1. Gedächtnisprotokoll Interview

Anmerkung: Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, das Interview aufzuzeichnen und haben während des Gesprächs umfangreiche Notizen gemacht. Unser Ziel war es, eine weniger formelle Gesprächssituation zu kreieren, insbesondere weil wir auch über persönliche Beweggründe für Care-Arbeit sprechen wollten, wollten wir eine natürliche Gesprächssituation fördern. Die folgende Niederschrift ist daher ein Gedächtnisprotokoll des Interviews. Wir haben uns als Orientierung einen halboffenen Leidfaden überlegt, der Aspekte beinhaltet, die uns gemäß der Aufgabenstellung interessieren.

Einleitung und Informationen
Datum und Ort: 21.05.2024, 15:30 Uhr bis ca. 17:00 Uhr, Klimagarten Findorff, Ahnewehrweg 12 in 28215 Bremen
Teilnehmer:innen:
Studierende: Alena Klages, Pia Gosmann, Marius Brehm
Interviewte: Ilga Keßling (Projektleiterin Klimagarten Findorff), Pächterin
Dauer: ca. 75 Minuten
Ziel des Interviews: Untersuchung der Motive, Motivationen und Gegebenheiten der CareArbeit im Klimagarten Findorff und die damit verbundene Sozialität, Geschichte über Entstehung und Entwicklung des Klimagartens lernen

Hauptteil/Inhalt

Was ist der Klimagarten, wie kam der Klimagarten zu Stande?

Der Klimagarten existiert seit dem 01. Mai 2021 und ist ein Projekt der Klimazone Findorff. Die Klimazone Findorff engagiert sich mit verschiedensten Projekten im Stadtteil Findorff im Bereich Klimaschutz und Verbraucherbildung. Der Klimagarten wurde eher spontan gegründet. In der Klimazone wurde man auf ein Förderprogramm der Umweltsenatorin aufmerksam, bei dem Umweltbildungsprojekte gefördert werden sollten. Innerhalb von ca. 1 Woche wurden ein Konzept erstellt und der Antrag eingereicht. Das Projekt wird daher durch Fördergelder finanziert, die entsprechend einen Zweck erfüllen müssen. In der ersten Projektlaufzeit (2 Jahre) wurden Stadtteilgartenprojekte mit Kindern realisiert, die hauptsächlich im Klimagarten stattfanden. Aktuell ist man in der zweiten Förderung (ebenfalls 2 Jahre). Unter dem Motto “Kleine Helden” wird gezielt versucht, einen insektenfreundlichen Klimagarten zu schaffen. Der Garten soll Lebensräume für heimische Insekten bieten.

Die Fläche, auf der der Klimagarten errichtet wurde, ist eine Schrebergartenparzelle. Die Parzelle wurde von einem Vereinsmitglied der Klimazone privat gepachtet und an die Klimazone gespendet, da die Pächterin die Pachtkosten übernimmt. Insbesondere auf die Verbesserung der Biodiversität ist man stolz. „Vorher war hier kein Leben, weil alles zugewachsen war. Jetzt ist hier immer mehr Leben, es wird total bunt” (Ilga Keßling).

Wer macht mit?

Frau Keßling betont, dass sowohl die Anzahl an Personen als auch die “Art” von Personen, die den Klimagarten unterstützen, unterschiedlich ist. Es existiert ein fester Kern aus fünf bis sechs Leuten, die regelmäßig anpacken. Frau Keßling ist als Projektleiterin am häufigsten im Garten, auch unter der Woche. Acht Arbeitsstunden sind pro Woche für die Pflege im Projektbudget vorgesehen, jedoch betont sie, dass sie allein im Garten oft eher das doppelte an Arbeitszeit pro Woche investiert.

Früher gab es alle zwei Wochen am Freitagnachmittag ein offenes Treffen. Da dieses nicht so stark nachgefragt wurde, wurde es auf Samstag verschoben. Der Samstagstermin wird besser wahrgenommen Aktuell gibt es ebenso alle zwei Wochen samstags eine „stille Stunde”, bei der jede:r dazu eingeladen ist, im Garten zur Ruhe zu kommen und in der Natur zu entspannen. Die meisten Personen, die häufiger im Klimagarten anwesend sind und helfen, sind weiblich. Manche sind Mitglied bei der Klimazone, andere nicht.

