An Ihrer Schule gibt es eine – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorklasse, in welcher sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der Übergang diskutiert. Ein Großteil der Lehrkräfte plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – sie an eine Realschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.

Den Schüler und Schülerinnen wäre die Versetzung auf die Realschule nicht unbedingt vom Vorteil. Ein positiver Aspekt wäre, dass die SuS in einer angenehmeren Geschwindigkeit Deutsch lernen würden, jedoch wären Sie in anderen Fächern möglicherweise unterfordert. Andererseits braucht man in unterschiedlichen Fächern auch einen bestimmten Fachjargon, sodass mehr neue Wörter und Ausdrücke auf sie zu kommen würden, als sie so schon lernen müssen. Zwar muss jeder SoS vorab die bildungssprachlichen Deutschkenntnisse erwerben, jedoch wäre es auch möglich dieses während des Schuljahres sich anzueignen. Selbst für Sus mit Deutsch als Erstsprache, gibt es immer wieder neue Begriffe. Am besten lernt man, wenn man auch im richtigen Maß gefordert wird. Die Schüler auf die Realschule zu schicken obwohl sie im Gymnasium Fortschritte machen und die Lust am Lernen mitbringen, könnte ihre Lernmotivation mindern oder zur Unterforderungen führen. Letztendlich würde ich dafür stimmen, dass die SuS weiter am Gymnasium bleiben und bei auftretenden Schwierigkeiten Unterstützung bekommen. Ein ausschlaggebendes Argument ist hier, dass die SuS selbst bereit sind auf dem Gymnasium zu bleiben, obwohl es möglicherweise mehr Arbeit für sie bedeutet. Es wäre unvorteilhaft lernmotivierte Kinder, in eine Umgebung zu platzieren die sie nicht genug fordert.

Meine Deutschkenntnisse habe ich erst im Alter von 7 Jahren erworben. Bis dahin bin ich mit der russischen Sprache aufgewachsen. Mit dem Umzug von Russland nach Deutschland, hat sich mir eine ganz neue Umgebung eröffnet. In die Grundschule kam ich mit mangelndem Vorwissen, doch ich habe nicht lange gebraucht, um mir alle nötigen Kenntnisse anzueignen. Zum einen war es das Umfeld, welches mich dazu zwang Deutsch zu lernen, da ich sonst nicht mit meinen Mitschülern kommunizieren konnte, zum anderen blieb ich nach der Schule länger, um mit meiner Lehrerin zusammen mein Deutschwissen zu fördern. Natürlich fällt es Kindern in jungen Jahren besonders leicht neue Dinge und Sprachen zu lernen, doch besonders wichtig ist bei diesem Prozess, dass sie genug gefordert werden. SuS mit Mehrsprachigkeit müssen die Möglichkeit bekommen, die Sprache, die sie lernen so oft wie möglich anwenden zu können. Es ist besser sie ins „kalte Wasser“ zu schmeißen, so wie es bei mir der Fall war, als sie vor der Sprache zu „schonen“ und ihnen jegliche Anstrengung, die sie aufbringen müssten, um praktisch lernen zu können, zu nehmen. Das Lernen der Sprache vor Büchern oder nur durch theoretische Aufgaben dauert um einiges länger als das praktische Anwenden, selbst wenn man zu Beginn viele Fehler macht.

Auf was ich besonders achten möchte ist kein SoS zu über- oder unterfordern. Selbst wenn ein SoS nicht sofort die perfekten bildungssprachliche Deutschkenntnisse mitbringt, darf auch nicht sein fachspezifisches Vorwissen aus den Augen gelassen werden. Ich möchte darauf achten jeden in dem Bereich zu fordern in dem er gefordert werden soll. Die Frage wäre hier, wie erkenne ich, wie ich die SuS im richten Maß fordere? Wie kann ich sicherstellen, dass kein Ungleichgewicht in seinem Lernen entsteht und er sich auf eine Sache mehr konzentriert als auf eine, ebenfalls wichtige, andere Sache? Welche Methoden gäbe es Kinder, mit mangelnden Deutschkenntnissen, nicht mit bestimmten Themen aus dem Unterricht auszuschließen.

Schüler und Schülerinnen mit mangelnden Deutschkenntnissen sollten, zusätzlich zum normalen Unterricht, die Möglichkeit bekommen ihre Deutschkenntnisse mit einer Lehrkraft zu verbessern und zu üben. Dies könnte nach dem Unterricht stattfinden, eine Art schulische Nachhilfe. Sie sollten nicht von regulärem Unterricht ausgeschlossen und in separate Klassen zusammengestellt werden, da sie in der deutschsprechenden Umgebung bleiben sollten. Zwar würde dies für SuS mit Mehrsprachigkeit ein größeren Zeitaufwand bedeuten, doch so würden sie die Sprache lernen und dabei nicht an dem Fachwissen hinterher hängen.


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