Autor:innen: Lennart Beermann, Moritz Diercks und Helena Petrick
Interviews mit Heike Schumacher (BUND) dem Arbeitskreis Bienen und Blüten (BUND)
Frau Schumacher hat sich als geeignete Interviewpartnerin herausgestellt, um Informationen über die Sorgepraktik zu erhalten. Sie hat beim BUND Bremen gearbeitet und ist Mitinitiatorin für das Projekt ‚Bremen blüht auf‘. Das Interview fand am 23.05.2024 auf dem Rembertikreisel statt und wurde leitfadengestützt durchgeführt. Das Ziel des Interviews war es Informationen über die beteiligten Akteur*innen, Konflikte und die Durchführung der Sorgepraktik sowie Implikationen dessen für die Beteiligten selber herauszufinden.
In dem Interview mit Frau Schumacher stellte sich heraus, dass teilweise Freiwillige an der Umsetzung der Sorgepraktik im Bereich der Pflege tätig sind. Zudem war es das konkrete Ziel mehr über die Bedeutung der Sorge für die Beteiligten zu erfahren. Nach einer kurzen Recherche fand daher ein schriftliches Interview mit dem Arbeitskreis (AK) Bienen und Blüten, welcher im Kontext des Projektes ‚Bremen blüht auf‘ 2015 entstanden ist, statt. Am 27.06.2024 wurden unsere schriftlich gestellten Interviewfragen beantwortet. Im folgenden Abschnitt werden die zentralen Aussagen aus beiden Interviews, aufgeteilt in die Bereiche Praktik, Akteur*innen, politische Implikationen und Bedeutung von Care/Sorge für die Akteur*innen, wiedergegeben.
Die Praktik
Frau Schumacher: „Beim Anlegen einer Blühfläche muss man bestimmte Bereiche tief fräsen und autochthone, also regional hergestellte, Blühpflanzen verwenden. Es sollten heimische Wildpflanzen sein. Unsere Erfahrung zeigt, dass es besser ist, die Flächen im August anzulegen, weil es im Frühjahr in den letzten Jahren oft sehr trockene Phasen gab […].“
Interviewer*innen: „Welche Geräte oder Maschinen braucht man zur Pflege der Flächen?“
Frau Schumacher: „Ein Balkenmäher wäre ideal, weil er am insektenfreundlichsten ist und besser mit höherem Gras klarkommt.“
Interviewer*innen: „Waren Sie aktiv dabei, Blühflächen anzulegen?“
Frau Schumacher: „Nein, das wurde gefräst. Ich habe dem Treckerfahrer gesagt, wo er langfahren soll.
Interviewer*innen: „Und dann wird es eingesäht und das sind dann die beiden Schritte?“
Frau Schumacher: „Danach wird eingesät und gewalzt. Man fräst 30 cm tief, entfernt Grassoden und bereitet das Saatbett vor, um optimale Bedingungen zu schaffen. Das Saatgut wird ausgebracht und angewalzt, weil es Lichtkeimer sind und oben aufliegen müssen. Manchmal gibt es Probleme mit Krähen, die das Saatgut fressen, aber es hat trotzdem funktioniert.“
AK Bienen und Blüten: „Am Rembertikreisel haben wir Nisthilfen für Wildbienen aufgestellt und die vom Umweltbetrieb gesäten Futterpflanzen für Wildbienen gepflegt. Es musste Beikraut entfernt werden und die vielen Pappelschößlinge mussten ständig bekämpft werden, damit die Blühstreifen nicht überwuchert wurden. Wir haben an einigen Stellen nachgesät und auch z. B. Narzissen bzw. unterschiedliche Stauden gepflanzt.“
Akteur*innen
Frau Schumacher: „[…] [Man sieht,] dass die Zusammenarbeit mit dem Umweltbetrieb über die Jahre sehr gut geworden ist. Die Mitarbeiter haben Freude an der Arbeit […].“
Frau Schumacher: „Die Pflege ist ein großes Problem, weil der Umweltbetrieb Bremen viele Arbeiten an Fremdfirmen vergeben muss, da das billiger ist. Diese Firmen werden nach Ausschreibungen ausgewählt, und die billigsten müssen genommen werden. […] Leider kennen sich diese Fremdfirmen oft nicht mit Blühflächen aus und sind manchmal nicht in der Lage, sie überhaupt zu erkennen.“
