RV09 – Dr. Christoph Fantini: Genderperspektiven

In der Vorlesung vom 04.06. 2018 referierte Herr Dr. Christoph Fantini über Genderperspektiven an Schulen. Aktuell ist es leider immer noch der Fall, dass Jungen und Mädchen stereotypische Verhaltensweisen zugewiesen werden, die aus pädagogischer Sicht schlechten Einfluss auf die SuS haben. Mädchen seine in der Regel ruhig, ordentlich und gut in den sprachlichen Fächer, während Jungs eher störend, selbstbewusst und gut in naturwissenschaftlichen Fächern seien. Kurz nach der Vorlesung machte ich eine interessante Beobachtung. Eine TV-Werbung über einen Rasierer für Männer fing mit folgendem Satz an „Der Charakter eines Mannes: selbstbewusst und einzigartig…“. Ich kann nachvollziehen, dass der Charakter eines Mannes in Szene gesetzt werden soll, weil es sich um ein Produkt für „Männer“ handelt. Dennoch ist mir nochmals bewusst geworden, wie stark die Industrie und die Medien unsere Gesellschaft durch solche Aussagen formen. Solch ein Umgang mit Attributen führt zu einer Klassifizierung und Generalisierung einer Gruppe wie in dem Vortrag von Frau Dr. Kenngott erklärt. Damit geschlechterseparierende Ansätze in Schulen nicht zur Norm werden, ist es wichtig, dass die Erwartung von Lehrkräften frei von Vorurteilen sind, die Kommunikation von SuS untereinander gewährleistet wird und die Didaktik nicht geschlechtsspezifisch ausgelegt wird.

 

In meiner Klasse gab es die Grundannahme, dass Mädchen ordentlichere Mappen führen würden. Dies führte bei den Jungs zur Frustration, was ich daran merkte, dass sie sich auch um gute Noten für die Mappen bemühten, aber aus ihrer Perspektive nicht gleichberechtigt benotet wurden. Als ich an einem Schultag meine gut bewertete Mappe zurückbekam, sagte ein Mitschüler zu mir: „Mit Blümchen malen kann ich mir auch gute Noten verschaffen“. Aus dieser Aussage entnehme ich, dass er erstens auch gerne eine bessere Note gehabt hätte, zweitens sich auch angestrengt hatte und drittens die Benotung der Lehrerin unfair fand, weil er davon ausging, dass die Mädchen  durch ihre typischen Malereien in ihren Mappen bessere Noten erhalten würden, was wiederum auch stereotypisierend ist.

 

Gibt es Generalisierte Annahmen in der Atmosphäre der Klasse, so wie bei mir?

Haben Lehrer Vorurteile oder bestimmte Annahmen gegenüber Geschlechtern und wenn ja wie äußern sie sich?

RV07 – Dr. Eileen Schwarzenberg: „Meint Inklusive wirklich alle?“

1.) Zu Beginn der Vorlesung stellt Frau Dr. Eileen Schwarzenberg eine Grafik vor, die angibt, wie sich der sonderpädagogischer Förderbedarf in Deutschland aufteilt. Es wird festgehalten, dass etwa 40,7%  SuS beim Lernen beeinträchtigt sind (häufig mehr Jungen, u.a. mit Migrationshintergrund). Weitere 16,4 %  SuS sind geistig beeinträchtigt und etwa 14,5% der SuS werden durch ihre emotionale und soziale Entwicklung beeinträchtigt.

Es gibt 2 relevante Modelle der Behinderung. Einmal das medizinische und einmal das soziale Modell.

Das medizinische Modell von Behinderung meint die Schädigung (persönliche Merkmale), Beeinträchtigung einer Person.

Das soziale Modell von Behinderung beschreibt die Barrieren aus der Umwelt und die Partizipationsbeeinträchtigung einer Person.

Diese Modelle sind auch unter anderem mit dem englischen Namen Impairment und Disability bekannt.

Impairment ist die funktionale Einschränkung einer Person aufgrund einer körperlichen, geistigen oder psychischen Schädigung, was gleich einer Beeinträchtigung ist.

Disabilitiy hingegen ist der Verlust oder die Beschränkung von Möglichkeiten am Leben teilzunehmen aufgrund räumlicher und sozialer Barrieren, was eine Behinderung ist.

Bei der Inklusion ist zu beachten, dass die Menschen unterschiedliche Hintergründe und Lebensbedingungen mitbringen. An dieser Stelle ist die Intersektionalität sehr wichtig. Sie beschreibt die  Wechselwirkung oder das Zusammenspiel der Differenzdimensionen.

