Autor: Julius

Telefonzelle im Schnoor – Empirische Vignette

Fotoessay zur Telefonzelle

von: Julius Salomon

Als empirische Vignette diente in diesem Falle die Auseinandersetzung mit der Telefonzelle in Form eines Fotoessays. Dabei wird mittels Fotografie die emotionale, subjektive Erfahrung festgehalten und verdeutlicht. Diese Methode ermöglicht es, fernab rational-wissenschaftlicher Betrachtungen eine andere, viel künstlerischere und abstraktere Ebene zu erreichen, welche auch in hohem Maße wissenschaftliche Signifikanz aufweist.

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Telefonzelle im Schnoor – Werkzeuge

von: Julius Salomon

Stahlkorpus der Telefonzelle

Abbildung 1: Stahlkorpus der Telefonzelle (eigene Aufnahme)

Bei dem von mir gewählten Gegenstand handelt es sich um den Stahlkorpus der Telefonzelle an sich. Zwar ist dieser der Betrachtungsraum an sich, jedoch kann die Hülle der Telefonzelle als Werkzeug für sich betrachtet werden, da es die Pflanzen vor extremer Witterung und Vandalismus/Diebstahl schützt. Die Aufgabe des Schutzes wird verstärkt durch den Fakt, dass die Telefonzelle mit Hilfe eines Eisenschlosses verriegelt ist, was als zusätzlicher Schutz dient. Die Telefonzelle begrenzt damit unseren Betrachtungsraum und stellt die „Arena“ der Auseinandersetzung dar. Sie ist Teil der „Bühne“, welche die Performance im und um die Telefonzelle bündelt. Hierbei spielt sie eine zentrale Rolle in der Mensch-Umwelt-Beziehung, wie auch in der Mensch-Mensch-Beziehung und der diskursiven Konstruktion. Sie verbindet Akteur*innen miteinander und mit Aktanten. Da der Stahlkorpus gepflegt und erhalten wird, kann hier von einer Art Werkzeug im weiteren Sinne gesprochen werden, da man es zwar nicht direkt anwendet, um Carearbeit zu verrichten, es aber indirekt als ein Werkzeug zur Schutzmöglichkeit genutzt wird. Ausgewählt wurde der Gegenstand, da er eben sinnbildlich für den Schutz der Pflanzen steht, den er mit seiner Gestalt leistet. Dabei bietet der Stahlkorpus mit den Pflanzen zusammen eine „Einheit“, da sie sich auch in ihm ranken und ihn „bewuchern“. Somit bietet er als Werkzeug eben jenen genannten Schutz, aber auch Klettermöglichkeiten für Rankpflanzen, aber auch Unterstand/Schutz für Tiere und Insekten.

Die Telefonzelle im Schnoor – Vom Fernsprecher zur „Blumeninsel“

Blogbeitrag zur Carearbeit um die Telefonzelle im Schnoor

von: Julius Salomon, Arne Sevenich & Niclas Slapa

Beschreibung der Praktik

Abbildung 1: Die Telefonzelle (eigene Aufnahme)

Die Praktik, die untersucht wird, ist die Umnutzung einer ehemaligen Telefonzelle im Bremer Schnoor-Viertel zu einem Mini-Gewächshaus. Der ehemalige Fernsprecher befindet sich an der Kreuzung Stavendamm, direkt gegenüber des Bärenhauses im Schnoor. Eine Anwohnerin und zugleich Ladenbesitzerin im Schnoor-Viertel kümmert sich um die Instandhaltung und Pflege der ehemaligen Telefonzelle. Diese Umgestaltung symbolisiert die Transformation eines urbanen Artefakts in einen Raum des ökologischen Engagements und der Pflege. Diese Praktik beinhaltet das Bepflanzen und Pflegen von Pflanzen in einem kleinen, geschützten Raum und die Schaffung eines öffentlichen, teils zugänglichen Naturraums. Ein ähnliches Beispiel, welches sich in der Internetrecherche gefunden hat, ist ein Fallbeispiel aus Berlin (Berliner Abendblatt 2018).

Der Artikel „Visionscapes: combining heritage and urban gardening to enhance areas requiring regeneration“ von Swensen/Stafseng/Nielsen (2022: 517-525) kann als Inspirationsquelle dienen, um die umgenutzte Telefonzelle im Bremer Schnoor-Viertel als Naturraum zu verstehen und zu kontextualisieren. Obwohl der Artikel sich spezifisch auf die Projekte in Bordeaux (Frankreich) und Oslo (Norwegen) konzentriert, bietet er allgemeine Erkenntnisse darüber, wie historische Gebäude und Strukturen in urbanen Umgebungen wiederverwendet und mit Grünflächen kombiniert werden können, um soziales und physisches Wohlbefinden zu verbessern und nachhaltige städtische Regeneration zu fördern. Dementsprechend kann die Telefonzelle im Bremer Schnoor-Viertel als ein Beispiel für die “adaptive reuse” von historischen Strukturen gesehen werden, indem die Telefonzelle in einen Naturraum verwandelt wird und die Funktion als grüne Oase inmitten der Stadt übernimmt  (Swensen/Stafseng/Nielsen 2022: 512). Dies entspricht dem Konzept der Schaffung von “Visionscapes”, da es eine Vision umsetzt, die auf die Verbesserung der Lebensqualität und die Integration von Natur in die Stadt ausgerichtet ist (ebd.: 515).

Die Sozialität dieser Praktik besteht nicht in der gemeinschaftlichen Pflege, sondern ist durch das Teilen von Ressourcen gekennzeichnet. Damit ist gemeint, dass die ehemalige Telefonzelle im Schnoor-Viertel ehrenamtlich gepflegt wird. Die konkreten Besitzverhältnisse ließen sich nach umfassenden Bemühungen, auch seitens der Stadt Bremen, nicht klären. Somit kann die ehrenamtliche Praktik auch als eine Form des Guerilla Gardening, also des urbanen Gärtnern, auf fremdem Grund verstanden werden (Cambridge Dictionary 2024: o.S.). Der Ort kann als ein Raum der sozialen Interaktion verstanden werden. Es geht hierbei allerdings nicht um den Austausch zwischen den Besucher*innen, sondern vielmehr um die Interaktion zwischen dem Mini-Gewächshaus und den Passant*innen. Hierbei wird mit der Pflege der Telefonzelle ein Raum der Kommunikation und des Miteinanders geschaffen. Dies geht einher mit Vorstellungen von Ästhetik und dem, was schön ist, da hierüber die Gespräche und sozialen Interaktionen aufgebaut werden.

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