Autor: Franziska

Platanen am Deich – Werkzeuge

1. Werkzeug: Schilder für Baumpat*innenschaften

Abbildung 1: Baumpat*innenschilder und Gedicht vor Platane (eigene Abbildung)

Die Schilder für Baumpat*innenenschaften sind ein zentrales Werkzeug der Bürgerinitiative (BI) und spielen eine bedeutende Rolle in ihrer Sorge-Praktik. Sie werden als sichtbares Zeichen der Unterstützung für die Initiative durch Spender*innen eingesetzt. Ein*e Spender*in kann mit einer Spende von 100 Euro eine Baumpatenschaft übernehmen. Auf jedem Schild ist der Name der Spender*innen vermerkt, was sowohl deren Engagement hervorhebt als auch die Verbindung zur Initiative stärkt. Die BI bringt die Schilder an den entsprechenden Bäumen an und stellt ein Foto auf ihrer Website online. Dieser Prozess kann als Teil der Kommunikation zwischen der BI und den Unterstützer*innen gesehen werden. Obwohl die Schilder ohne Genehmigung der Stadt angebracht werden, werden sie von der Stadt geduldet. Für die Sorge-Praktik der BI spielen die Schilder eine doppelte Rolle. Sie schaffen Aufmerksamkeit für die Initiative und ihr Anliegen: Die Schilder sind am Geländer entlang eines Fußgänger*innenwegs angebracht und schaffen damit Sichtbarkeit im öffentlichen Raum. Darüber hinaus generiert die BI durch die Pat*innenenschaften finanzielle Mittel, die es ihr ermöglichen, weitere Aktionen durchzuführen.

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Platanen am Deich – Vignetten

von Niklas Goldstein, Chiara Kerber und Franziska Stula

Aus dem Interview

Das Interview wurde als leitfadengestütztes Expert*inneninterview mit dem Sprecher der Bürger*inneninitiative “Platanen am Deich” (BI) durchgeführt. Folgend finden sich Ausschnitte aus dem Interview hinsichtlich der Perspektive der BI auf erforderliche Fürsorge-Aktivitäten sowie auf More-than-human wieder.

Generieren der Ressourcen als Caring Aktivität
Sprecher der BI: #00:20:08-3# Also tatsächlich sind ja so Basics, man braucht erstmal so eine feste Location, die möglichst nicht viel kostet, die man regelmäßig nutzen kann. […]
Das sind natürlich so, dass man erst mal einen Ort hat, wo man sich regelmäßig treffen kannt, wo du auch Sachen lassen kannst und dergleichen. […] Finanzielle Sachen haben wir schon drüber gesprochen. Ist ja ganz wichtig, sonst kann man Rechtsanwalt, die ganzen Rechtsanwaltskosten belaufen sich über 20.000 € für den Gerichtsprozess. Erstellung des Gesetzes seinerzeit glaube ich zwei, drei oder 4000. Also da kommen echte Summen zusammen. Das Gutachten selber war auch entsprechend teuer. Also es ist, man muss Spenden generieren können. Ohne Geld ist nichts, ist nicht viel zu machen. Ob es ein Flyer ist, ein Banner, was weiß ich, alles Mögliche. […] #00:23:12-7#

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Platanen am Deich: Sorge und Sorgen. Zwei Seiten derselben Medaille?

von Niklas Goldstein, Chiara Kerber und Franziska Stula

Caring-Praxis im Angesicht der Klimakrise

Platanen am Deich

Abbildung 1: Platanen am Deich (eigene Abbildung)

Die Herausforderung, Menschen und Infrastruktur vor den Auswirkungen der Klimakrise zu schützen, stellt Städte vor komplexe Entscheidungen (Deutscher Städtetag 2019: 6). Schutzstrategien berühren zentrale Fragen der Umwelt- und Klimagerechtigkeit: Was soll geschützt werden? Warum? Von wem und mit welchen Methoden? Umweltnutzung kann als Ausdruck politischer Konflikte und Machtverhältnisse betrachtet werden (Dünckmann 2016). Politische Klimaanpassungsmaßnahmen betreffen nicht nur menschliche, sondern auch nicht-menschliche Akteur*innen, wie in den Ansätzen der more-than-human entities (Gesing et al. 2019; Steele et al. 2019) bzw. der Multispezies-Ethnographie (Ameli 2022) betont wird. Dies zeigt sich beispielsweise an Stadtentwicklungsprojekten für verbesserten Hochwasserschutz, die Überflutungen durch Starkregenereignisse oder – im Falle Bremens auch Sturmfluten -entgegenwirken (SUKW o.J.a). Diese Strategien sollen sowohl menschliche Bewohner*innen, Stadtnaturen und dort lebende Tiere schützen.

Solche schützenden Aktivitäten können als fürsorgliche Praktiken gesehen werden, wie in der Politischen Feministischen Ökonomie (Gottschlich/Bellina 2016) behandelt. Fisher und Tronto (1990: 40) definieren alle Bestrebungen als Fürsorge/Care-Tätigkeit, die versuchen die (Um-)Welt, zu erhalten, zu reparieren und weiterzuentwickeln. Diese Aktivitäten stehen daher in Verbindung zu menschlichen sowie mehr-als-menschlichen Akteur*innen. Puig de la Bellacasa (2017: 5) betont diese Interdependenz aller Lebewesen und sieht Care als umfassende Praxis mit ethischen, emotionalen und politischen Dimensionen. (Politische) Widerstandspraktiken, die Solidarität mit nicht-menschlichen Entitäten ausdrücken, können als Caring-Praktiken verstanden werden (Gottschlich und Katz 2020: 10). Sie verdeutlichen das von Fisher und Tronto (1990) beschriebene „Kümmern um das komplexe, lebenserhaltende Netz“.

In diesem Kontext bietet die Bürger*inneninitiative (BI) „Platanen am Deich“ in Bremen ein praktisches Beispiel. Ihr Engagement für den Baumbestand am Neustädter Deich zeigt, wie Mensch-Natur-Beziehungen und Care-Aktivitäten im städtischen Raum konkret aussehen können.

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