Wir haben 2024. Vier ganze Jahre ist es her, dass das ganze Corona-Chaos losging. Kaum zu glauben, dass das alles schon so weit zurückliegt. Lockdowns, Masken, Inzidenzen, Quarantäne, Abstand halten.
Dieses blöde Virus hat mich durch meine gesamte Abizeit begleitet. All die unzähligen Male, die ich mich vorm Unterricht testen musste, Sitzplätze freilassen, Tische verrücken, Maskenpflicht, nur einzeln zu den Toiletten gehen, rote Linien auf dem Boden, wacklige Zoomcalls und eine Woche Quarantäne, wenn nur eine einzelne Person aus dem Jahrgang Corona hatte. All die Maßnahmen, die Impfungen, Angst davor, die Prüfung nicht mitschreiben zu können, wenn man sich infiziert hat, all das hat so einen großen Teil meines Alltags eingenommen. Und trotzdem oder gerade deshalb hatte ich das Glück, mich – zumindest wissentlich – nie angesteckt zu haben. In den ganzen vier Jahren bin ich drumherum gekommen – bis jetzt.
Es ist schon irgendwie ironisch, nun, wo das schlimmste lang vorbei ist, noch Corona zu bekommen. Klar, es ist immer noch eine ernstzunehmende Erkrankung, die einen ziemlich fertigmachen kann, vor allem, wenn man vorerkrankt, älter oder schwanger ist, und die daher nicht unterschätzt werden sollte. Trotzdem hat sich doch merklich so langsam alles eingependelt, ein Großteil der Menschen ist geimpft oder genesen und die Panik ist erstmal vorüber.
Nur fühlt sich gerade das irgendwie merkwürdig an. Also, dass es jetzt so ein unaufgeregter Diskurs ist, fast schon entspannt. Ich habe mich wahrscheinlich kurz vor Silvester irgendwo angesteckt, auf der Silvesterparty die ersten leichten Symptome gezeigt – die ich zugegebenermaßen erst als Allergie interpretiert hatte-, und zwei Tage später den positiven Test in der Hand gehabt. Natürlich habe ich gleich in die WhatsApp-Gruppe geschrieben, sowas in Richtung “Ich hab leider Corona, hoffe ich war an Silvester noch nicht ansteckend. Tut mir mega leid, falls sich jemand infiziert haben sollte. :((”. Ich hatte wirklich ein bisschen Sorge, was die anderen antworten würden, aber es kamen nur Gute-Besserungs-Wünsche oder „Mach dir keinen Kopf, das konntest du ja nicht wissen! Wir sind ja alle geimpft!”
Vor einem Jahr noch, oder gar zwei, hätte meine Nachricht schiere Panik ausgelöst. Man hätte sich krankmelden und testen (wahrscheinlich PCR, aber mindestens einen offiziellen Schnelltest), vielleicht hätte das sogar jemand der Gesundheitsbehörde melden müssen – und wir hätten wahrscheinlich alle in Quarantäne gemusst. Alle wären gestresst und genervt gewesen, dass vorher kein Test gemacht wurde und sich Sorgen gemacht, es selbst bekommen zu haben. Vergangenheits-Fiona wäre unglaublich fertig gewesen, hätte sich Sorgen gemacht, Angst gehabt, sich schuldig gefühlt – sowohl wegen der anderen, als auch ihrer eigenen Gesundheit. Wenn ich das alles so vor meinem inneren Auge revue passieren lasse, fühlt es sich echt wie ein fast vergessener Fiebertraum an.
Heute bin ich einfach nur genervt. Genervt, dass ich drinnen sitzen muss, in der Küche Maske trage und zu allen mindestens drei Meter Abstand halte. Ich bin genervt und gelangweilt, dass ich plötzlich so viel Zeit zum prokrastinieren habe, nun, da ich mich mit niemandem treffen kann. Aber trotzdem bin ich froh, dass all die Maßnahmen über die ganzen Jahre dazu geführt haben, dass ich keine große Angst mehr haben muss. Denn ich weiß, dass ich durch die Impfungen relativ unwahrscheinlich einen schweren Verlauf erleben muss, und dass sich andere nicht mehr so schlimm anstecken können. Ich bin quasi froh, nur genervt sein zu dürfen, aber noch mehr freue ich mich darauf, bald wieder unter Menschen gehen zu können und meine Freunde zu umarmen. Hoffentlich ist diese Aussicht nicht mehr allzu lang hin…
In diesem Sinne passt auf euch auf, bleibt sicher und fangt um Himmels Willen wieder an eine Maske in der Bahn zu tragen!! (ich verfluche die Person, die mich wahrscheinlich im Zug angehustet hat, einfach asozial sowas!)