- An Ihrem Gymnasium gibt es einen – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorkurs, in welchem sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der endgültige Übergang in die Regelklasse diskutiert. Ein Großteil der Lehrpersonen plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – die Schüler*innen an eine Oberschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden, da sie dort durch die Teilintegration in die Regelklassen auch schon Kontakte zu anderem Schüler*innen geknüpft haben. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.
Zunächst könnte ich mir vorstellen, dass dieselbe Situation bzw. Vorfall am Gymnasium, um der es in der Fragestellung handelt, auch an einer Oberschule vorkommen könnte. Ich denke, dass so eine Auseinandersetzung nicht abhängig an einem Gymnasium ist. Außerdem würde es für den betroffenen Schüler/in keinen Unterschied bringen, wenn er/sie auf eine Oberschule verwiesen wird. Auch bei einer Oberschule gibt es einen Vorkurs für Seiteneinsteiger/innen, wo sie Deutsch lernen und auf den Regelunterricht vorbereitet werden. In dem Fall spielt deshalb der Aspekt eine wichtige Rolle, dass die betroffenen Schüler/innen die Voraussetzungen für das Gymnasium besitzen und sich auch dafür entschieden haben sie zu besuchen, zu dem auch Freundschaften geschlossen haben. Dies sollte man in dem Fall in Acht nehmen und den Schüler/innen die weitere Schulbildung am Gymnasium ermöglichen. „Die Inter- kulturelle Erziehungswissenschaft betrachtet sprachliche Heterogenität als eine Ausgangsbedingung unter vielen anderen, die dazu beiträgt, dass Kinder und Jugendliche grundsätzlich unterschiedliche Lernvoraussetzungen mitbringen; die Unterschiedlichkeit so eine normative Prämisse der Interkulturellen Er- ziehungswissenschaft – ist in der Schule vor allem dahingehend zu berücksich- tigen, dass allen Schülerinnen und Schülern Wertschätzung entgegengebracht wird und vor allem, unabhängig von den unterschiedlichen Voraussetzungen, gleiche Bildungschancen eröffnet werden“ (Fürstenau 2011, S.25).
- Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und/oder Praxiserfahrungen als unterrichtende Person) haben Sie bislang gemacht? Reflektieren Sie diese Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung.
Die Erfahrungen, die ich während meiner Schulzeit sammelte im Zusammenhang zu Mehrsprachigkeit sind folgende. Erstens kann ich sagen, dass in meinen Klassen überwiegend Schüler/innen waren, die eine andere Sprache außer Deutsch als Muttersprache besaßen, sowie es bei mir auch der Fall war. Jedoch fällt auf, dass einige Klassenkameraden die Sprache Deutsch, als zweit erlernte Sprache besser beherrschten als ihre Muttersprache. Somit hatten sie weniger Schwierigkeiten und es beeinträchtigte sie nicht. Hingegen dazu gab es aber auch Klassenkameraden, die auch noch in der Oberstufe Schwierigkeiten hatten, zum Beispiel beim Satzbau, Grammatik oder auch beim Akzent erkannte man dies. Von mir aus kann ich sagen, dass ich meine Muttersprache Türkisch genau so gut wie die Sprache Deutsch, die ich ab dem Kindergarten lerne und spreche gleich viel beherrsche. Durch die Mehrsprachigkeit besitze ich in beiden Sprachen einen Akzent, der nicht zu überhören ist.
- Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftigen Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch? Was wollen Sie dafür tun?
Jede anstrebende Lehrkraft sollte zunächst im Bewusst sein, dass sie zukünftig mit mehrsprachigen Schüler/innen im Berufsleben begegnen werden. Ich denke jedoch, dass ich öfters mit Problemen und Hindernissen zu diesem Thema konfrontiert sein werde. Denn sowie es auch Schüler/innen geben wird bei den es nichts ausmacht, dass sie mit einer anderen Muttersprache aufgewachsen sind, sogar bessere Leistungen besitzen als Schüler/innen mit Deutsch als Muttersprache, wird es auch Schüler/innen geben die Schwierigkeiten haben werden und somit beeinträchtigt sind. Ich würde mir die Mühe geben und die Acht auf die betroffenen Schüler/innen geben und die dementsprechenden Maßnahmen vornehmen und den vorhandenen Vorteil aus Mehrsprachigkeit durchsetzen. “Mehrsprachige verfügen mithin über ein weitaus vielfältigeres Potenzial für den „Um- gang“ (i.w.S.) mit Fachinhalten als Einsprachige. Dieses Potenzial gilt es, im Unter- richt zu nutzen, ja, nutzbar zu machen” (Redder et. Al 2022, S.315).
- Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein? Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit Ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?
In unserer mehrsprachigen Gesellschaft sollte kein Schüler/innen aufgrund ihrer Mehrsprachigkeit beeinträchtigt werden, vor allem im Zugang zur Bildung. Dafür sind in erster Linie die Senatorin für Bildung und die Lehrkräfte zuständig. In zweiter Linie auch die Schulkameraden der Betroffenen, denn häufig kommt es zu Diskriminierungen aufgrund mangelnder Grammatikwissen oder aufgrund des Akzentes. “Schulisch vermitteltes Wissen ist größtenteils sprachlich vermitteltes und also an Sprache oder Sprachen gebundenes, erinnertes Wissen”
(Redder et. Al 2022, S.319)
Literaturverzeichnis:
Fürstenau, Sara (2011): Mehrsprachigkeit als Voraussetzung und Ziel schulischer Bildung. In: Fürstenau, Sara; Gomolla, Mechthild (Hrsg.) Migration und schulischer Wandel: Mehrsprachigkeit. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 25–50.
Redder, Angelika, Arne Krause, Susanne Prediger, Angela Uribe und Jonas Wagner. „Mehrsprachige Ressourcen im Unterricht nutzen – worin bestehen die ,Ressourcen`?“ DDS – Die Deutsche Schule 2022, Nr. 03 (5.September 2022): 312-26.
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