei positive Vorbilder, die offen und bestärkend damit umgehen, dass Ihre eigene Sexualität oder Geschlechtsidentität von der heteronormativen Struktur abweicht und stellen Sie diese kurz in wenigen Sätzen vor.

 

Katia Krasavice ist offen bisexuell und setzt sich mit ihrer Musik und ihrem Auftreten auf social media für eine offenere und heterogene Gesellschaft ein. Das bringt sie durch Äußerungen und durch ihr Äußeres zum Ausdruck, wofür sie zuletzt von Dieter Bohlen kritisiert wurde. Eine weiterer Künstler, der zu nennen ist, ist Sam Smith. Sie (von „die Person“) identifiziert sich als nicht-binär und setzt sich setzt sich aktiv für die Rechte und Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen ein. Zuletzt lässt sich Harry Styles nennen. Er ist ein britischer Musiker, der sich öffentlich dazu geäußert hat, dass er sich nicht als zur heteronormativen Spate zugehörig fühlt und mit Geschlecht und sexueller Vielfalt experimentiert. Das zeigt er auch öffentlich bei seinen Auftritten und Album-Covers, bei denen er nicht-heteromännliche Kleidung trägt und damit dazu Beträgt, die bestehenden Rollenbilder aufzubrechen.

Quellen:

Debus, Katharina; Laumann, Vivien(2018): Pädagogik geschlechtlicher, amouröser und sexueller Vielfalt. Dissens – Insititut für Bildung und Forschung e.V. Berlin

Kleiner, Bettina (2016): Heteronormativität. Gender Glossar. URL: https://www.gender-glossar.de/post/heteronormativitaet (zuletzt abgerufen: 17.06.2023)


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