 

Bei der Inklusiven Pädagogik sollte zu beachten sein, dass sie nicht für eine naive Befürwortung von Heterogenität gehalten werden sollte, sondern das kritisch-reflektierende Nachdenken über Gleichheit, Differenz und Heterogenität und dem gesellschaftlichen Umgang anregen sollte. Sie fragt nach: Inklusion und Exklusion auf unterschiedlichen Ebenen, Partizipation und soziale Zugehörigkeit, Entfaltung von Potenzialen (achievement) und förderlichen Lern- und Entwicklungsumgebungen.

 

2.) An meiner Schule bin ich leider mit keinem Modell der Behinderung in Kontakt gekommen. Ich kann aber annehmen, dass die Räumlichkeiten nicht gegeben waren, da sogar ich in der Übergangsphase von der 10. in die 11. (E-Phase) mit meiner Klasse in einem Raum unterrichtet wurde, der viel zu klein war. Wir haben knapp in den Raum gepasst und oft wurde es auch stickig, denn unser Unterrichtsraum war eigentlich ein Raum für Gruppentreffen. Jedoch hatten wir einen Aufzug für SuS mit einer Gehbeeinträchtigung. Ich selber vertrete die Auffassung, dass Inklusion stattfinden kann, wenn die Rahmbedingungen stimmen und die Schule unter anderem auch finanziell unterstützt wird. Spezielle pädagogische Fachkräfte sollten für SuS mit Beeinträchtigungen vorhanden sein, da es sonst eine Überforderung für die „Regellehrkraft“ wäre und auch weil somit die individuelle Förderung besser unterstützt werden kann. Desweiteren befürworte ich die Inklusion, da ich denke, dass die SuS mit und ohne Beeinträchtigung wertvolle Erfahrungen wie z.B. den Umgang mit anderen, sich „anders“ verhaltenden SuS sammeln können.

 

3.) Beobachtungsfragen: Unterstützt die räumliche Umgebung Inklusion? Gibt es in der Klasse SuS mit Beeinträchtigungen? Wie geht die Lehrkraft mit ihnen um? Gibt es pädagogische oder fachliche Unterstützung? Wie ist der Austausch unter den SuS?

RV06 – Dr. Eva Maria Kenngott: Interreligiöse Konflikte im Religionsunterricht

1.) Welche begegnungspädagogischen Settings zu bedenken und zu problematisieren sind, erklärte Frau Dr. Kenngott uns an einem Fallbeispiel. In diesem fordert eine KlassenleherIn die SuS dazu auf zum gemeinsamen Frühstück etwas spezielles aus der eigenen Kultur/Heimat mitzubringen. Auf dem ersten Blick ist der Gedanke der LehrerIn toll, sie/er beabsichtigt ein Vielfältiges Frühstück zu gestalten und die SuS mit den unterschiedlichen Kulturen untereinander vertraut zu machen. Dennoch stellen sich bei näherer Betrachtung folgende Probleme dar. Die Aufgabe kann die SuS unter Druck setzten, da sie möglicherweise das Gefühl bekommen sich den anderen gegenüber beweisen zu müssen. Auch stellt sich die Frage was typisch ist? Und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es gibt? Des Weiteren besteht die Gefahr der Generalisierung der gesamten Gruppe. Dies passiert, wenn eine Person etwas (in diesem Falle das spezifische Essen) präsentiert und dieses Atribut der gesamten Gruppe zugesprochen wird. Auch besteht die Gefahr, dass aus einer Vielfältigen Tradition nur ein Aspekt rausgeschnitten wird. Diese zentralen Probleme sind im Bezug auf interreligiöse Klassen zu übertragen.