Politik, Finanzierung und Konflikte: Wie wird der Klimagarten finanziert, was sagt die Politik, gibt es Konflikte?

Frau Keßling erzählt, dass das Projektbudget knapp bemessen ist, aber ohne die Förderung wäre das Projekt auch nicht möglich. Der Klimagarten „hangelt” sich von Projektzeitraum zu Projektzeitraum, welcher jeweils über zwei Jahre geht. Jedes Projekt braucht einen Zweck, im ersten Projektzeitraum ging es um Stadtteilgärtnern mit Kindern, im zweiten um die Förderung von Insekten bzw. Biodiversität. Des Weiteren bekommt der Klimagarten Geld durch Überschüsse der „Bingo Umwelt Lotterie”.

Frau Keßling erwähnt, dass die Abhängigkeit von Fördermitteln mit vielen Hürden verbunden ist. Einerseits sind die Mittel zweckgebunden. Dies führte kürzlich zu einem höheren Aufwand. Die Förderung bedeutet viel Bürokratie und Organisation. Es werden Zwischenberichte, Endberichte und weitere Nachweise (z. B. Rechnungen oder Auskunft über die Anzahl an Kindern, die den Garten im Rahmen eines Bildungsprogramms besucht haben) verlangt. Außerdem muss Frau Keßling Schulen und Kindergärten anschreiben oder weitere Sponsoren suchen, sich mit anderen Vereinen vernetzen und Vieles mehr. Frau Keßling betont, dass der Zeitaufwand für diese Aktivitäten auch sehr hoch ist. In einem späteren Gespräch gibt sie die ungefähre Schätzung ab, dass sie „60 % im Garten, 40 % mit den anderen Aktivitäten” (Ilga Keßling) verbringt.

Es sei praktischer, Spenden zu erhalten, da diese mit weniger Bürokratie verbunden sind. Sie erwähnt, dass die Stadtwerke Bremen kürzlich ein paar tausend Euro gespendet haben, mit denen größere Blumenkästen in Findorff aufgestellt werden sollten. Jedoch war auch das ein aufwendiges Unterfangen: Da die Blumenkästen im Stadtraum aufgestellt werden sollten, musste ein Konsens zwischen der Politik, der Verwaltung und dem Ordnungsamt gefunden werden. Es wird deutlich, dass die Begrünung der Stadt mit Konfliktpotenzial, Hürden und diversen Akteursgesprächen verbunden ist. Insgesamt ist das gesamte Projekt Klimagarten Findorff und die Begrünung von Findorff mit viel bürokratischem Aufwand verbunden.

Zudem wurde über Politik gesprochen. Frau Keßling äußerte, dass sie eine gewisse Doppelmoral von der Politik wahrnimmt. Einerseits wird der Kampf gegen den Klimawandel als eine der wichtigsten Aufgaben in der Politik definiert. Dazu gehört auch die Förderung der Biodiversität, angesichts der Extremwetterereignisse in den letzten Jahren lag ein besonderer Fokus auf Klimaanpassungsmaßnahmen, Stadtgrün und das Konzept der Schwammstadt. Andererseits verspürt Frau Keßling wenig Rückhalt aus der Politik, das Projektbudget ist gering und immer auf 2 Jahre begrenzt. Teils werden Gelder für andere, sinnvolle “grüne” Projekte gestrichen.

Bildung & Arbeit mit Kindern

Immer wieder kommen Gruppen von Kindern und Jugendlichen in den Garten, die den Garten im Rahmen eines Kindergarten- oder Schulausfluges besuchen. Ziel ist die Umweltbildung. Frau Keßling liegt die Bildung der Kinder sehr am Herzen. Sie versteht den Garten daher als Treffpunkt und sozialen Bildungsort, der verbindet. Sie hebt hervor, dass es einige Kinder gibt, die wenig bis kaum Deutsch sprechen. Trotz der Sprachbarriere können im Garten alle Kinder gemeinsam nonverbal Gärtnern und eigene Erfahrungen sammeln. Der Klimagarten ist für sie daher auch ein Ort der Integration.

