RV10// Prof. Dr. Alisha M. B. Heinemann // Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der Schule

Umgang mit Heterogenität in der Schule SoSe23

RV10// Prof. Dr. Alisha M. B. Heinemann// Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der Schule

Benennen Sie auf Grundlage des Textes von Debus/Laumann 2018 die verschiedenen Ebenen auf denen a) Geschlechtliche Vielfalt , b) sexuelle und romantische Orientierungen differenziert werden können und c) recherchieren Sie als Gegensatz dazu, das Konzept der Heteronormativität und beschreiben Sie kurz, was damit gemeint ist. d) Arbeiten Sie heraus, inwiefern die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt von Menschen auch im Rahmen Ihres eigenen Berufs als Lehrer*in relevant sein könnte in Bezug auf die Lehrinhalte, die Lehrbücher, die Beziehung zu den Schüler*innen und Kolleg*innen. Nennen Sie dazu mindestens zwei konkrete Beispiele.

Im folgenden werde ich auf Grundlage des Textes von Debus/Laumann, aus dem Jahre 2018, die verschiedenen Ebenen auf welchen Geschlechtliche Vielfalt, sowie sexuelle und romantische Orientierung differenziert werden können. Des weiteren werde ich folgend das Konzept der Heteronormativität darlegen. So gäbe es drei verschiedene Ebenen der Differenzierung, welche gleichwertig nebeneinander stehen würden und auch müssten, zu welcher sowohl der Körper, die Identität, aber auch der Ausdruck zählen würden (vgl. Debus / Laumann 2018: 15ff).

Das System der Heteronormativität lässt sich, so veröffentlicht der Universität Köln, als ein System definieren in welchem lediglich zwei Geschlechter akzeotiert werden würden, welche in einem binären Geschlechtersystem vorhanden seien und weiter in „einem hierarischen Verältnis zueinander“ (vgl. Universität Köln, 2020) stehen würden. Des weiteren zeichnet sich jenes System dadurch aus, dass Männlichkeit über Weiblichkeit gestellt werden würde (ebd.). <span;>

Als angehende Lehrkraft ist jene Thematik sehr wichtig, da wir sehr wahrscheinlich mit dieser konfrontiert werden. Als Lehrkraft ist es die Aufgabe für die Schüler*innen ein sicheres Umfeld zu schaffen, um uneingeschränkt lernen und sich entfalten zu können. Auch stellte der Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 05.10.2000 fest, dass Lehrkräfte ebenfalls die Aufgabe haben, die „individuelle Identität und gesellschaftlichen Integration“ (Beschluss der Kultusministerkonferenz, 2000: 2) zu stärken. Da es immer Menschen geben wird, welche sich beispielsweise nicht dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen oder etwa genau dem Geschlecht, mit welchem Sie nicht geboren wurden, ist es wichtig einen sicheren Raum für diese zu schaffen und keinesfalls das System der Heteronormativität zu verfolgen. Auch ist dies weiter wichtig, da diese beispielsweise ausgeschlossen werden könnten, von weniger weltoffen geprägten Kindern. Als Lehrkraft sollte man daher befähigt sein die Schüler*innen möglichst Tolerante Werte zu vermitteln, damit sich alle Schüler*innen im Klassenverband wohlfühlen. Dies ist nicht nur besonders wichtig, da fehlende Akzeptanz etwa zu Mobbing führen kann, sondern auch, da immer wieder brutale Übergriffe etwa gegenüber homosexuelle Personen verübt werden. Zur verdeutlichung der Wichtigkeit dieser Thematik ist eine Statistik von 2022 zu nennen, dort wurden 1005 Hassdelikte verübt, welche dem Themenfeld „Sexuelle Orientierung“ zuzuordnen sein, während es 2021 noch 870 waren (vgl. queer.de, 2023)

2. Fallbeispiel in der Schule: Jona weiß schon seit einiger Zeit, dass er ein Junge ist, auch wenn ihm bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde. In der Schule haben die meisten Lehrenden Jona akzeptiert und nennen ihn bei seinem neuen Namen und Pronomen. Aber immer wenn es um die Toilettennutzung oder den Sportunterricht geht, kommt es zu Problemen. In der Umkleide beim Umziehen wird er von seinen Cis-männlichen Klassenkameraden ausgelacht. Die Cis-Mädchen wollen Jona in ihrer Umkleide auch nicht haben. Sie behaupten, Jona würde sie beobachten und das sei Ihnen unangenehm. Jona war früher sehr sportbegeistert, inzwischen nimmt er am Sportunterricht nur noch selten teil und meldet sich immer häufiger krank.