2.) Ich war in Bremen auf einer katholischen Schule, in dessen Religionsunterricht überwiegend das Christentum und nebenbei die weiteren Weltreligionen unterrichtet wurden. In den höheren Klassenstufen ging es dann um Themen, wie die Thodizee-Frage, Religionskritik und Leben nach dem Tod. Als einzige muslimische Schülerin in der Klasse habe ich oft miterleben müssen, dass durch geringes Wissen schnell Vorurteile oder stereotypisierende Bilder gegenüber anderen Religionsgemeinschaften, wie z.B. dem Islam, entstanden sind. Auch kann ich bestätigen, dass eine Generalisierung einer Gruppe sehr schnell erfolgt. Ich wurde des öfteren mit Fragen konfrontiert, die mir gezeigt haben, dass das Verhalten eines Muslims auf die gesamte Gruppe zugeschrieben wurde. An dieser Stelle muss natürlich differenziert werden. Eine Religion ist vielfältig und wird auch unter Menschen innerhalb dieser Religionsgemeinschaft unterschiedlich ausgelebt. Auch sollte genauer zwischen Kultur und Religion differenziert werden, weil Religionsgruppen sich über mehrere Länder, Nationalitäten und somit auch Kulturen erstrecken können. Vorurteile gegenüber anderen Religionen können abgebaut werden, wenn die Schule ihren SuS aufklärendes und objektives Wissen über eine „fremde“ Religion vermittelt und der RU (Religionsunterricht) im Dialog stattfinden kann. Dialogischer RU bedeutet, dass die SuS aufgrund ihres Wissens, eigenen Glaubens und Meinung miteinander debattieren, analysieren und sich auch tolerieren und ergänzen. Dies kann in einem Klassenverband innerhalb nur einer Religionsgruppe, aber auch in einer religiös heterogenen Gruppe stattfinden. Vor allem in religiös heterogenen Klassen dient der dialogische Unterricht dazu, um Vorurteile abzubauen und auch die Meinungen anderer akzeptieren zu können. Wenn die religiöse Heterogenität in einer Klasse fehlt, würde ich vorschlagen, dass diese die Gebetshäuser ( z.B. die Synagoge) besucht und unterschiedliche Vertreter der jeweiligen Religion in den RU einlädt.

3.) Beobachtungsfragen/aufträge:                                                                     Handhabung der Schule von Weihnachtsfeiern.                                               Religiöse Neutralität der LehrerInnen.                                                                   Bildung von Gruppen innerhalb einer Religion?

 

„Sprachliche Heterogenität“ von Herrn Dr. Christoph Kulgemeyer

1.)

In der Vorlesung „Sprachliche Heterogenität“ von Herrn Dr. Christoph Kulgemeyer vom 24.04.2018 wurden u.a. empirische Fakten überprüft. Eine von diesen Hypothesen lautete: „Im Naturwissenschaftsunterricht spielen sprachliche Probleme kaum eine Rolle“. Diese Hypothese könne anhand von folgenden Fakten verneint werden. Der Begriff „Kraft“ z.B. meint in der Fachsprache etwas Anderes als in der Alltagssprache. In einer Unterrichtsstunde würden etwa 9 neue Fachbegriffe aufgeführt werden, Physikbücher würden etwa 1500 bis 2000 verschiedene Fachbegriffe enthalten und in einem üblichen Schulbuchtext ist etwa jedes 6. Wort ein Fachbegriff. Hierbei entstehen Kommunikationsschwierigkeiten zwischen LehrerInnen und SchülerInnen, da die Sprachwirklichkeit dieser zwei Gruppen sich unterscheiden, jedoch angepasst werden sollte.

Eine weitere Hypothese war: „Schüler erreichen bessere Ergebnisse als Schülerinnen in Physik“. Dieser empirische Fakt resultiere aus folgenden Gründen. Die Teilkompetenz variiere zwischen Jungs und Mädchen. Diese würden sich eher für die Anatomie des Menschen oder Phänomenen interessieren, während Jungs in den Bereichen „mentale Modelle heranziehen“ und „Faktenwissen anwenden“ besser sein, was auch in den Schulbüchern überwiegend behandelt und gefragt werden würde. Außerdem würden Jungs durch z.B. Störungen im Unterricht zwei Drittel der Aufmerksamkeit der Lehrkraft bekommen. Auch würden sie eher für ihre brillante fachliche Leitung gelobt werden, während Mädchen eher Lob für Organisation und soziales Verhalten ausgesprochen bekommen würden.

 

2.)

Ich habe in meiner Grundschulzeit die „Innere Differenzierung“ positiv erlebt. Da es in der Grundschule noch keine Einteilung in A, B oder C- Kurse, so wie von der 6.-10. Klasse gab, waren die Leistungen der SuS sehr heterogen. Diese Leistungsdifferenz wurde „aufgegriffen“, indem es zu den meisten Übungsblättern oder auch Arbeiten Zusatzaufgaben gab. Für leistungsstarke und somit auch meist schnelle Schüler dienten diese Zusatzaufgaben in den Arbeiten, um Extrapunkte zu erwerben. Bei Bearbeitung der Übungsblätter mit Zusatzaufgaben hatten die leistungsschwächeren SuS genug Zeit um die regulären Aufgaben zu erledigen und den leistungsstarken SuS wurde nicht langweilig.

 

3.)

Aufgabenstellungen für den Englischunterricht.

a) Describe how the woman and the men are fighting. – Klare Anweisung was genau beschrieben werden soll und einfacher Wortschatz.

b) Examine the most important features oft he picture. – SuS müssen selber entscheiden können, was die wichtigsten Merkmale des Bildes sind.

c) In the corner oft he picture you can see a dog. Examine the most important features oft he picture and interpret them. – Überflüssige Information, SuS müssen bemerken, dass diese keine Rolle spielt; 2 Aufgabenstellungen, die miteinander verknüpft sind.