Ilga Keßling betont, dass sie es spannend und lustig findet, wie Kinder den Garten erleben und sich daran erfreuen können. Das einfache Finden eines Regenwurms kann für die Kinder ein spektakuläres Ereignis sein: „Für Kinder kann selbst ein Regenwurm ein spannendes Ereignis sein. Das bringt auch in mir die kindliche Naivität und den Sinn für alltägliche Kleinigkeiten wieder hervor. Das ist toll.” (Ilga Keßling)

Akteursgruppen

Neben den bisher genannten Akteursgruppen (Klimazone, Pächterin, BUND, Schulen, Kindergärten, Bildungseinrichtung, Privatleute, Sponsoren) ist der Klimagarten noch in Kontakt mit dem Verein „NaBu Bremen”. Außerdem versucht Frau Keßling immer wieder medienwirksam präsent zu sein, z. B. im Weserkurier oder bei Buten un Binnen.

Persönliche Bedeutung von Sorgepraktiken

Auf die Frage, welche persönliche Bedeutung die Sorgepraktiken um den Garten für Frau Keßling hat, antwortet sie sehr direkt, dass der Garten für sie „wie ein Kind” ist. Er bedeutet ihr extrem viel und für sie wäre es sehr schade, wenn das Projekt keinen weiteren Förderungszeitraum erhalten würde. Ebenso ist sie immer, wenn sie im Garten ist, auch dabei, eine Sorgepraktik auszuführen. Sie geht „nie ohne [ihre] Harke in den Garten”. Ebenso erfreut sie sich sehr an kleinen Dingen im Garten, seien es Insekten, Frösche oder Bienen, die die Sandfläche als neuen Lebensraum auserkoren haben.

Auch unserer Gruppe ist es aufgefallen, wie viel Frau Keßling der Garten bedeutet. Sie hat uns sehr enthusiastisch durch den Garten geführt und war sehr stolz auf das, was sie und ihre Mitstreiter:innen bisher geschaffen haben. Mit viel Freude sprach sie über die Besuche der Kinder und über das, was in der Zukunft noch kommen soll.

2. Beobachtungsprotokolle Klimagarten

Organisatorisches:

Nachdem der Kontakt mit Ilga Keßling hergestellt wurde, hatten wir zweimal die Chance, den Klimagarten zu besuchen und die Tätigkeiten dort aktiv zu beobachten. Hier handelte es sich bei beiden Besuchen um teilnehmende Beobachtungen, jedoch in verschiedenen Kontexten. Der erste Besuch fand am 21.05.2024 statt, dort hatten wir die Möglichkeit, die Care-Arbeit der Mitglieder im Klimagarten zu beobachten und selbst zu unterstützen. Der zweite Besuch fand am 18.06.2024 im Rahmen einer Exkursion mit dem diesem Blogbeitrag zugehörigen Kurs der Universität Bremen statt, dort handelte es sich um eine teilnehmende Beobachtung im Sinne des Kurses und der Bildung über Biodiversität und die Relevanz des Gartens für Bremen. Dieses Beobachtungsprotokoll ist also in zwei Bereiche aufgeteilt: einmal die Tätigkeiten zur Pflege und die Sozialität im Garten, dann die Bildungsarbeit.

Beobachtungsprotokoll 1: Pflege & Sozialität

Beobachtungstag: Dienstag, 21.05.2024

Beobachtungszeitraum: 15:30 bis 17 Uhr

Beobachtungsart: Teilnehmende Beobachtung

Wir trafen uns nachmittags nach Absprache mit Ilga Keßling im Klimagarten, der sich im Norden des Stadtteils Findorff befindet. Nach einer kurzen Vorstellung wurde sich darauf geeinigt, dass wir uns mit Du ansprechen und beim Vornamen nennen – im Folgenden wird also von Ilga gesprochen, anstatt von Frau Keßling. Als Unterstützung traf kurze Zeit später die Pächterin der Klimagartenparzelle ein, sie ist ein aktives Mitglied des Vereins Klimazone Findorff und auch beim BUND aktiv. Als Pächterin der Parzelle übernimmt sie den Kontakt mit den Eigentümern. Da wir nicht wussten, dass die Pächterin erscheinen wird, haben wir keine Einverständniserklärung vorliegen und werden Ihren Namen nicht erwähnen.

