1.Welche Rolle spielen Intelligenz und Vorwissen für erfolgreiches Lernen? In welchem Verhältnis stehen diese beiden Heterogenitätsdimensionen zueinander? Wie hat man ihren jeweiligen Einfluss auf Lernerfolg empirisch untersucht?
Sowohl Intelligenz als auch Vorwissen sind von großer Wichtigkeit in Bezug auf erfolgreiches Lernen. Beide Gesichtspunkte sind hierbei mit einander verzahnt. Es handelt sich um ein Wechselspiel, da Vorwissen benötigt wird um von der Intelligenz zu profitieren und andersherum (vgl. Folie 27/28).
Schaut man sich jedoch beide Gesichtspunkte an wird deutlich, dass Intelligenz und Vorwissen einander nicht immer bedingen. In einem Test bei dem ein Vorwissen im Fußball, sowie die allgemeine Intelligenz entscheidend sind, haben die Kinder mit einem weitgehenderem Vorwissen in allen Fällen ein gutes Ergebnis erzielen können (vgl. Hasselhorn et al., 2006, S. 155 ff.). Daraus lässt sich schließen, dass Vorwissen insbesondere in der Grundschule eine wichtigere Bedeutung zukommt als Intelligenz. Basierend auf dieser Erkenntnis fußt eine weitere Untersuchung, bei der die kristalline Intelligenz, das Vorwissen, sowie die mathematischen Kompetenzen in allen Klassenstufen des Primarbereichs untersucht und miteinander verknüpft wurden. Die Auswertung dieser Daten zeigt, dass keine grundlegender Zusammenhang zwischen der Intelligenz und den mathematischen Kompetenzen eines Kindes vorzufinden sind (vgl. Langfeldt, 2014, S. 40-41). Trotz alledem ist Intelligenz nicht unwichtig für das erfolgreiche Lernen. Eine weitere Untersuchung, welche die Verbindung von der Intelligenz von 11-jährigen und ihren Noten im landesweiten Abschlussexamen beleuchtet, ist ein Bezug festzustellen (vgl. Folie 17).
2. Was konnten Sie in Ihren bisherigen Praxiserfahrungen über den Umgang mit heterogenem Vorwissen von SuS beobachten? Welche Erfahrungen haben Sie selbst vllt. schon mit (mangelnder) Kenntnis oder (falschen) Annahmen über den (Vor-)Wissensstand Ihrer SuS gemacht?
In meiner Tätigkeit als Hilfskraft an einer Grundschule war es mir des öfteren möglich den Umgang mit heterogenem Vorwissen von SuS zu beobachten. Die Lehrkräfte, sowie andere Hilfskräfte gehen hiermit unterschiedlich um. Gerade im Sachunterricht war das Vorwissen der Kinder heterogen, da sie zum Beispiel ein unterschiedliches Grundinteresse an bestimmten Inhalten haben und sich somit freiwillig schon einmal damit beschäftigt haben. Auch die Gegebenheiten des Elternhauses waren hierfür ausschlaggebend, da einige Eltern oder Geschwister bestimmte Phänomene erklären konnten und sich auch mit dem Kind auseinander setzen wollten und es einige Kinder gab bei denen dies nicht der Fall war. Aus dem Vorwissen der Kinder wurde häufig profitiert. Es wurde als Sozialform die Gruppenarbeit gewählt, wobei es ein bis zwei „Experten“ in einer Gruppe gab, die den anderen etwas erklärt hat. Dies erweist sich jedoch teilweise als kritisch, da manche Kinder dennoch auf der Strecke bleiben, während andere durch die Peerarbeit schnell vorankommen. Gerade im Sachunterricht weisen die Kinder eine besondere Vielfalt an Vorwissen auf, welches sich über viele Thematiken erstreckt.
3. Einige Befunde zur Rolle von Intelligenz und Vorwissen beim Lernen waren für Sie möglicherweise überraschend. Oder Sie sehen einige der Forschungsergebnisse kritisch in Bezug auf Schule und Unterricht. Welche Forschungsfragen ergeben sich daraus (z.B. für Ihr nächstes Praktikum)? Und wie können Sie diese Fragen beantworten?
Ein für mich überraschender Fakt ist, dass gute Testergebnisse in der ersten Klasse nicht direkt auf eine hohe Intelligenz schließen lassen. Gerade in der ersten Klasse, nachdem die Kinder einen Institutionwechsel hinter sich haben behelfen sie sich mit ihrem lebensweltlichen Vorwissen. Die Studie von Langfeldt bestätigt diesen Sachverhalt (vgl. Folie 25). In dieser Studie werden Zusammenhänge zwischen Vorwissen, Intelligenz und mathematischen Kompetenzen betrachtet. In Bezug auf meine persönlichen Erfahrungen würde mich interessieren ob diese Studie auf andere Fächer in der Grundschule übertragbar sind oder ob es dazu andere Studien gibt die diesen Sachverhalt untersuchen.
Quellen:
- Hasselhorn, M. & Gold, A. (2006). Pädagogische Psychologie. Erfolgreiches Lernen und Stuttgart: Kohlhammer.
- Langfeldt, H.P. (2006). Psychologie für die Schule. Weinheim: Beltz PVU