 

Ob die Aufgaben zu schwierig sind, kann ich daran erkennen, wenn SuS nach unklaren Begriffen der Aufgabenstellung nachfragen. Desweiteren kann ich auf Anhieb nicht herausfinden, wie die SuS die Fragen entgegennehmen. Ich müsste zuerst die Antworten lesen, um herausfinden zu können, ob die Aufgaben verstanden wurden oder nicht.

 

4.)

Liebe Kollegin, es ist klar, dass es nicht einfach sein wird auf die Heterogenität der SuS in den Gesamtschulen einzugehen. Dennoch kann mit „innerer Differenzierung“ ein erfolgreiches Schulsystem geschaffen werden. Abgesehen davon, sollten leistungsstarke und leistungsschwache SuS nicht voneinander isoliert werden. Sie sollten sich auf sozialer Ebene untereinander austauschen und Freundschaften bilden können. Auch denke ich, dass durch diese Freundschaften zwischen den heterogenen SuS leistungsschwächere SuS von ihren Freunden motiviert werden können.

„Doppelte Heterogenität“

1.) In der Vorlesung vom 17.04.18 erläuterte Herr Prof. Andreas Klee uns den Ausdruck „doppelte Heterogenität“, die u.a. in den sozialwissenschaftlichen Fächern wie z.B. Politik und Geschichte von großer Bedeutung sind. Hierfür führte er ein Experiment mit uns Studierenden durch. Er bat uns das Wort „Tisch“ und dann das Wort „Demokratie“ zu definieren. Es stellte sich schnell heraus, dass „Tisch“ viel einfacher und schneller für uns Studierende zu definieren lässt als „Demokratie“. Dies liegt daran, dass „Tisch“ ein strukturierter und „Demokratie“ ein unstrukturierter Begriff ist. Bei unstrukturierten Begriffen ist es schwer eine einheitliche Definition anzugeben, weil jeder eine andere Vorstellung von ihnen hat, da jedes Individuum unterschiedliche Erfahrungen sammelt und somit auch unterschiedliche Perspektiven auf den selben Begriff aufweist.  Dieses Experiment führte Herr Prof. Andreas Klee mit uns durch, um zu verdeutlichen, dass jeder einzelne Schüler eine individuelle Auffassung von unstrukturierten Begriffen haben wird. In meinem Fach Religionswissenschaften ist die „doppelte Heterogenität“ von enormer Bedeutung, da viele unstrukturierte Begriffe und Ausdrücke zentrale Aspekte des Unterrichtsinhaltes darstellen. Gott, Glaube und Gemeinschaft sind alles unstrukturierte Begriffe und werden sicherlich unterschiedlich von SuS definiert. Zudem ist zu beachten, dass innerhalb einer Schulklasse SuS erstens nicht alle der selben Konfession oder gar keiner angehören und zweitens die Inhalte und Werte der jeweiligen Religion innerhalb der Familie Zuhause unterschiedlich vermittelt werden. Dies sind nur zwei Faktoren, die die Denkstruktur der SuS beeinflussen. Wenn nun im Unterricht von einem Letztgültigen gesprochen wird, ist es wichtig die Vorstellungen der SuS zu sammeln und zu sehen an welchen Punkten sich diese überschneiden und differenzieren. Als LehrerInnen ist es wichtig alle Anschauungsweisen zu respektieren und die eigene nicht mit in den Unterricht einfließen zu lassen.

 

2.) Folgende drei Methoden könnten der Erhebung der Vorstellungen von SuS beitragen. Im Allgemeinen sollte innerhalb der Schullaufbahn versucht werden, den SuS Offenheit gegenüber andere Ansichtsweisen beizubringen. Dies erweitert den eigenen Horizont, fördert die MitschülerInnen darin ihre eigene Meinung frei zu entfalten und vermindert Streit. Desweiteren sind Gruppenarbeiten eine Methode, die Diskussionen zwischen den SuS ankurbeln und das Eingehen auf Meinungsunterschiede ermöglichen. Auch kann ein Brainstorming an der Tafel die verschiedenen Gedanken festhalten, gruppieren und differenzieren.

 

3.) Folgende Beobachtungsaufgaben:

  1. Nach Unterschieden suchen, ob sich LerherInnen im Kollegium anders ausdrücken, als wie im Klassenunterricht und ob sich eine Umstellung automatisiert hat.
  2. Schauen, wie und wann die LehrerInne merken, dass die SuS den Arbeitsauftrag nicht verstanden haben und wie sie sich korrigieren.