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Angeregt durch den letzten Blogbeitrag habe ich mich auch mal mit meinen Serienkonsum und vor allem den Plattformen auseinander gesetzt. Diesen Monat habe ich mir nämlich ein Abo von einem VPN Anbieter gegönnt, um endlich wieder va BBC Serien gucken zu können. Spannend ist dabei, dass einem auch die Werbung aus dem jeweiligen Land gezeigt wird und ich war überrascht, wie unbewusst ich doch sofort erkennen konnte, dass das keine Deutsche Werbung ist. Die Sprache jetzt mal beiseite genommen, haben englische Werbungen doch einen ganz eigenen Stil, fand ich und auch wenn ich es nicht wirklich beschreiben kann (Farben? Musik? Humor?), hat mich das zur Frage gebracht, wie viel kulturelle Aussagekraft in Werbungen stecken? Denn eigentlich sind ja die Produkte in Europa die gleichen, beide zeigen mir zB Samsung Werbung für eine neues Handy, oder Domino’s Kund:innen, die glücklich zusammen Pizza essen. Trotzdem ist die Stimmung ganz anders, ich habe das Gefühl die Brit:innen sind viel mutiger, was vor allem das Format angeht und erlauben mehr Sketche und brechen mit den Erwartungen. Aber dann denke ich, dass sie einfach meine Erwartungen an die Formate brechen, weil mir die deutschen Werbeclips auch einfach vertrauter sind, 19 Jahre konditioniert auf diese Werbeformel, das kann man wohl nicht einfach so ablegen.
Das einzig gleiche (und auch kulturelle) Phänomen, das gerade beide Länder ausschlachten, ist Weihnachten. Ich weiß nicht, ob ich das die letzten Jahre nicht richtig mitbekommen habe (vielleicht weniger Plattformen mit Werbung geschaut habe…), ignoriert oder ob es tatsächlich zugenommen hat mit den Supermarkt Clips, in denen die Familie am 24. zusammenkommt und lecker isst und alle sich lieb haben. Immerhin, dieses Jahr wollen sie progressiv und divers rüber kommen und zeigen gut um den Tisch integriert POC Menschen und queere Paare, die an diesem einen Abend mal ihre Diskriminierungserfahrungen vergessen können, um Braten zu essen. Das ist jetzt vielleicht sehr zynisch, aber irgendwie regt mich diese erzwungene Weihnachtsfestlichkeit, die ja doch nur Konsum fördert, auf. Da guck ich zur Entspannung erstmal meine BBC Serien weiter 🙂
Find ich alles sehr spannende Beobachtungen, mir fällt Werbung inzwischen auch immer intensiver auf, allein deswegen, weil ich inzwischen hauptsächlich über Netflix, also ohne Werbung, „fernsehe“.
Welche BBC Serie guckst du denn grade? 🙂
Ich finde für deine Beobachtung zum weihnachtlich „inklusiven“ Kapitalismus ist ne gute Portion Zynismus durchaus auch angemessen, besonders wenn man bedenkt, dass gerade für queere Menschen die festliche Familienzeit oft auch einfach extra unangenehm sein kann.
Ich befind mich da aber auch immer mal wieder in so nem Zwiespalt, dass ich mich erstmal kurz freue, wenn ich vielfältig repräsentative Werbeclips sehe, die gute Laune dann aber doch fast unmittelbar wieder getrübt wird wenn mir wieder präsent wird, dass „“bunter““ Kapitalismus immernoch ein unumstreitbar unfaires und unterdrückendes System ist, in dem es schwer bis unmöglich ist, sich nicht vom Marketing hinters Licht führen zu lassen sondern kritisch zu bleiben, und zu hinterfragen, welche Marken und Unternehmen sich eventuell tatsächlich für die Fairness und Gleichheit einsetzen, die sie sich auf die Fahne schreiben, und welche in Wahrheit mehr Schaden anrichten, als sie reparieren.
Und dass alles hinter einer festtäglichen Fassade vom frohem Beisammensein und friedlicher Bescherung – es lebe der Konsum.
(Ich kann es jetzt schon seit ein paar Jahren fast garnicht mehr richtig geniesen, überhaupt Geschenke zu Weihnachten zu bekommen, wohlwissend dass ich schon mehr habe als ich brauche, und dass die Dinge, die ich mir wirklich wünsche, nicht unter dem Baum liegen werden, weil sie sie keine käuflichen, materiellen Geschenke sind.)
Das ist schon krass, wenn einem erst wieder auffallen muss, wie viel Werbung man wahrscheinlich unbewusst trotzdem den ganzen Tag sieht, aber es halt nicht mehr so deutlich wie Werbeunterbechungen im Fernsehen ist. Das gibt es in der BBC Mediathek dann nämlich manchmal (ich schau tatsächlich gerade vor allem Great British Bake Off haha, das ist so entspannend und die sind alle so lieb, richtiger comfort content!)
Und ich kenn das auch voll, dieses Unbehagen kurz vor Weihnachten, wie doll man in den Konsumfanatismus einsteigen soll, oder wie komisch es dann ist, wenn man Familie/Freund:innen „nur“ selbstgebasteltes oder nen netten Brief oder so was schenkt, jedes Jahr nen Problem….