Essay: Hypertext – Wie entwickeln sich Texte online?

Essay: Hypertext - Wie entwickeln sich Texte online?

Text und Hypertext – Wie entwickeln sich Texte online? 

Den meisten Basketballfans geht es zu Zeiten der Playoffs der in den Vereinigten Staaten ansässigen NBA (National Basketball Association) ähnlich. Durch die Zeitverschiebung ist es schlicht nur möglich, sich die wichtigsten Spiele um die nationale Basketballmeisterschaft der USA live mitten in der europäischen Nacht anzuschauen. All jenen, die sich zwar für den Sport begeistern, aber nicht die Nacht mit nervenaufreibenden Sportübertragungen um die Ohren schlagen wollen oder können, bleibt oft nur die Wiederholung oder das Zurückgreifen auf etwaige Sport-Websites. 

Eine Möglichkeit, sich über die neuesten Ergebnisse aus der Nacht zu informieren, ist zum Beispiel ein Besuch auf der Internetseite www.spox.com. Ein Sportportal, welches sich seit Jahren durch ein breitgefächertes Nachrichtenportfolio zu Sportarten aus Europa und den USA auszeichnet. Auf der Startseite der Webseite finden sich unterschiedliche Themen, die versehen sind mit Bildern von Sportsituationen oder Verweisen zu weiterführenden Links. Unter dem Themenreiter „NBA“ finden sich alle relevanten Fakten zum Basketball in den USA. Das reichhaltige Informationsangebot lässt sich sehr prägnant darstellen, indem man sich einen Spielbericht zu einem speziellen Spiel anschaut. In diesem Fall das Spiel der Utah Jazz gegen die Los Angeles Clippers aus der Nacht vom 12. Juni 2021 auf den 13. Juni 2021. (https://www.spox.com/de/sport/ussport/nba/2106/Artikel/jazz-vs-clippers-erkenntnisse-zu-spiel-3-ein-held-reicht-nicht-fuer-heroball-ftr.html, letzter Aufruf: 13.06.2021) 

Zu sehen ist eine Überschrift, die darauf hinweist, dass es sich um das dritte Spiel der beiden Teams gegeneinander in einer Reihe von sieben Spielen handelte. Der Gesamttext ist durch diverse Unterüberschriften gegliedert und in einzelne Blöcke eingeteilt. Innerhalb der einzelnen Textblöcke sind immer wieder farblich hervorgehobene Satzteile, welche als Verlinkungen zu weiterführenden Inhalten fungieren. Hinzu gesellen sich über den gesamten Text verteilt unterschiedliche Videoausschnitte. Zum Einen gibt es ein eingebettetes Video, welches einen Clip von knapp drei Minuten Länge zeigt, in dem die Highlights der Partie abgespielt werden. Zum anderen sind kurze Videoclips von unterschiedlichen Twitter-Accounts verlinkt, die sich mit je individuellen Akteuren und ihren Leistungen befassen. Am Ende des Textes findet sich eine Kommentarspalte, in welcher User:innen ihre Meinung zum Spiel und dem Text beitragen können. Hier ist Platz für Austausch, Diskussion und Vernetzung. 

Für einen bloßen Spielbericht zu einem Sportereignis, weist der hier beschriebene Text sehr viele zusätzliche Funktionen aus. Im Jahre 2021 ist es nicht unüblich, sich über diese Form des Medienkonsums kaum mehr Gedanken zu machen, haben doch die letzten Jahre eine ganze Reihe weiterverbreiteter digitaler Neuerungen in die Gesellschaft gespült. Doch hinter dem Aufbau des oben beschriebenen Spielberichts steckt ein Konzept, welches den ursprünglichen linearen Sportbericht erweitert und kommunikativer macht. Die Rede ist vom sogenannten Hypertext. 

Nimmt man die Ausführungen Schulmeisters zum Thema Hypertext auf, lässt sich konstatieren, dass es sich beim Hypertext um ein System handelt, welches aus Texten besteht und innerhalb des Textes durch Elemente wie Begriffe, Aussagen oder markierte Sätze, eine Verknüpfung zu anderen Texten herstellen kann. Weiter geht der Autor davon aus, dass Hypertexte, die per Auszeichnungssprache HTML auf Webseiten zu finden sind, durch unterschiedliche Stile, Größen und Zeichensätze charakterisiert werden und sich ferner durch ihre Verlinkungen und Links zu anderen Hypertexten auszeichnen. Diese bezeichnet er als sogenannte Knoten. Dabei beschränkt sich die Form der Verlinkungen nicht nur auf Schriftsprache, sondern kann auch Filme, Bilder und Videos enthalten. (Schulmeister 2013, S.3f.) Schulmeister verweist darauf, dass das World Wide Web Consortium (www.w3.org) für die Weiterentwicklung der HTML verantwortlich ist und somit auch für die Weiterentwicklung der Hypertexts. Die W3 hat ebenfalls einige definierende Zuweisungen für Hypertexte. Ihrer Auffassung nach sind Hypertexte nicht lineare Texte, die Links zu anderen Texten besitzen und sich durch Grafiken, Videos oder Bilder auszeichnen. (https://www.w3.org/WhatIs.html, letzter Aufruf: 13.06.2021) 

In Abkehr zu linearen Texten, wie sie aus Printmedien oder Büchern bekannt sind, besitzt der Hypertext mehrere Funktionen und erscheint kommunikativer, als ein analoger Printtext. Mit den unterschiedlichen Verlinkungen, Grafiken, Videos oder Verweisen zu weiterführenden Texten, eröffnen sich dem Konsumenten sehr viele Möglichkeiten der Rezeption. Ein Thema scheint nicht begrenzt, sondern lässt sich durch neue Blickpunkte erweitern. 

Für den oben dargestellten Spielbericht der Utah Jazz gegen die Los Angeles Clippers gilt dies ebenfalls. Beim Lesen des Berichts besteht die Möglichkeit, sich Videos anzuschauen, sich zu anderen Texten durchzuklicken oder auch auf das soziale Netzwerk Twitter zurückzugreifen. Somit ist erkennbar, dass sich ein online Text im Vergleich zum analogen Pendant enorm weiterentwickelt hat. Zwar könnte auch darauf verwiesen werden, dass ein Spielbericht in einer Zeitung ebenfalls Bilder oder Grafiken besitzen könnte. Dennoch besitzt der Spielbericht im Hypertextformat Anknüpfungsfunktionen, die ein analoger Schrifttext nicht vorweisen kann. Für die Rezipient:innen besteht neben tiefergreifenden Informationen durch die Verlinkungen im Text auch die Option des Austausches mit anderen User:innen, wodurch der Hypertext zum Gesprächsanlass wird, der Menschen miteinander verbinden kann. 

Der hiesige nachtscheue Basketballfan wird sich sicherlich für all diese Funktionen bedanken. Durch diese Textentwicklung ist es trotz großer zeitlicher und räumlicher Entfernung zum Spielgeschehen möglich facettenreich informiert zu sein und am Zahn der Zeit zu rangieren. Zu Zeiten der ausschließlichen Informationsverarbeitung in Printmedien wäre dies sicherlich nicht möglich gewesen. 

Literatur: 

      • Schulmeister, Rolf (2013): Hypertext. Geschichte, Systeme, Strukturmerkmale und Werkzeuge, in: Ebner, M.; Schön, S. (Hrsg.): L3T Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien, Norderstedt, Books on Demand. 
      • https://www.w3.org/WhatIs.html

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