Wir starteten bei der Bienenwiese und den dort installierten Insektenhotels. Während die Pächterin sich neben dem Eingang an das Wegräumen von Schutt und älteren Sträuchern machte, zeigte Ilga uns den Garten und betrieb nebenbei mit uns gemeinsam die Pflege der einzelnen Bereiche. Wie auf dem Plan in Abbildung 2 zu sehen, arbeiteten wir uns vom Eingang ausgehend im Uhrzeigersinn einmal durch den Garten. Wir sahen uns kurz das Gartenhäuschen an, in dem sich benötigtes Material für die Pflege, sowie die Bildungsarbeit befand. Ilga zeigte uns, was sie zuletzt hier sortiert und aufgeräumt hatte und welche Materialien sie für die Kindergruppen vorbereitet hat, wie beispielsweise der Lageplan in Abbildung 2 und Lerntafeln. Die hintere linke Ecke übersprangen wir, da diese sich noch im Umbau befand. Sie erklärten uns, dass für diese Arbeiten mehrere Helfer:innen notwendig sind, sodass diese Aktionen frühzeitig geplant werden müssen. Neben einer Totholzecke befanden sich dort bisher nur gelagertes Material, wie Sträucher oder Planen. Es soll dort noch ein weiteres Beet sowie ein Insektenlehrpfad entstehen. Wir gingen nun zur hinteren rechten Ecke des Gartens, wo sich weitere Hochbeete befanden. Hier wurde Gemüse angebaut, welches ebenfalls kurz vor der Ernte stand. Auch hier war nicht mehr viel Arbeit nötig neben dem Entfernen von Unkraut. Jedes Mitglied darf jederzeit kommen und sich mitnehmen, was er/sie möchte. Dann sahen wir uns das neu angelegte „Tipi“ an, welches bisher nur aus zusammengebundenen Ästen besteht, jedoch in Zukunft durch Erbsenranken ein Dach bekommen soll. Hier wurden die vor kurzen gepflanzten Erbsen skeptisch betrachtet. Ilga und die Pächterin berieten sich kurz, bis sie zum Schluss kamen, dass sie vielleicht etwas an den Pflanzen ändern sollten. Jedoch reichte der Zeitraum an dem Tag dafür nicht, sodass diese Planungen zunächst auf den nächsten Besuch verschoben wurden. Außerdem einigten sich beide darauf, sich zunächst den Rat einiger anderer Mitglieder einzuholen, bevor sie handelten. Zuletzt sahen wir uns den Arbeitsfortschritt von der Pächterin an, die während unserer Führung stets aufgeräumt hatte. Die rechte Ecke neben dem Eingang ist noch nicht vollständig geplant, da dort bis vor Kurzem noch ein kleines Haus von den Vorbesitzern gestanden hatte. Bisher durften sich dort Kinder austoben, was auch in Zukunft erstmal so bleiben sollte. Doch dort, wo bis zu unserem Besuch noch viele Sträucher lagen, soll wahrscheinlich noch ein weiteres Beet oder eine weitere Bienenwiese hin. Auch hier muss die Planung unter den Mitgliedern besprochen werden. Damit endete unser Aufenthalt im Klimagarten. Neben weiteren Besprechungen bezüglich unseres Blogbeitrags verabschiedeten wir uns und verließen das Grundstück.

Beobachtungsprotokoll 2: Bildungsarbeit

Beobachtungstag: Dienstag, 18.06.2024

Beobachtungszeitraum: 10:45 bis 12:00 Uhr

Beobachtungsart: Teilnehmende Beobachtung

Dieses Mal trafen wir uns bereits vormittags im Klimagarten, jedoch im Rahmen einer Exkursion mit dem Kurs. Wir haben in Absprache mit Ilga die Exkursion organsiert, auch, weil wir selbst einmal gespannt waren, wie sich die Situation verändert, wenn wir dort als Teil einer interessierte Bildungsgruppe auftauchen und durch den Garten geführt werden.