Überlegen Sie, welche Schritte würden Sie als Lehrer*in gehen, um Jona das alltägliche Leben leichter zu machen? Wie sollte sich das Kollegium aufstellen, welche Gespräche müssten mit der Klasse geführt werden und welche institutionellen Barrieren könnten abgebaut werden? Notieren Sie Ihre Überlegungen.

Als Lehrkraft würde ich das Gespräch mit Jona beziehungsweise der betroffenen Person suchen und gegebenenfalls die Vertrauens-Lehrkraft mit einbeziehen. Weiter würde ich, sofern Jona das Gespräch annehmen würde, besprechen inwiefern die Erziehungsbereichtigten involviert werden sollten. Da zu diesem Dialog nicht nur eine Person gehört würde ich weiter, wenn Jona damit einverstanden wäre, das Gespräch mit der Klasse suchen. Unabhängig davon würde ich die LGBTQ+ in den Unterricht integrieren, um so verständnis zu schaffen und einen Raum für akzeptanz zu schaffen. Jona selbst sollte unterstützung entgegengebracht werden und mit Gesprächen hoffentlich die Schule als ein Ort wahrgenommen werden, in welchen sich jeder sicher fühlen kann.

3. Recherchieren Sie in den sozialen Medien mindestens drei positive Vorbilder, die offen und bestärkend damit umgehen, dass Ihre eigene Sexualität oder Geschlechtsidenität von der heteronormativen Struktur abweicht und stellen Sie diese kurz in wenigen Sätzen vor.

In den sozialen Medien sind verschiedenste Vorbilder sehr präsent, welche etwa jüngere Menschen versuchen zu bestärken und Ihnen SIcherheit bezüglich Ihrer eigenen Identität zu geben. Zu diesen gehört beispielsweise Raffa´s Plastic Life. Raffa wurde als Mann geboren und lebt heute als Frau. Sie ist ein großer Youtube-Star und geht offen mit Ihrer Identität um, diskutiert bei intoleranten Kommentaren und steht allgemein für Akzeptanz und Toleranz ein. Eine weitere Youtuberin ist Nikki Tutorials. Zuvor wurde diese durch Ihre Makeup Videos bekannt, wurde dann jedoch dazu gezwungen preizugeben, dass Sie transsexuell ist. Ihre Community stand weiter hinter ihr, was natürlich selbstverständlich sein sollte, aufgrund von Anfeindungen jedoch nicht alltäglich ist. Letztlich ist Sie auch ein großes Vorbild, da Nikki für sich eingestanden ist und ein Zeichen gegen den Hass gesetzt hat. Und auch Marvin Magnificant ist ein Vorbild im Bezug auf Geschlechteridentität und Sexualität. Er stellt sich etwa offen von Inakzeptanz geprägten Kommentaren und zeigt mit seinen Eltern auch, dass es selbstverständlich sein sollte, sein Kind und allgemein Menschen zu akzeptieren und zu unterstützen.

Quelle:

Debus, Katharina / Laumann, Vivien (2018): LSB-was? Geschlechtliche, amouröse und sexuelle Vielfalt – Einführung und Spannungsfelder, in: Debus, Katharina / Laumann, Vivien (Hrsg.): Pädagogik geschlechtlicher, amouröser und sexueller Vielfalt. Zwischen Sensibilisierung und Empowerment, Berlin: Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V., 12-70.

Universität zu Köln (2020): Gender Equality & Diversity.
URL:https://vielfalt.uni-koeln.de/antidiskriminierung/glossar-diskriminierung-rassismuskritik/heteronormativitaet#:~:text=Als%20gesellschaftliches%20Ordnungsprinzip%2C%20das%20Geschlecht,das%20Männlichkeit%20über%20Weiblichkeit%20stellt. Abgerufen: 16. Juni 2023.

