Abschlussreflexion

Juli 31, 2019 |  Tagged | Schreibe einen Kommentar

In diesem Blogbeitrag möchte ich zuerst auf die für mich zentralsten theoretischen Erkenntnissen zum Thema „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ eingehen.

Zunächst sind für mich die „Stereotypen“ aus fachdidaktischer Perspektive zu erwähnen, diese beschreiben eingefahrene Muster, ebenfalls bekannt als Vorurteile. Diese Verallgemeinerung bildet sich häufig als klischeehaftes Bild ab. Es ist eine mentale Vereinfachung von Personengruppen. Diese vereinfachte Wahrnehmung ist eine Reduktion der Komplexität unserer Umwelt. Dadurch schafft sich der Mensch eine Orientierungshilfe, ein gewöhnlicher Vorgang des Menschen.

Besonders als angehende Lehrkraft sollten wir uns immer wieder vor Augen führen, dass Stereotypen nicht die Realität darstellen, sondern sie verzerren und verallgemeinern. Meine Erkenntnis liegt hierbei darin, dass das Problem vielmehr darin liegt, dass Erfahrung und Vorurteil von einem Individuum auf eine gesamte Gruppe übertragen wird.

Für mich als angehende Deutschlehrerin hat dieses Thema eine besondere Bedeutung, da Literatur häufig stereotypisch ausgewählt wird. „Alle Mädchen mögen Prinzessinnen Bücher“ ist zum Beispiel ein solcher Stereotyp, genauer die vermeintlich angenommene thematische Präferenz und diese sollten wir als Lehrkräfte unterlassen. Den Raum für Erfahrung und Interessensentwicklung sollte nicht durch Annahmen und Vorstellungen unsererseits eingeschränkt werden. Konsequenzen für die Praxis sind daher unterschiedliche Textsorten in den Unterricht miteinzubeziehen und stereotypische Bilder zu hinterfragen, um keine Klischees zu reproduzieren.

Auch im Bereich des Sachunterrichts halte ich es für sinnvoll, die Geschichte zur Gleichberechtigung von Frauen und Männer zu thematisieren. Gründe und Erkenntnisse von damals und heute mit den Kindern zu erarbeiten, um den Unterschied somit zur Neuzeit sichtbar zu machen. Nur so können wir schon bei den jüngsten Menschen das Thema „Stereotypen und Vorurteile“ sensibilisieren.

Als weiteren Punkt ist die „Sprachsensibilität“ zu nennen. Sprache hat besonders im Unterricht verschiedene Funktionen, so wie Ausdrücke und Bezeichnungen für spezifische Gegenstände aufzubauen. Somit lernen Schulkinder die sprachlichen Mittel im Unterricht, in dem die Lehrkraft mit Sprache Lerninhalte vermittelt und die Schüler und Schülerinnen diese wiederum aufnehmen.

Fehlen jedoch sprachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, kann ein Schüler oder eine Schülerin dem Unterricht nicht folgen, weil er oder sie etwas nicht versteht oder es sprachlich nicht ausdrücken kann.

Meine Erkenntnisse sind daher, dass ein fundamentaler Teil aus der Ermittlung des Sprachstands der Schülerinnen und Schüler ausgehen muss. Anschließend können auf den ermittelten Lernstand zugeschnittene Unterstützungstechniken z.B. durch sogenannte Baugerüste angewendet werden.

Sprache resultiert durch die Verknüpfung von fachlichem und sprachlichem Lernen. Daher sollten bei sprachschwachen Schülerinnen und Schülern auch die sozial-ökonomischen Faktoren in Erwägung gezogen werden, denn diese sind häufig aussagekräftiger, als die Einordnung der deutschen Sprache, in die erst oder zweit Sprache.

Dieser Punkt lässt sich folglich nicht nur dem fachdidaktischen Aspekt, sondern auch den generell Erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen zuordnen.

Als nächstes möchte ich auf die „Psychologische Intelligenz und dem Vorwissen“ eingehen. Vorwissen ist wichtiger als Intelligenz, denn Vorwissen hat einen Einfluss auf den Lernerfolg. Indem ein Kind Vorwissen mit sich bringt, bestehen im Gehirn bereits Präkonzepte. Diese Präkonzepte kann das Kind bei neuem Wissenserwerb abgleichen, überarbeiten, erweitern oder verwerfen. Der Vorteil liegt hier ganz besonders darin, dass das Kind an etwas anknüpfen kann. Diese Kinder lernen meist schneller. Das Vorwissen zählt du den Eigenschaften des Gedächtnisses, die Intelligenz hingegen zu den Eigenschaften des Arbeitsgedächtnisses und der kognitiven Verarbeitung. Die Intelligenz wird benötigt und das Wissen weise einzusetzen, somit besteht eine wechselseitige Beziehung. Dieser Punkt lässt sich besonders auf den Anfangsunterricht beziehen und ist damit der generellen erziehungswissenschaftlichen Erkenntnis zuzuordnen.

Die Schulkinder kommen im Anfangsunterricht mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen und Vorkenntnissen in die Schule. Daher sollten wir vor allem in dieser Zeit, darauf achten, dass die Präkonzepte eine besonderen Stellewert erlangen. Es sollte ein Raum geschaffen werden, in dem die Präkonzepte unter den Schulkindern geteilt werden können. So besteht zumindest die Möglichkeit, dass die Kinder, die keine Vorstellungen zu einem Thema haben, ein Präkonzept von einer Schülerin oder einem Schüler zu übernehmen können.

