1.) Welche begegnungspädagogischen Settings zu bedenken und zu problematisieren sind, erklärte Frau Dr. Kenngott uns an einem Fallbeispiel. In diesem fordert eine KlassenleherIn die SuS dazu auf zum gemeinsamen Frühstück etwas spezielles aus der eigenen Kultur/Heimat mitzubringen. Auf dem ersten Blick ist der Gedanke der LehrerIn toll, sie/er beabsichtigt ein Vielfältiges Frühstück zu gestalten und die SuS mit den unterschiedlichen Kulturen untereinander vertraut zu machen. Dennoch stellen sich bei näherer Betrachtung folgende Probleme dar. Die Aufgabe kann die SuS unter Druck setzten, da sie möglicherweise das Gefühl bekommen sich den anderen gegenüber beweisen zu müssen. Auch stellt sich die Frage was typisch ist? Und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es gibt? Des Weiteren besteht die Gefahr der Generalisierung der gesamten Gruppe. Dies passiert, wenn eine Person etwas (in diesem Falle das spezifische Essen) präsentiert und dieses Atribut der gesamten Gruppe zugesprochen wird. Auch besteht die Gefahr, dass aus einer Vielfältigen Tradition nur ein Aspekt rausgeschnitten wird. Diese zentralen Probleme sind im Bezug auf interreligiöse Klassen zu übertragen.
2.) Ich war in Bremen auf einer katholischen Schule, in dessen Religionsunterricht überwiegend das Christentum und nebenbei die weiteren Weltreligionen unterrichtet wurden. In den höheren Klassenstufen ging es dann um Themen, wie die Thodizee-Frage, Religionskritik und Leben nach dem Tod. Als einzige muslimische Schülerin in der Klasse habe ich oft miterleben müssen, dass durch geringes Wissen schnell Vorurteile oder stereotypisierende Bilder gegenüber anderen Religionsgemeinschaften, wie z.B. dem Islam, entstanden sind. Auch kann ich bestätigen, dass eine Generalisierung einer Gruppe sehr schnell erfolgt. Ich wurde des öfteren mit Fragen konfrontiert, die mir gezeigt haben, dass das Verhalten eines Muslims auf die gesamte Gruppe zugeschrieben wurde. An dieser Stelle muss natürlich differenziert werden. Eine Religion ist vielfältig und wird auch unter Menschen innerhalb dieser Religionsgemeinschaft unterschiedlich ausgelebt. Auch sollte genauer zwischen Kultur und Religion differenziert werden, weil Religionsgruppen sich über mehrere Länder, Nationalitäten und somit auch Kulturen erstrecken können. Vorurteile gegenüber anderen Religionen können abgebaut werden, wenn die Schule ihren SuS aufklärendes und objektives Wissen über eine „fremde“ Religion vermittelt und der RU (Religionsunterricht) im Dialog stattfinden kann. Dialogischer RU bedeutet, dass die SuS aufgrund ihres Wissens, eigenen Glaubens und Meinung miteinander debattieren, analysieren und sich auch tolerieren und ergänzen. Dies kann in einem Klassenverband innerhalb nur einer Religionsgruppe, aber auch in einer religiös heterogenen Gruppe stattfinden. Vor allem in religiös heterogenen Klassen dient der dialogische Unterricht dazu, um Vorurteile abzubauen und auch die Meinungen anderer akzeptieren zu können. Wenn die religiöse Heterogenität in einer Klasse fehlt, würde ich vorschlagen, dass diese die Gebetshäuser ( z.B. die Synagoge) besucht und unterschiedliche Vertreter der jeweiligen Religion in den RU einlädt.
3.) Beobachtungsfragen/aufträge: Handhabung der Schule von Weihnachtsfeiern. Religiöse Neutralität der LehrerInnen. Bildung von Gruppen innerhalb einer Religion?