Queer.de (2023): Zah der queerfeindlichen Straftaten explodiert weiter.
URL:<span;>https://www.queer.de/detail.php?article_id=45126#:~:text=2021%20waren%20in%20diesem%20Bereich,(147%2F65)%20registriert. Abgerufen: 16.Juni 2023

Marvyn Macnificent (2015).  URL: <span;>https://youtu.be/N8mvoOTcbA0<span;>. Abgerufen: 16. Juni 2023.

Raffa´s Plastic Life (2017). URL: <span;>https://youtu.be/9V3M3DgVnvk.<span;> Abgerufen: 16. Juni 2023.

Nikki Tutorials (2020): https://youtu.be/QOOw2E_qAsE. Abgerufen: 16. Juni 2023.


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Eine Antwort zu „RV10// Prof. Dr. Alisha M. B. Heinemann // Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der Schule“

  1. Avatar von Eileen
    Eileen

    Liebe Fenja, zunächst einmal vielen Dank für deinen Beitrag!
    Ich stimme dir sowohl in deinen Ausführung über die unterschiedlichen Ebenen der geschlechtlichen Vielfalt als auch über die vielfältigen Ebenen sexueller und romantischer Orientierung zu. Auch finde ich es sehr gut, dass du denn Aspekt der Bevorzugung der Männlichkeit gegenüber der Weiblichkeit herausstellst. Anmerken möchte ich hier nur noch, dass mit dem (von dir bereits erwähnten hierarchischen und binären) Konzept auch eine Zuordnung und Identifikation bestimmter Eigenschaft mit den Geschlechtern einhergeht (vgl. Debus, Laumann, 2018, 18).
    Weiterhin stimme ich dir zu, dass es Aufgabe des Lehrenden ist, ein soweit möglichst sicheres und komfortables Umfeld für die SchülerInnen zu schaffen. Besonders das von dir gewählte Zitat würde ich definitiv unterstützen. Ich denke, dass Schule und auch das Lehrpersonal neben ihren Bildungsauftrag auch einen nicht wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwickelung der Kinder und Jugendlichen leisten und es deswegen wichtig ist Akzeptanz und Wissen über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt zu fördern. Eine weitere Tabuisierung des Themas würde für die Institution Schule eine Vernachlässigung ihrer Aufgabe der Persönlichkeitsentwickelung von Kinder und Jugendlichen bedeuten (vgl. Kleiner, 2015, 45).
    Bezüglich der zweiten Frage finde ich insbesondere dein Argument der Kommunikation und des Förderns der Akzeptanz überzeugend. Persönlich halte ich die Situation für sehr schwierig und eine Lösung, die alle gleichermaßen berücksichtigt für beinah unmöglich. Trotzdem denke ich ist Kommunikation und Sensibilisierung für das Thema LGBTQ+ und sexueller und geschlechtlicher Vielfalt definitiv der richtige Ansatz. Das Kollegium sollte hier geschlossen agieren und ihre Schüler insgesamt über die Möglichkeit verschiedener sexueller und geschlechtlicher Identitäten informieren. Letztendlich kann nur so der Ausschluss von Jona aus der Klassengemeinschaft und oder Mobbing möglicherweise verhindert werden.
    Auch deine Wahl der Beispiele finde ich sehr interessant und gut begründet. Gerade Beispiele aus der Deutschen Öffentlichkeit helfen hoffentlich Menschen bei der Selbstakzeptanz.

    Literatur

    Debus, Katharina / Laumann, Vivien (2018): LSB-was? Geschlechtliche, amouröse und sexuelle Vielfalt – Einführung und Spannungsfelder, in: Debus, Katharina / Laumann, Vivien (Hrsg.): Pädagogik geschlechtlicher, amouröser und sexueller Vielfalt. Zwischen Sensibilisierung und Empowerment, Berlin: Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V., 12-70.
    Kleiner, Bettina. „Subjekt Bildung Heteronormativität: Rekonstruktion schulischer Differenzerfahrungen lesbischer, schwuler, bisexueller und Trans*Jugendlicher“. Studien zu Differenz, Bildung und Kultur, Band 1. B. Budrich, 2015.

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