Neben Ilga waren auch noch drei weitere Frauen anwesend, die des Öfteren bei der Gestaltung des Klimagartens helfen. Anfänglich standen wir alle im Kreis und haben darauf gewartet, dass Alle (der Kurs) ankommen. Ilga und eine weitere Frau fingen an, viel über die Anfänge des Gartens zu erzählen. Es wurde ein kommentiertes Fotoalbum herumgereicht, das die fast dreijährige Geschichte des Klimagartens dokumentiert. Anfänglich war die Situation etwas statisch, der Kreis löste sich auf, als Ilga anfing, über die Projekte des Klimagartens zu sprechen. Sie lehrte uns über die Blumenkästen im vorderen Bereich des Klimagartens und erzählte ein wenig über die Pflanzen, die dort wachsen. Bei einer Pflanze zog sie währenddessen etwas Unkraut heraus. Danach ging es zu einem extra angelegten „Sandkasten”, der mit ein paar Hölzern versehen war, dort wurde extra Lebensraum für Bienen geschaffen. Ebenso stand neben der Sandfläche ein Insektenhotel. Neben der Sandfläche wurde noch eine Blumenwiese mit norddeutschen, insektenfreundlichen Blumen, die allerdings nicht blühte. Daraufhin wurden dem Kurs zwei Hersteller für Blumenmischungen empfohlen, die Blumenmischungen anbieten, die sehr gut auf die regionale Biosphäre angepasst sein sollen. Dies fanden wir sehr interessant: Der Kurs wurde nicht nur als interessierte Personen wahrgenommen, sondern auch als Multiplikatoren für Biodiversität. An die Förderung von Insektenfreundlichkeit wird nicht nur im Klimagarten gedacht, sondern auch im Privatleben des Kurses.

Die Führung ging weiter zu einem Platz mit weiteren Hochbeeten, zwischen denen Bänke gebaut waren. Ebenso war ein Teil der Blumenkästen mit Plexiglas ausgestattet, sodass man die Wurzeln sehen konnte – die Kinder sollen so das Erdreich sehen und schauen können, wie tief Pflanzen Wurzeln. Dort wurde uns auch die Totholzhecke präsentiert. Der Kurs wurde aufgeklärt, dass Totholz für Insekten sehr förderlich ist – aber auch für Ratten. Dies war bisher jedoch kein Problem.

Im Vergleich zur ersten Besichtigung hat sich viel geändert. Innerhalb der 4 Wochen wurde ein Insektenpfad errichtet. Der Pfad ist ein Weg aus Rindenmulch, der an verschiedenen Pflanzen und kleinen Lebensräumen vorbeiführt, die für Insekten sehr wertvoll sind. Dort blieb die Gruppe lange im Kreis stehen und stellte Ilga diverse Fragen zum Klimagarten und zur Carearbeit. Zudem wurden zwei neue Informationstafeln und der Konzeptplan des Gartens herumgereicht. Am Eingang des Klimagartens gab es eine Fläche, die bei unserem ersten Besuch noch mit Bigbags gefüllt mit Abfällen vollstand. Die Fläche war nun ein Beet, in das die Frauen anfingen, neue Blumen und Pflanzen zu pflanzen. Dafür bereiteten Sie vorher die Arbeitsutensilien vor, ein paar nasse Handschuhe wurden in der Sonne getrocknet. Währenddessen redeten sie viel miteinander, die Beziehungen untereinander wirkten vertraut. Von dem, was hörbar war, waren die Gesprächsthemen nicht zwanghaft mit dem Klimagarten verbunden.

Nachdem die Führung durch den Garten abgeschlossen war, setzte sich der Kurs in einen Stuhlkreis. Der Stuhlkreis gehört zum Garten und steht vor dem Gartenhaus und dient der Geselligkeit im Garten. Während der Kurs über einen Text sprach, arbeiteten Ilga und die drei Frauen weiter am Garten. Ilga fuhr immer wieder mit einer Schubkarre hin und her, während die anderen Frauen mit Handschaufeln Löcher für die Pflanzen gruben.

Insgesamt war es eine weitere, aufschlussreiche Beobachtung. Besonders war, dass sich die Rolle unserer Gruppe verändert hat. Bei Beobachtung 1 waren wir als Beobachter:innen und Interviewer:innen unterwegs, bei Beobachtung 2 waren wir Beobachter:innen und Zuhörer:innen. Entsprechend waren wir bei Beobachtung 2 eher passiver, konnten aber die Rolle der Personen wahrnehmen, die den Klimagarten zu Bildungszwecken besuchen. Ebenso war es spannend, dass bei der zweiten Beobachtung noch weitere Unterstützerinnen des Klimagartens anwesend waren. Hier konnten wir die Arbeit im Klimagarten konkret beobachten. Uns ist dabei aufgefallen, dass es keine Hierarchie gibt. Die drei Frauen benötigten keine Anweisung oder eine Genehmigung der Projektleiterin Ilga. Dem Anschein nach verfolgen alle dieselbe Vision und arbeiten gerne zusammen für einen insektenfreundlicheren Garten.