Frau Schumacher: „Ehrenamtliche Helfer haben hier viel beigetragen, um Pflanzen wie dominanten Klee zu entfernen.“
Politische Implikationen
Frau Schumacher: „[…] und jetzt gibt es sogar eine neue Biodiversitätsstrategie. Was eigentlich schon vor Jahren hätte passieren sollen, nämlich dass sich die Behörden zusammensetzen, passiert nun endlich.“
Interviewer*innen: „Welche Rolle spielt eine Blühwiese im Stadtbild, für das Mikroklima und die Tierwelt?“
Frau Schumacher: „Wir haben hier eine Untersuchung zu Wildbienen gemacht und nach dem dritten Jahr 25 Arten gefunden, darunter auch seltene. Wildbienen können nur ein paar hundert Meter fliegen und brauchen Nisthilfen in der Nähe. […] Die Blühflächen erhöhen die Vielfalt des Nahrungsangebots erheblich. Im Wallerpark gab es eine schöne Blühfläche, die auch Fledermäusen zugutekam, da diese von den Insekten profitieren.“
Interviewer*innen: „Wie soll mit dieser Fläche in Zukunft verfahren werden?“
Frau Schumacher: „Sie wird ja bebaut. […] Bis dahin wird die Fläche einfach weiter genutzt, weil sie so präsent ist und viele Autos vorbeifahren.“
Interviewer*innen: „Gibt es große Probleme für die Tierwelt, wenn die Fläche nicht mehr da ist, besonders wegen der vielen Versiegelung rundherum?“
Frau Schumacher: „Ich denke schon. Man kann nur hoffen. Ich kenne die Pläne nicht, vielleicht gibt es Vorgärten, die etwas auffangen können.“
Bedeutung von Care/Sorge für die Akteur*innen
Interviewer*innen: „Welche Bedeutung hat für Sie Ihre ehrenamtliche Arbeit (auf dem Rembertikreisel) bzw. aus welcher Überzeugung machen Sie das?“
AK Bienen und Blüten: „Ich hatte schon länger Erfahrung mit Gartenarbeit auf einer Parzelle, habe den Kontakt zur Natur als sehr wertvoll für mich persönlich erlebt und hörte von der drohenden Ausrottung vieler Wildbienenarten. […] Die ehrenamtliche Arbeit sollte dem Erhalt der Wildbienen in der Stadt dienen, die ja besonderen Schutz brauchen, damit nicht noch mehr Arten aussterben. […] Durch Schulungen und Exkursionen konnte ich mein Wissen erweitern, was zu noch größerer Motivation beitrug, die Arbeit auszuweiten. Es ergaben sich Kontakte zu anderen Aktiven und dadurch wieder neue Projekte wie z. B. die Anlage von Nisthilfen und Blühflächen in meinem eigenen Kleingartenverein Kornblume.“
Inerviewer*innen: „Wie würden Sie Ihre Arbeit in Bezug auf Sorge für Natur beschreiben und einordnen?“
AK Bienen und Blüten: „Ein Biologe hat den Wildbienenbestand auf dem Rembertikreisel untersucht und 29 Wildbienenarten gefunden. Diese Nachricht war für mich ein besonderer Motivationsschub, weil ja die Wildbienen in ländlichen Gebieten großflächig aussterben und die Stadt paradoxerweise auch durch unsere Arbeit mittlerweile der bessere Lebensraum ist.“
Inerviewer*innen: „Wie würden Sie Ihre Beziehung zur Natur beschreiben, mit der Sie vor Ort in Berührung kommen? Inwiefern hat sich Ihre Beziehung zur Natur im Allgemeinen durch Ihre Arbeit verändert?“
AK Bienen und Blüten: „Ich habe durch meine Arbeit im Kleingarten den Kontakt zur Natur bekommen und mich auch immer mehr für Naturschutzthemen interessiert. Durch die Arbeit als Ehrenamtliche habe ich mein Wissen enorm erweitert und die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Erhaltung der Wildbienen ist mir eindrücklich klar geworden. […] [Das] Wissen um die Wirksamkeit der Arbeit ist sehr befriedigend.“
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