Die Vielfalt von Kindern muss berücksichtigt werden und das Potenzial der Schüler erkannt werden. Daraufhin erhöht sich die Chancengleichheit. Zudem bieten Präkonzepte, einen Anreiz zum Kommunizieren und Diskutieren.

Des Weiteren möchte ich auf meine erziehungswissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema „Geschlecht in der Schule“ eingehen.

Das Geschlecht ist ein Baustein von Vielfalt, in Abhängigkeit zur sozialen Lage, sozio-kulturelles Milieu, Migration et cetera. Es muss gerade in der Arbeit mit Menschen eine Toleranz zu den vielförmigen Übergängen zwischen Weiblichkeit und Männlichkeit bestehen. Bis heute ist man sich noch nicht einig darüber geworden wie Bildungsinstitutionen, den Geschlechtern zugeschrieben Eigenschaften, gerecht werden sollen.  Häufig sind es Selbstinszenierungen oder Zuschreibungen zu den Geschlechtern, die die „Konflikte“ hervorrufen. Zur Selbstreflexion gehört daher, die Wahrnehmung auf die Leistungen zurichten und dem damit verbunden Anspruch auf objektive Bewertung als Lehrerin oder Lehrer gerecht zu werden. Die Unterscheidung von Mann und Frau, darf keine Auswirkungen auf die Eigenschaften von Mann und Frau haben. Vielmehr muss es eine pädagogische Reflektivität vorhanden sein und ein Auflösen von geschlechterseparierenden Ansätzen. Differenz- und Defizitorientierung zu den Geschlechtern sind problematische Zuschreibungen von Lehrkräften, die diesen Konflikt verschlimmern. Die Herausforderung besteht in der Schulung der Reflexionsfähigkeit von Fachkräften, die intersektionale Perspektive zu begreifen, die Individualisierung des Unterrichts, einen Unterricht zu schaffen der an den Lebenswelten der Kinder anknüpft und zu guter Letzt Jungen und Mädchen als „Experten und Expertinnen“ in ihren Lebenslagen zu akzeptieren.

 

Im weiteren Abschnitt dieses Blogbeitrags möchte ich meine persönlichen Erfahrungen zu den oben Angesprochen Themen nennen und meine draus neu gewonnen Ansichten schildern.

Zum Thema „Stereotypen“ und wie diese sich negativ auf die Bewertung und dem Umgang auf eine Schülerin oder einen Schüler auswirken können, habe ich in einem Praktikum bereits erlebt. Situation: Eine Lehrerin hatte gegenüber seinem neuen Schüler starke Vorurteile, da sie den großen Bruder schon unterrichtete. Mit dem großen Bruder gab es große Konflikte und Probleme. Diese Probleme übertrug die Lehrerin auf ihren neuen Schüler, dem kleinen Bruder. Ein negatives Beispiel, dass unterschreibt, wie wichtig es ist, sich als Lehrkraft nicht von den Vorurteilen leiten zu lassen, vor allem dürfen diese nicht auf einen neuen oder anderen Schüler übertragen werden.

In meinen bisherigen Praxiserfahrungen ist mir zudem aufgefallen, dass meist nur eine Sprachanalyse, häufig im Anfangsunterricht, durchgeführt wird. Oft wird angepasstes Material und abgestimmte Hilfestellung, nur den Kindern gewährt, die nach Meinung der Lehrkraft schwerwiegendere Probleme haben. Ich finde das fatal, es sollte eine Empfehlung für alle Kinder geben. Wenn zum Beispiel die Grammatikbox in einer Klasse vorhanden ist, können Kinder zielgerecht an den Empfehlungen der Lehrkraft arbeiten. Mit den Grammatikboxen entdecken Kinder eigenständig Regeln und können dazu mit Aufgaben üben und vertiefen.

Als ich ein Praktikum in einer ersten Klasse durchgeführt habe, ist mir der Unterschied zwischen Kindern mit und ohne Vorwissen deutlich geworden. Ob es im Morgenkreis war, als ein Kind schon recht gut die Uhr lesen konnte oder im Deutschunterricht, schon ein Kind etwas lesen konnte. Mich hat aus der Vorlesung hierzu geprägt, das Vorwissen einen unerreichbaren Stellenwert hat. Als Lehrkraft ist es unsere Aufgabe an diesen Präkonzepten anzuknüpfen.

 

Abschließend möchte ich zwei Thematiken aus den erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen nennen und kurz Stellung zu diesen nehmen.

Zum einen interessiert mich besonders die Ermittlung des Vorwissens von Schülern und Schülerinnen.  Hier würde ich mir wünschen im weiteren Verlauf meines Studiums zu erfahren, wie ich in meine Unterrichtsvorbereitung die individuellen und verschiedenen Präkonzepte meiner Schülerinnen und Schüler einbeziehe.

Zum anderen interessiert mich die Thematik „Deutsch als Zweitsprache“. Die Mehrsprachigkeit stellt häufig eine große Herausforderung dar, welcher man als Lehrkraft mit Offenheit und fachlicher Kompetenz gegenübertreten sollte. Daher würde ich mir hier konkrete Beispiele und Anwendungsmöglichkeiten wünschen.

Denn oftmals fehlt es den Schulen an Kapazität im Bereich des Personals, die Zeit oder aber auch die Herangehensweise. Daher fände ich es schön in diesem Bereich mehr Inhalte zu bekommen und dieser Lücke entgegenzuwirken und persönlich besser mit fachlichem Wissen aufgestellt zu sein.


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